Kovac gegen Favre Nur einer kann im Duell Dortmund gegen Bayern sein Meisterstück schmieden

München · Der eine muss, der andere kann: Das Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund ist die Meisterprüfung für Niko Kovac und Lucien Favre.

 Lucien Favre beim Spiel der Dortmunder gegen den FC Augsburg.

Lucien Favre beim Spiel der Dortmunder gegen den FC Augsburg.

Foto: dpa/Tobias Hase

Ein Niko Kovac gibt nicht auf. Niemals. "Nach der Schlacht kann jeder General sein", sagt der Trainer von Bayern München den Kritikern. Er jedoch hat die Entscheidungen vor oder während seiner "Schlacht" zu treffen - und diese waren vor der Meisterprüfung zuletzt nicht die besten.

Im Duell mit dem Taktikfeinschmecker Lucien Favre und Borussia Dortmund muss der Kroate am Samstag (18.30 Uhr/Sky) endlich beweisen, dass er seine Bayern erfolgreich durch große Spiele führen kann. "Nerd oder Niete?", fragte die Münchner tz am Freitag bereits. Das war überspitzt, spiegelt aber die Stimmung: Im Falle einer Niederlage bliebe im Kampf um den Titel wohl nur noch die Kapitulation.

Niko Kovac muss. Lucien Favre kann. Das ist derzeit der markanteste einiger Unterschiede zwischen zwei Trainern, die dennoch auch viel gemeinsam haben. "Lucien ist ein Gentleman, er ist sehr ruhig und introvertiert", sagt Kovac (47) über seinen 14 Jahre älteren Rivalen. Er selbst erlernte das Kicken im Berliner Wedding, wo es auch mal rau zuging. Ein Kämpfer von klein auf.

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Favre hingegen stammt aus Saint-Barthelemy, einem 770-Seelen-Dorf in der Schweiz im Kanton Waadt, dort hat er weiterhin einen beschaulichen Rückzugsort. Den nutzt er auch. Lucien Favre hat eine Meisterschaft darin entwickelt, Fragen gar nicht als solche anzunehmen - brisante Aussagen werden von ihm nicht zu hören sein, es geht dann eher so zu: Ja, ein paar Spieler sind vielleicht noch angeschlagen, mal sehen, nein, keine Namen, abwarten, Pressekonferenz beendet, alle Fragen offen. Der Ausdruck "spröde" erscheint wie für ihn erfunden.

Andererseits ist Favre sehr charmant und mit Mutterwitz gesegnet, manchmal wirkt er trotz seiner 61 Jahre geradezu jungenhaft und beinahe unbeholfen. Davon sollte sich allerdings niemand täuschen lassen: Favre ist ein Perfektionist an der Grenze zum Manischen. Kovac nennt sich einen "Taktik-Nerd", Favre ist einer. "Er ist mir fast auf die Nerven gegangen, weil er immer nur über Fußball reden wollte", sagte sein Zimmernachbar zu Spielerzeiten bei Servette Genf. Es war: Karl-Heinz Rummenigge.

Diese Pedanterie kann dazu führen, dass Favre zweifelt, hadert und alles infrage stellt. Der Trainer würde im Supermarkt verhungern, weil er sich zwischen Milch und Käse entscheiden müsste, soll Manager Dieter Hoeneß bei Hertha BSC über ihn in Umlauf gebracht haben. Auf dem Platz allerdings spiele er "in einer Liga mit Pep Guardiola". Auch deshalb würde der BVB lieber heute als morgen Favres Vertrag verlängern.

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Das würde derzeit niemand über Kovac behaupten. Der galt trotz seines Pokalsieges mit Eintracht Frankfurt (im Finale gegen Bayern) maximal als B-Lösung, er war schon geschwächt, bevor er sein Amt antrat. Dennoch mache er "seine Arbeit wunderbar und kämpft", sagt BVB-Berater Matthias Sammer. In München sehen das freilich viele anders.

Trotzdem ist Niko Kovac stets freundlich, immer korrekt und verbindlich, niemals laut - und zäh. Taktisch kämpft er noch damit, seiner Mannschaft das "Handwerk" (Kovac) des Verteidigens beizubringen. Damit hat übrigens auch Favre in Dortmund so seine Probleme.

Auch ein Kuriosum eint übrigens beide Trainer. Kovac ist kroatisch für Schmied, Favre vom lateinischen "faber" abgeleitet - Bedeutung: Schmied. Nur einer kann in dieser Saison sein Meisterstück machen.

(rent/sid)
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