Aus in der Champions League In Dortmund beginnt das große Wackeln

Dortmund · In der Champions League ist Borussia Dortmund ausgeschieden. Dem BVB bleibt nur noch die Bundesliga, wo der Klub schwer unter Druck steht.

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Foto: AP/Michael Probst

Als es vorbei war, gesellte sich der Kapitän kurz zur „Hätte, würde, wenn“-Fraktion. „Wir hätten natürlich mindestens ein Tor vor der Halbzeit gebraucht“, sagte Marco Reus. Borussia Dortmund aber schoss kein Tor vor der Pause. Auch nach der Pause gelang dem Bundesliga-Tabellenführer gegen Tottenham Hotspur kein Treffer. Weil Harry Kane unmittelbar nach dem Wechsel traf, ist nach dem 0:1 im Achtelfinal-Rückspiel (Hinspiel 0:3) die Saison in der Champions League vorbei.

Nicht nur Reus sah im verschwenderischen Umgang des BVB mit seinen Chancen den entscheidenden Grund für das Ausscheiden. „Als sie in der zweiten Halbzeit das frühe Tor gemacht haben, war der Stecker natürlich gezogen“, erklärte der Kapitän. Nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen bleibt den Dortmundern nur noch ein Wettbewerb, die nationale Meisterschaft. „Das ist leider so, wir wollten das nicht, das ist schade für uns“, stellte Trainer Lucien Favre fest. Und er schaute dabei, als würde er endgültig an allen Fußballgöttern verzweifeln.

Vor ein paar Wochen noch hätten die Wegbegleiter der Borussia die gelegentliche Leichenbittermiene des Fußballlehrers aus der Schweiz mit einem Verweis auf dessen Kauzigkeit abgetan. Favre zählt schließlich zu jenen, die sogar nach großen Siegen und bei 20 Punkten Vorsprung in der Tabelle Klage über das schwierige Fußballgeschäft führen.

Unterdessen ist das Fußballgeschäft für den einst mit großen Schritten der Konkurrenz enteilenden Tabellenführer BVB aber objektiv schwierig geworden. Das Neun-Punkte-Polster ist zu nichts geschmolzen. In der Bundesliga ist Dortmund gerade mal zwei Törchen besser als Bayern München, gegen Abstiegskandidaten ließ die westfälische Borussia Zähler in Serie liegen – zuletzt beim 1:2 in Augsburg. Das war bereits ein Ausdruck des großen Wackelns, das die Dortmunder ergriffen hat.

Michael Zorc, der Sportliche Leiter des BVB, ist daraufhin zu einem seiner raren öffentlichen Redebeiträge aufgebrochen. Er warf dem Team mangelnde Einstellung vor. „Es kann nicht sein, dass verunsicherte und qualitativ unterlegene Gegner uns allein durch Laufbereitschaft und Begeisterung komplett aus dem Spiel nehmen“, sagte er. Nun nimmt er den Sturmlauf seiner Mannschaft im Achtelfinal-Rückspiel zum Anlass, wieder an bessere Zeiten zu glauben.

Das tut Reus ebenfalls. „Auf die erste Halbzeit kann man aufbauen“, urteilte der Stürmer, „wir müssen es aber wieder schaffen, Tore zu erzielen.“ Das ist ein schöner Vorsatz. Und da würden die Kollegen sicher zustimmen. Reus gab die Richtung für den weiteren Saisonverlauf jedenfalls schon mal vor. „Natürlich müssen wir in den nächsten Wochen liefern“, sagte er, „und das fängt am Samstag schon an.“

Im Fernduell mit den Bayern trifft der BVB auf den VfB Stuttgart. Das ist wieder einer jener abstiegsbedrohten Gegner, gegen die Dortmund im Verlauf der Saison Punkte gelassen hat. Reus weiß, dass es aber genau auf Siege in solchen Spielen ankommt. Meister wird, wer sich gegen die Durchschnittsgegner durchsetzt. Der 3:2-Erfolg über die Bayern aus der Hinrunde wird sich erst dann auszahlen, wenn der BVB auch in den weniger spektakulären Begegnungen seine Pflicht erledigt.

Zumindest kann die Konzentration nun nicht mehr leiden. Es gibt für Borussia Dortmund nur noch die Bundesliga.

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