"Den Profis fehlt die 100-prozentige Einstellung" Beckenbauer stellt Freundschafts-Länderspiele in Frage
München (dpa). Franz Beckenbauer hat den Wert von Testspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erneut angezweifelt. „Den Profis fehlt die 100-prozentige Einstellung, auch wenn du als Trainer das Spiel noch so wichtig redest. Das ist halt so, kann kein Trainer der Welt ändern“, schrieb der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in seiner „Bild“-Kolumne.
Prinzipiell beklagte der Präsident des FC Bayern München, dass es zu viel Fußball gebe und deshalb die Fans wegblieben. „Man muss sich genau überlegen, wie viele solcher Freundschaftsspiele pro Jahr zu verkraften sind“, stellte Beckenbauer mit Blick auf den durch Bundesliga und Champions League überfüllten Terminkalender in den Raum.
Dennoch kann der Bayern-Chef der 1:2-Niederlage der DFB-Elf am Mittwoch in Kopenhagen gegen Dänemark auch Positives abgewinnen. Teamchef Rudi Völler könne im Grunde froh sein, dass er verloren hat. Er sei jetzt den Nimbus des Unschlagbaren los. „Einmal erwischt es jeden - und dann am besten in einem nicht so wichtigen Spiel wie gegen Dänemark.“
Der frühere Teamchef hatte trotz der ersten Niederlage der DFB-Elf im vierten Spiel unter Völler ein Lob parat: Völler hätte auch „ein 0:0 zusammenkrampfen lassen können“. Stattdessen habe er - so wie Beckenbauer selbst es früher auch getan hätte - lieber experimentiert.
Die Erkenntnisse, die Völler aus diesem Experiment ziehen wird, sind nach Beckenbauers Ansicht klar: „Mann gegen Mann kannst Du hinten nicht spielen.“ Die Abwehr sei überfordert gewesen. „Die Tore entstanden ja aus verlorenen Zweikämpfen.“ Außerdem sei der heftig kritisierte Thomas Linke vom FC Bayern kein klassischer linker Verteidiger, den er in Kopenhagen gespielt habe. Das Nationalmannschafts-Debüt des Hamburgers Ingo Hertzsch bezeichnete Beckenbauer als „sehr ordentlich“. Dagegen kritisierte er Kapitän Oliver Bierhoff: „Ein Torjäger muss aus den zwei Chancen, die er hatte, wenigstens einen Treffer erzielen.“