"Eine Mannschaft braucht einen Kapitän auf dem Platz" Bierhoff will ohne Stammplatz nicht Kapitän sein

Hamburg (dpa). Oliver Bierhoff will sein Amt als Kapitän der deutschen Fußball-Nationalelf zur Verfügung stellen, falls er seinen Stammplatz in der DFB-Auswahl einbüßen sollte.

„Wenn ich über einen längeren Zeitraum in Mailand keine Leistung mehr bringen würde und in der Folge kein Stammspieler in der Nationalmannschaft wäre, würde ich das Kapitänsamt sofort abgeben“, sagte der 32-jährige Stürmer der „Bild am Sonntag“ in einem Interview. „Eine Mannschaft braucht einen Kapitän auf dem Platz und nicht auf der Bank“, begründete Bierhoff seinen Standpunkt. „Ich bin aber überzeugt, wenn ich hundertprozentig fit bin, habe ich auch wieder meinen Stammplatz bei Rudi Völler.“

Grundsätzlich hänge seine Position als Mannschaftsführer von der sportlichen Führung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ab. „Ein Kapitän braucht die Unterstützung vom Trainergespann. Schwer wird es, wenn man in Frage gestellt wird“, urteilte Bierhoff. Für das erste Qualifikationsspiel des DFB-Teams am 2. September in Hamburg gegen Griechenland stellt er „keine Ansprüche“ auf einen Einsatz. Das sagte der Wahl-Mailänder, der sich bei der Europameisterschaft einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, der „Welt am Sonntag“ und fügte an: „Es ist sicher kein Vorteil, ohne Spielpraxis zur Nationalmannschaft zu stoßen.“ Denn obwohl er inzwischen wieder fit ist, hatte Bierhoff am Dienstag im Champions-League-Qualifikationsspiel seines AC Mailand gegen Dinamo Zagreb (3:1) lediglich auf der Bank gesessen.

Bierhoff war zuletzt vom neuen DFB-Teamchef Rudi Völler zwar als Kapitän bestätigt worden, allerdings ohne Stammplatzgarantie. Nach dem 4:1 im ersten Länderspiel unter Völlers Regie gegen Spanien dürften für das Griechenland-Spiel derzeit Carsten Jancker, Alexander Zickler und Mehmet Scholl (alle FC Bayern München) die besten Karten haben. So äußerte sich Völler auch bei der Nominierung seines 22er- Kaders: „Das Sturm-Trio von Hannover ist erst einmal im Vorteil.“

„Ich fahre sicher nicht mit allzu großen Erwartungen nach Hamburg. Wenn ich nicht spiele, ist das keine Enttäuschung“, meinte Bierhoff mit Blick auf die Partie im Volksparkstadion. Das glanzvolle 4:1 über Spanien im Niedersachsenstadion betrachtet er als „Neuanfang“, dem aber noch weitere Taten folgen müssten. „Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg, das, was wir an Rufschädigung des deutschen Fußballs angerichtet haben, wieder gut zu machen. Jeder ist sich bewusst, dass wir es uns nicht erlauben können, die Nationalmannschaft so herunter kommen zu lassen.“

Auf die Frage, ob er den AC Mailand, bei dem er noch bis 2002 unter Vertrag steht, vorzeitig verlassen würde, wenn er dauerhaft zum Ersatzspieler degradiert würde, antwortete der Deutsche: „Das würde davon abhängen, wie oft ich nicht spiele.“ Spätestens nach Abschluss seiner Karriere plant der ehemalige Torschützenkönig der italienischen Serie A die Rückkehr in seine Heimat.

(RPO Archiv)
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