Rückkehr zur 3G-Regel Der BVB spielt mit der Gesundheit seiner Fans – für mehr Profit

Meinung | Dortmund · Borussia Dortmund führt zum nächsten Heimspiel nach der Länderspielpause wieder die 3G-Regel ein. Das ist verantwortungslos und dürfte vor allem dem Profit geschuldet sein.

 Lässt künftig die Zuschauer wieder nach der 3G-Regel in Stadion: Der BVB.

Lässt künftig die Zuschauer wieder nach der 3G-Regel in Stadion: Der BVB.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Es ist gerade einmal gut zwei Monate her, da hatte Hans-Joachim Watzke ein klares und starkes Statement abgegeben. „2G wird bei uns deutlich favorisiert. Wenn du im Stadion weißt, dass 90 oder 95 Prozent der Zuschauer geimpft sind, hast du ein höheres Sicherheitsgefühl“, sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund im August auf der Bilanz-Pressekonferenz des Vereins. Daraufhin setzte der Verein diese Regelung auch um – bis jetzt. Am Dienstag verkündete der BVB die Rückkehr zur 3G-Regel. Und setzt damit ein fatales Zeichen der Verantwortungslosigkeit gegenüber der Gesellschaft. Fällt sie doch in eine Zeit, in der immer mehr 2G-Veranstaltungen eingeführt werden und die Stadt Duisburg selbst auf Weihnachtsmärkten nur Geimpfte und Genesene zulassen will.

Ja, man mag an dieser Stelle anführen können, dass sich der Verein mit der Regelung im Bereich des Erlaubten bewegt. Man kann auch anführen, dass es in anderen Ländern mit der 3G-Regel in Stadien ganz gut funktioniert – etwa in der Schweiz. Und für den BVB sicherlich ein wichtiges Argument: Der FC Bayern wendet sich ebenfalls von der 2G-Regel ab und lässt künftig wieder Getestete ins Stadion. Allerdings: In München müssen die Fans einen PCR-Test vorweisen, der deutlich sicherer ist als ein Schnelltest. Beim BVB gilt diese Regelung nicht.

Der Verein geht bewusst den Schritt in Kombination mit der Erhöhung des Kartenkontingents auf 67.028 Zuschauer. Ein Schelm, wer dabei denkt, der BVB gehe den Schritt zurück zur 3G-Regel nur, weil er Befürchtungen hätte, die Kapazität nicht ausschöpfen zu können. Vielleicht ist es auch ein Eingeständnis gegenüber einigen Ultras, die sich stets für die Gleichbehandlung aller eingesetzt haben. Doch es entsteht der Eindruck, dass Profit wichtiger sei als die Gesundheit der Fans.

Schließlich geht der Verein durch die 3G-Regelung das Risiko ein, dass sich die nur Getesteten im Stadion – oder auf den An- und Abreisewegen – mit dem Virus anstecken könnten. Die Verbreitung des Virus ist somit zumindest theoretisch wieder deutlich einfacher. Schon das letzte Heimspiel am vergangenen Samstag gegen den FC Augsburg hat gezeigt, dass bei einer Auslastung mit 41.000 Zuschauern keine zuverlässigen Kontrollen der Immunitätsnachweise mehr erfolgten. Wie soll es erst bei 25.000 Fans mehr sein?

Der BVB erweist mit seiner Strategieänderung zudem den Impfkampagnen in Deutschland einen Bärendienst. In den vergangenen Wochen und Monaten gaben einige Fans in den sozialen Medien zu, sich nur haben impfen zu lassen, um auch ein Stadion wieder von innen zu sehen. Diesen Ansporn nehmen die Dortmunder nun einigen Impfskeptikern.

Umso höhnischer klingen daher die Watzke-Worte aus dem August. Und noch perfider wird es, wenn man bis in den Juli zurück recherchiert. Damals sagte der BVB-Geschäftsführer noch: „Warum soll ein Stadion nicht ausverkauft sein nur mit Geimpften? Wo ist das Problem?“ Ja, wo eigentlich, Herr Watzke?

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