Hitzfeld gibt Kontra Beckenbauer kündigt Abschied an

München (rpo). Franz Beckenbauer hat seinen Abschied als Boss des Rekord-Meisters angekündigt: "Wenn Bayern München in einem Jahr wieder deutscher Meister sein sollte, dann bin ich nicht mehr Bayern-Präsident", sagte der 55-Jährige.

Beckenbauer wird sich wohl in Zukunft nur noch als "Frühstücksdirektor" um den größten deutschen Sportverein kümmern. Der Kaiser begründete den bevorstehenden Rückzug mit der Umwandlung des Clubs in eine Kapitalgesellschaft. Die Amtszeit von Beckenbauer, der seit 1994 an der Bayern-Spitze steht, läuft noch bis zum Jahr 2003.

Die bereits geplante Umwandlung des Münchner Renommierclubs, der in diesem Jahr mit einem Umsatz von über 300 Millionen Mark rechnet, in eine Kapitalgesellschaft macht das Präsidentamt überflüssig. Dann werde er nur noch Aufsichtsratsvorsitzender sein und sich ganz der Aufgabe als Präsident des Organisations-Komitees für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland widmen, erklärte Beckenbauer, "der Verein wird im Vorstand geführt von meinem Vizepräsidenten Karl- Heinz Rummenigge, von Manager Uli Hoeneß und von Geschäftsführer Karl Hopfner". Ein Börsengang ist beim FC Bayern vorerst allerdings nicht vorgesehen.

Als noch amtierenden Bayern-Chef nahm Beckenbauer seine Mannschaft vor dem Bundesligastart erneut in die Pflicht. Er forderte eine Verbesserung des spielerischen Niveaus und appellierte an die Einstellung der Profis: "Da wünsche ich mir diesmal mehr Konzentration auf die Bundesliga, keine leichtsinnig verschenkten Punkte", sagte Beckenbauer, der trotz aller Freude über den Titelgewinn auch Kritik an der vergangenen Saison übte: "Neun Niederlagen sind einfach zu viel."

Bereits am Donnerstag hatte Beckenbauer in der "Abendzeitung" vor der Gefahr gewarnt, "dass der Schlendrian einreißt", nachdem man praktisch alles gewonnen habe. Diese Gefahr wolle man in den Griff kriegen, "notfalls mit einer ganz harten Welle, damit wir nichts übersehen". Auch Trainer Ottmar Hitzfeld hatte der Mannschaft wegen der weniger überzeugenden Leistungen in den Vorbereitungsspielen mit dem Halbfinal-K.o. im Liga-Pokal die Leviten gelesen. Vor dem Gastspiel am Samstag bei Borussia Mönchengladbach stellte sich Hitzfeld jedoch vor die Mannschaft und reagierte auf die kritischen Töne aus der Chefetage.

Die Ergebnisse in den Testspiel seien nicht so gut gewesen, gestand der Bayern-Coach, "aber ich sehe das gelassen, weil Spiele in der Vorbereitung nicht immer der große Maßstab sind. Entscheidend ist, ob wir das erste Pflichtspiel gewinnen. Wir können in Freundschaftsspielen keine Topleistung bringen. Man kann doch nicht erwarten, dass man gegen Rottach-Egern so motiviert ist wie in der Champions-League", sagte Hitfeld und gab damit auch Vizepräsident Rummenigge kontra, der dem Starensemble kürzlich vorwarf, mit zu wenig Aggressivität und Engagement gespielt zu haben.

Vor der Saisonpremiere auf dem Bökelberg wies Hitzfeld, der für den noch nicht völlig gesunden Ciriaco Sforza Neuzugang Pablo Thiam ins Abwehrzentrum beordert, auf die Schwere der Aufgabe hin. "Wir stehen auf dem Prüfstand. Bei den Gladbachern herrscht nach dem Aufstieg in die erste Liga große Euphorie. Jeder Spieler wird über sich hinauswachsen", betonte der Bayern-Trainer, "ich hoffe, dass wir eine gute Spannung aufbauen können, sonst geht der Schuss nach hinten los."

(RPO Archiv)
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