BVB-Stürmer Freundin, Neffe, Speiseplan — Schürrle startet neu durch

Dortmund · Alles auf Anfang: Mit neuer Liebe und neuem Speiseplan will André Schürrle den Schwung des Länderspiels auf Borussia Dortmund übertragen. Das dürfte jedoch schwierig werden.

 André Schürrle spielte bei der Nationalmannschaft groß auf.

André Schürrle spielte bei der Nationalmannschaft groß auf.

Foto: afp

Bevor er am Mittwoch wieder ins Training einstieg, fand André Schürrle Zeit für einen Besuch, der ihm wichtiger war als jedes noch so wichtige Fußballspiel. Er hielt im Krankenhaus zum ersten Mal seinen drei Tage alten Neffen Luis im Arm. "Verliebt", schrieb der Weltmeister von Borussia Dortmund bei Instagram, die Zahl der Herzchen daneben überstieg die seiner Saisontore deutlich.

Wenige Tage vor dem Revierderby bei Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) lässt sich sagen, dass es privat läuft bei André Schürrle. Auch von einer neuen Lebenspartnerin ist zu lesen, sie heißt Anna und hat ihn gleich zu einer anderen Ernährung mit Chia und der Kohlpalmfrucht bewegt: "Ich mache das seit Jahresbeginn, um gesünder und bewusster zu essen", wie er der "Bild" sagte.

Sportlich hingegen gibt es einiges nachzuholen. Sein exzellenter Auftritt für die deutsche Nationalmannschaft in Aserbaidschan (4:1) mit zwei Toren und einer Tor-Vorlage hat Fragen aufgeworfen. Warum nicht häufiger so? Warum nicht auch beim BVB?

Schürrles kaum verklausulierte Beschwerde über mangelndes Vertrauen seitens des BVB-Trainers Thomas Tuchel jedenfalls ist nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere ist: Viel zu selten zwingt der teuerste Spieler der Vereinsgeschichte (30 Millionen Euro) seinen Trainer, ihn aufzustellen. Somit spielte er von 13 Pflichtspielen in diesem Jahr nur vier durch, in vier der vergangenen sechs Bundesliga-Duelle kam er auf 13 Minuten oder weniger.

"Ich weiß, was ich kann"

Das werde "etwas zu negativ gesehen", sagte der 26-Jährige in Baku. Von einer "Erlösung" wollte er dementsprechend nichts hören. "Mir sind keine Steine vom Herzen gefallen", betonte er, "ich weiß, was ich kann." Die Lage beim BVB werde "ein bisschen zu negativ" gesehen.

Immerhin gab es Highlights wie das krachende 2:2 im Champions-League-Heimspiel gegen Real Madrid. Aber es waren zu wenige. Jüngere, weniger einseitige Spieler scheinen Schürrle auf der Außenposition überflügelt zu haben. "Ich werde in Dortmund weiter alles geben", sagt er, "wenn ich die Chance bekomme." Wenn.

Die anfängliche BVB-Euphorie jedenfalls ist verflogen. "Ich stelle mir das großartig vor, ich kann es nicht in Worte fassen. Ich fühle mich wie ein kleines Kind", hatte Schürrle bei seiner Vorstellung noch gesagt. Auf der Bank aber war das Gefühl dann doch nicht so toll.

Andre Schürrle – "Boyband"-Mitglied, Tuchel-Liebling, Weltmeister
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Das ist Andre Schürrle

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Nun wäre ein guter Moment, im Verein unverzichtbar zu werden. Der BVB geht, beginnend mit dem Derby am Samstag, in entscheidende Wochen. Es geht um den Einzug ins Champions-League-Halbfinale, um den DFB-Pokal-Sieg, um den erneuten Einzug in die Königsklasse und die Jagd auf RB Leipzig.

Schürrle scheint entschlossen. Kurz vor Mitternacht am Dienstagabend stellte er ein weiteres Foto online: in vollem Lauf, den Mund zum Jubelschrei geformt. Dieses Bild am Samstag, und er würde gleich ganz anders gesehen.

(sid)
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