BVB nach Pleite im Revierderby in der Krise Dortmunds Problem liegt in der Abwehr

Dortmund · Beim 1:2 im Ruhrpott-Klassiker "schenken" die Gäste dem FC Schalke zwei Tore nach Eckbällen. Während das Team von Trainer Jens Keller nach vier Spielen ohne Niederlage gut dabei ist, steckt der Vizemeister in einer "Minikrise".

Piszczek erleidet einen blutenden Cut über dem Auge
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Jens Keller ließ niemanden entkommen. Der Trainer des FC Schalke umarmte jeden, der ihm über den Weg lief. Kurz zuvor war er am Spielfeldrand herumgehüpft, als ob er ein Stromkabel angepackt hätte, stieß dabei die zu Fäusten geballten Hände immer wieder in die Höhe. Wenig später hat sich der Mann, der seit 21 Monaten das sportliche Sagen "auf Schalke" hat, in dieser Zeit aber ganz selten in Ruhe arbeiten konnte, wieder unter Kontrolle. "Natürlich sind es auch nur drei Punkte, wie für den Sieg in Bremen. Aber dieser Erfolg ist so eminent wichtig für die Region, für unsere Fans, den Verein und die Spieler", betont Keller. Dass er auch für ihn wertvoll ist, weiß der 43-Jährige, doch er behält es für sich.

Nun, für die Region darf er eigentlich nicht sprechen. Gegner Dortmund, der mit einer 1:2-Niederlage die kurze Rückreise antreten musste, ist auch im Ruhrpott zu Hause - und das macht den Triumph noch schöner. Keller war nach schwachem Saisonstart mit sechs Pflichtspielen ohne Sieg, darunter das Aus im DFB-Pokal, wieder einmal in die mediale Kritik geraten. Nun wird er als "Derby-König" gefeiert. Der Chefcoach reagierte gelassen auf den diesmal ins Positive reichenden Ausschlag der Emotionen. "Vor zwei Wochen war ich noch entlassen. Jetzt soll ich unkündbar sein? Das geht mir beides in zu extreme Richtungen", meinte er mit Blick auf die temporären Schulterklopfer.

Jürgen Klopp war nach "dem Spiel, das nur dazu da ist, dass du es gewinnst", nicht zufrieden. "Wer solche Geschenke macht, kann selten Spiele gewinnen", stellte Dortmunds Cheftrainer fest. Bei beiden Gegentreffern, jeweils nach Eckbällen, stimmte die Abwehrarbeit nicht. Beim 1:0 verlor Kapitän Mats Hummels, der erstmals seit der WM in Brasilien bei der Borussia von Beginn an spielte, den Überblick. Joel Matip bedankte sich für den unerwarteten Freiraum und köpfte zum 1:0 ins Dortmunder Tor.

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Vor dem 2:0 hatte Gästetorhüter Roman Weidenfeller einen Kopfball von Klaas-Jan Huntelaar entschärft. Als der Ball unmittelbar danach wieder im Strafraum war, produzierte Stürmer Adrián Ramos einen fatalen Querschläger, der fast wie eine Flipperkugel hin-und hersprang, ehe er vor den Füßen von Eric Choupo-Moting landete. Der Angreifer, einer der Besten seines Teams, verwandelte recht humorlos. Wenig später machte Ramos seinen Fehler wieder wett, als seine Flanke von Pierre-Emerick Aubameyang zum Anschlusstreffer veredelt wurde.

Die zweite Halbzeit gehörte den Dortmundern, die nun drei Spiele in Folge nicht gewonnen haben. "Da haben wir die Schalker wundgelaufen", stellte Klopp fest. Aber die Gastgeber taten das, was man im Revier gerne sieht - sie malochten. Wer immer in der Nähe des Balles stand, attackierte, warf sich in die Flugbahn des Spielgeräts, tat alles, den Gegner zu stören. "Wir haben mit Leidenschaft, Willen und Aggressivität dafür gesorgt, dass wir am Ende als Sieger vom Platz gehen konnten", sagte Törjäger Huntelaar, der diesmal einen eher unauffälligen Nachmittag verlebte. Mit einer Ausnahme. In der Nachspielzeit hatte der Niederländer die Chance zum 3:1, doch von der Hacke Weidenfellers abgelenkt, trudelte der Ball aufreizend langsam am Pfosten vorbei ins Toraus.

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Die Dortmunder machten mächtig Druck, Gefahr produzierten sie indes nicht. Als die Gäste merkten, dass ihnen die spielerischen Mittel fehlten, um den Abwehrriegel knacken zu können, hofften sie darauf, dass der Kollege Zufall einen gelb-schwarzen Dress tragen würde. Vergeblich. "Die Jungs, die auf dem Platz standen, hätten gewinnen können. Doch dann schießt du dir selbst ins Bein", haderte Klopp mit den beiden Blackouts vor der Pause. Dass es noch viele Mängel gibt, dass Abläufe noch nicht stimmen, all das ist für ihn keine Überraschung, weil erklärbar. Wie seinem Kollegen Keller fehlen auch ihm wichtige Spieler, müssen Profis, die gerade erst wieder fit sind oder noch keine Zeit zur Pause haben, die ganze Zeit "komplett durchblasen". Doch Klopp gibt sich kämpferisch: "Glaubt mir eines: Wir kommen wieder. Das kann noch einen Monat dauern, aber wir kommen wieder."

(RP)
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