Berg- und Talfahrt Abgeschriebener Weltmeister Ginter meldet sich zurück

Matthias Ginter verschwand nach dem WM-Triumph in der Versenkung, musste sogar für Borussia Dortmund in der Regionalliga spielen. Unter dem neuen BVB-Coach Thomas Tuchel blüht der 21-Jährige wieder auf.

Matthias Ginter von Borussia Dortmund bejubelt sein Tor mit einem Fotografen
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Ginter bejubelt sein Tor mit BVB-Fotograf

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Matthias Ginter ist das Stehaufmännchen bei Weltmeister Deutschland. Nach dem Triumph von Rio verschwand der 21-Jährige praktisch in der Bedeutungslosigkeit, musste für seinen Klub Borussia Dortmund vergangene Saison sogar in der 3. Liga antreten, während es in der Bundesliga nur zu 14 Einsätzen unter Coach Jürgen Klopp langte. Doch nach einem vermeintlich verlorenen Jahr hat sich der Weltmeister unter dem neuen BVB-Trainer Thomas Tuchel und auch im Kreis der DFB-Auswahl zurückgemeldet.

"Eigentlich will ich mich nicht mehr mit dem vergangenen Jahr beschäftigen. In Dortmund hat es einen Neuanfang gegeben. Der bringt allen Beteiligten neue Chancen. Mir natürlich auch. Es ist schön, dass es wieder bei null losgeht", sagte der Abwehrspieler im Gespräch mit der Badischen Zeitung.

Dass er nach dem Traumsommer 2014 in Brasilien und dem Wechsel aus dem beschaulichen Freiburg ins Ruhrgebiet einen derartigen Karriereknick erlebte, sieht Ginter im Nachhinein positiv: "Ich sehe es so, dass es das wahrscheinlich wichtigste Jahr meiner Karriere war. Davor ging es ja im Eiltempo nur bergauf. Dann musste ich lernen, mit Rückschlägen umzugehen. In dem Moment ist es nicht schön, aber hilfreich ist so eine Erfahrung auf jeden Fall."

Der Youngster, der mit 18 Jahren sein erstes Bundesligaspiel für Freiburg bestritt und 2014 einen Fünfjahresvertrag beim BVB unterzeichnete, möchte allerdings nicht noch einmal eine solche Berg- und Talfahrt erleben. Ginter, der in der Nationalelf derzeit ebenso wie Emre Can und Sebastian Rudy ein Kandidat für den Job des rechten Verteidigers ist, will sich möglichst mit vielen Einsätzen für den BVB bei Bundestrainer Jogi Löw für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich empfehlen. "Der Bundestrainer weiß, dass ich vielseitig einsetzbar bin", sagt Ginter, der auch im vergangenen Sommer die deutschen Farben vertreten hat.

"Zwischendurch hatte die U21-EM Priorität. Dadurch bekam ich auch Spielzeiten. Aber nun möchte ich mich wieder auf die A-Mannschaft konzentrieren." Dabei profitiert er offensichtlich von der Umstellung im Verein, wo ihn Tuchel aus der Not heraus zum Rechtsverteidiger umfunktioniert hat. Ginter will sich aber nicht auf diese Rolle festlegen lassen: "Ich fühle mich sehr wohl in dieser Rolle, aber grundsätzlich ist es gut, wenn man mehrere Positionen spielen kann."

In Dortmund, das für ihn immerhin zehn Millionen Euro in den Breisgau überwiesen hat, fühlt er sich trotz der vielen Nackenschläge in der vergangenen Saison vor allem unter Klopp-Nachfolger Tuchel sehr wohl. Deshalb kam in der erst vergangenen Woche abgelaufen Transferperiode für ihn auch kein Wechsel infrage: "Thomas Tuchel hat mir gesagt, dass er zu 100 Prozent mit mir plant. Deswegen stand meine Entscheidung fest, dass ich in Dortmund bleibe."

Löw macht Ginter Mut

Der neue BVB-Coach weiß, was er an Ginter hat: "Er ist in der Lage Innenverteidiger auf beiden Positionen zu spielen, er kann auf der Sechs vor der Abwehr und jetzt auch Rechtsverteidiger spielen." Dass Ginter am 2. Spieltag beim 4:0 in Ingolstadt seinen ersten Treffer für den BVB erzielte, passte ins Bild, das der ruhige Zeitgenosse in der Anfangsphase der aktuellen Saison abgibt. "Er hat zuletzt wieder sehr gut gespielt und sich seine Nominierung verdient. Wir werden auch in der Nationalmannschaft noch viel Freude an ihm haben", sagte Löw und machte Ginter nach dessen Seuchenjahr Mut für die Zukunft.

(sid)
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