"Wilder Winnie" Schäfer wird 50 "Berlin wird noch lange nicht meine letzte Station als Trainer sein."

Berlin (sid). Der "wilde Winnie" kann das Jubiläum selbst kaum glauben: "Mich wundert, dass ich schon 50 werde", staunt Winfried Schäfer. Nach über 30 Jahren im Fußballgeschäft, davon 14 als Trainer, fühlt sich Schäfer noch lange nicht reif für das Altenteil: "Ich liebe meinen Job. Wenn ich gesund bleibe, werde ich noch sehr lange Coach bleiben." Der Übungsleiter von Zweitligist Tennis Borussia Berlin, der am Montag seinen 50. Geburtstag feiert, ist sich sicher: "Berlin wird noch lange nicht meine letzte Station als Trainer sein." Tennis Borussia wird den Jubilar im Rahmen eines Neujahresempfangs im altehrwürdigen Schloss Charlottenburg im gebührenden Rahmen ehren.

Bei Borussia Mönchengladbach begann 1968 die Karriere des Fußballers Winfried Schäfer unter Trainer Hennes Weisweiler. "Das war die schönste Zeit für mich", sagt Schäfer. Insgesamt 403-mal spielte Schäfer in der Bundesliga für Mönchengladbach, Kickers Offenbach und den Karlsruher SC.

Erfolge feierte "Winnie" schon als Aktiver: Höhepunkt war der Uefa-Pokal-Sieg 1979 mit den Gladbacher "Fohlen": Den 1:0-Sieg im Rückspiel gegen Roter Stern Belgrad im Düsseldorfer Rheinstadion feierte der der Mittelfeldspieler mit der Löwenmähne neben Borussias Verteidiger-Idol Berti Vogts.

Die Arbeit als Trainer begann als Nebenjob wieder in Gladbach. Ab 1982 wirkte Schäfer am Bökelberg als Amateurtrainer. Erst 1986 wechselte er endgültig auf die Bank - beim damaligen Zweitligisten Karlsruher SC, den er schon ein Jahr später in die Bundesliga führte. "Das war schon eine große Aufgabe, einen völlig überschuldeten Klub in die erste Liga zu bringen", erzählt Schäfer, nach eigener Beschreibung "Trainer aus Leidenschaft". 1994 schaffte der KSC unter Schäfer sogar den Sprung ins Halbfinale des Uefa-Pokals. Doch nicht den fulminanten 7:0-Rückspielerfolg in der zweiten Runde gegen den FC Valencia sieht Schäfer als Schlüsselpartie: "Unser bestes Spiel war das 0:0 im Rückspiel beim PSV Eindhoven."

Die Phase der Enttäuschungen begann für den gebürtigen Rheinländer 1998 mit der Entlassung bei den Badenern. "Es war schon enttäuschend, dass da nach zwölf Jahren nicht das offene Gespräch mit mir gesucht wurde", meint Schäfer. Doch das sei nun "alles überstanden und vergessen". Als ein einziger Irrtum erwies sich das eilig eingefädelte Engagement beim VfB Stuttgart - schon Anfang Dezember 1998 warf Schäfer die Brocken hin: "Ich musste lernen: Meistens kriegen die Spieler die Macht, die dem Verein nicht nützen."

Eine Lektion, die Schäfer auch bei seiner dritten Trainerstation bei Zweitligist Tennis Borussia ab März 1999 noch einmal neu aufrollen musste: Team-interner Zwist verhinderte vorerst den Aufstieg in die Bundesliga.

Auch jetzt steht der Tabellenvierte unter größtem Erfolgsdruck. Die für elf Millionen Mark verstärkte Truppe ist zum Aufstieg verdammt. Trotzdem: "Momentan gefällt es mir in Berlin sehr gut", sagt Schäfer. "Die Situation erinnert mich an die Anfangszeit beim KSC. In Berlin habe ich gute Möglichkeiten, Nachwuchsarbeit zu machen". Derzeit befindet sich bei TeBe ein Fußball-Internat im Aufbau, das dem immer noch jugendlich wirkenden Porsche-Fahrer die Talente für die kommenden Jahre liefern soll.

(RPO Archiv)
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