Platzverweis gegen Dahoud Aytekin schießt übers Ziel hinaus

Meinung | Mönchengladbach · Der Platzverweis gegen Mo Dahoud ist eine Projektionsfläche für Grundsatzdiskussionen. Es geht um das Verhalten von Spielern und Respekt gegenüber Schiedsrichtern. Das wird Dahoud nicht gerecht und übersieht, dass auch Referees etwas zum gedeihlichen Miteinander beitragen können.

Deniz Aytekin (r) im Dialog mit Mo Dahoud.

Deniz Aytekin (r) im Dialog mit Mo Dahoud.

Foto: AP/Martin Meissner

Nach dem Spiel zwischen Gladbach und dem BVB sprachen alle über eine Gelbe Karte. Viel spricht nämlich dafür, dass Deniz Ayktekin zunächst keinen Platzverweis im Sinn hatte. Als Mo Dahoud nach einem handelsüblichen Foul ärgerlich abgewunken hat, reichte es dem Schiedsrichter. Seinerseits gestenreich stellte er klar, dass ihm die Geste des Spielers missfiel und zeigte dem Dortmunder die Gelbe Karte. Erst wenige Meter und Augenblicke später zückte er Rot hinterher. Offenbar war Aytekin seinem eigenen Affekt unterlegen und hatte nicht bedacht, dass Dahoud bereits Gelb gesehen hatte.

Später erklärte er seine Entscheidung mit Sätzen wie „Auch wir haben ein Mindestmaß an Respekt verdient.“ Dem kann niemand widersprechen. Gerade weil die Debatte wichtig und gewichtig ist, ist sie an dieser Stelle deplatziert. Dahouds Aktion in einen Kontext zu stellen, in dem Unparteiische sich sogar körperlichen Angriffen ausgesetzt sehen, ist unfair und verharmlost das Problem. Am meisten sollte sich Aytekin darüber ärgern, dass er seine Statistenrolle verlassen hat. Auf dem Feld wirkte er angefasst, beeinflusste mit seiner Entscheidung das Spiel maßgeblich und heizte das Spielklima an. Kein Wettkampf kommt ohne Leidenschaft, ohne, Zetern und Ärger aus – das funktioniert nicht mal beim Brettspiel. Daher sollten beide Seiten großzügiger miteinander umgehen. Wer Ayktekins Maßstab in dieser Szene an alle Spiele anlegt, wird wenige zu zweiundzwanzigst beenden.

Borussia Mönchengladbach – Borussia Dortmund: Die Bilder des Spiels gegen BVB
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Schiedsrichter sind laut Regelwerk keine „Luft“ mehr, wenn sie angeschossen werden. Das sind sie erst recht nicht, wenn sie beleidigt, bedroht oder bedrängt werden. Am besten steht es jedoch allen, wenn nach dem Spiel niemand mehr weiß, wer der Schiedsrichter war. Dazu können alle beitragen.

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