Champions League im TV: Beckers Zukunft ungewiss Bierhoff neuer RTL-Experte

Monte Carlo (rpo). Boris Beckers Karriere als Fußball-Experte beim Fernsehsender RTL scheint bereits beendet, ehe sie überhaupt richtig begonnen hat. Nach den sporadischen Einsätzen des Tennisstars bei den Übertragungen der Champions League im vergangenen Jahr zeichnet sich nun ein Ende der Zusammenarbeit ab.

"Wir haben eine Option, aber die ist noch nicht ausverhandelt", sagte RTL-Informationsdirektor Hans Mahr am Freitag in Monte Carlo. Becker solle weiter für den Sender arbeiten, doch sei es nicht sicher, in welcher Form. Als neuen Experten hat RTL unterdessen Nationalspieler Oliver Bierhoff verpflichtet.

"Es ist nicht allein seine Schuld, dass es nicht so geklappt hat", sagte Mahr. "Es ist das ein oder andere Ereignis dazwischen gekommen, das nicht vorhersehbar war, und wir konnten die Champions League schlecht aus Florida übertragen." Gespräche in den kommenden Wochen sollen klären, in welcher Form Becker zukünftig für den Kölner Sender arbeiten kann.

RTL, das die Free-TV-Rechte der Champions League besitzt, will in der kommenden Champions-League-Saison auch auf Studiogäste aus Show und Politik setzen. "Bundeskanzler Schröder als Mitglied von Borussia Dortmund würde doch passen", sagte Mahr.

Bierhoff soll bei RTL mitarbeiten, auch wenn er einen neuen Verein finden sollte. Daneben will RTL auch "auf Christoph Daum zurückgreifen", sagte Mahr. Einen Imageschaden durch Daums Kokain- Affäre befürchtet Mahr nicht. Schwierig sei der Einsatz von Berti Vogts, der inzwischen als Nationaltrainer von Kuwait arbeitet.

RTL will derweil trotz noch fehlender TV-Übertragungsrechte unbedingt Spiele von der Fußball-WM 2006 in Deutschland zeigen - und hofft dabei auf Unterstützung durch die Politik. "2006 ist ein nationales Ereignis. Da könnte man überlegen, die Senderechte zu teilen. Es wäre aber wahrscheinlich die Ausnahme von der Regel", erklärte RTL-Informationsdirektor Hans Mahr in Monte Carlo anlässlich der Vorstellung des Champions-League-Konzepts seines Unternehmens für die kommende Saison.

"Die Politik könnte sich überlegen, wie sie da eingreifen könnte, um die Rechte zu verteilen", schlug der Senderchef vor. Noch gehören die Rechte allerdings alleine der Kirch-Gruppe, die die Europarechte (2002 und 2006) für rund 1,7 Milliarden Mark gekauft hatte. Doch da sieht Mahr die wenigsten Schwierigkeiten: "Der Kirch ist nicht das Problem. Das Problem sind die Öffentlich-Rechtlichen." ARD und ZDF haben mit dem Vertrag über die Endrunde 2002 in Südkorea und Japan nämlich angeblich ein Erstzugriffsrecht erworben.

Gleichzeitig dachte Mahr erneut über eine Reform der Champions League nach. "Sicherlich ist es spannender, wenn man nach einer ersten Gruppenphase gleich das Achtelfinale im K.o.-System spielt", erklärte er, verwies aber umgehend auf die finanziellen Risiken für das Fernsehen. Die deutschen Mannschaften, die alleine für das TV interessant sind, könnten sich früher als bisher aus dem Wettbewerb verabschieden. Und: Die Anzahl der Spiele nähme bei möglicherweise gleichbleibenden Rechtekosten ab.

In der kommenden Champions-League-Saison will RTL, das die Free-TV-Rechte bis 2003 für rund 130 Millionen Mark jährlich gekauft hatte, mit einem "neuen Realismus" (Mahr) in der Berichterstattung um die Zuschauergunst werben. Nach dem Quoten-Desaster der Sat.1-Bundesligashow "ran" soll noch weniger die Show und mehr der Fußball im Mittelpunkt stehen. "Wie wollen zurück in die Zukunft. Wir wollen hin zu den Fans. Wir wollen mit den Fans eine Gemeinschaft bilden, damit am Ende wieder ein deutscher Champions-Leage-Sieger steht", sagte Mahr.

Nach durchschnittlich knapp 6,5 Millionen Zuschauern in der vergangenen Spielzeit peilt RTL, das wie zuletzt nur mittwochs ab 20.45 Uhr live übertragen wird, nun die Sieben-Millionen-Marke an. Doch auch auf Entertainer und sogar Polit-Prominenz will der Kölner Sender nicht ganz verzichten: Sänger Eros Ramazotti könnte bei Spielen mit italienischer Beteiligung ebenso zu Wort kommen wie Bundeskanzler Gerhard Schröder, "wenn er bei Borussia Dortmund ist. "

Die Zusammenfassung der Partien am Dienstag, von denen der Pay-TV-Sender Premiere World ausschließlich live berichtet, moderiert Ulli Potofski. Am Mittwoch wird wie gewohnt Günther Jauch ab 20.15 Uhr durch das Programm führen. Die Moderationen sollen aber nun wieder wegen der "dichteren Atmosphäre" (Mahr) im Studio und nicht wie zuletzt im Stadion stattfinden.

(RPO Archiv)
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