Slogan: "Wir sehen uns im Herzen Europas" Beckenbauer als Motor der Kandidatur

Zürich (sid). Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) endet am 6. Juli eine fast achtjährige Kampagne um die WM-Gastgeberrolle 2006. Auf einer Präsidiumssitzung am 20. November 1992 war eine Kandidatur beschlossen worden. Um die Ambitionen frühzeitig zu untermauern, übergab der jetzige DFB-Vize-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder bereits am 2. Juni 1993 im Fifa-Hauptquartier in Zürich die ersten Bewerbungsunterlagen dem damaligen Präsidenten des Welt-Verbandes Fifa, Joao Havelange.

Am kommenden Donnerstag schließt sich der Kreis. Dann fällt die Entscheidung, ob der deutsche Slogan "Wir sehen uns im Herzen Europas" sowie die Fakten des 1.200 Seiten umfassenden Bewerbungsdossiers die 24 Mitglieder des Fifa-Exekutiv-Komitees überzeugt hat. Die Chancen stehen nicht schlecht: In der Bewertungs-Rangliste der Fifa liegt Deutschland auf Rang eins.

Der Mann, der untrennbar mit dem Bemühen des DFB verbunden ist, zum zweiten Mal nach 1974 in die WM-Ausrichterrolle zu schlüpfen, ist DFB-"Vize" Franz Beckenbauer. Am 15. Dezember 1998 hatte er die Federführung im deutschen WM-Bewerbungs-Komitee übernommen und für den entscheidenden Drive gesorgt.

Im Zusammenspiel mit WM-Bewerbungs-Koordinator Fedor Radmann avancierte der Kapitän der deutschen Weltmeister-Elf von 1974 und Teamchef des WM-Teams von 1990 zum Garanten dafür, dass Deutschland bei der Vergabe in Zürich ein entscheidendes Wort mitsprechen wird. Beckenbauer betätigte sich als "Vielflieger", warb auf allen fünf Kontinenten für Deutschlands WM-Pläne. Dabei war der 103-malige Nationalspieler stets darauf bedacht, nie aufdringlich und besserwisserisch zu wirken. Als WM-Botschafter wurden Jürgen Klinsmann, Günter Netzer und Karl-Heinz Rummenigge gewonnen.

Die Kosten für die WM-Bewerbung in Höhe von 20 Millionen Mark wurden ausschließlich aus Eigenmitteln durch einen Sponsorenpool, dem zahlreiche deutsche Großunternehmen angehören, und ohne öffentliche Gelder finanziert. Bei der Fifa-Inspektionsreise unter Führung des US-Amerikaners Alan Rothenburg beeindruckte Deutschland das Gremium des Welt-Verbandes, auch wenn noch längst nicht alle Stadien schon fertig sind. In der Planung bzw. im Bau sind unter anderem zurzeit noch die Arenen in Berlin, München und Gelsenkirchen.

Der DFB plant mit 16 Stadien, in die insgesamt drei Milliarden Mark investiert werden. "Wir werden neue Maßstäbe setzen und werden weit über den Fifa-Standard hinausgehen", erklärte Radmann. Die Fifa muss sich für zehn bis zwölf Arenen entscheiden. Das Endspiel soll auf jeden Fall im umgebauten Berliner Olympiastadion stattfinden.

Im Kampf um die WM-Gasterrolle blieben die Deutschen bis zum Schluss ihrer Rolle als die Bescheidenen treu. Während vor allem England und Südafrika zum Teil sehr aggressiv und polemisch gegen die Mitkonkurrenten vorgingen, hielten sich Beckenbauer und Co. bewusst zurück.

"Ich denke, wir haben gute Chancen. Aber wir sind nicht so überheblich zu sagen, dass wir es geschafft haben. Die Konkurrenz ist stark", sagte der Bayern-München-Präsident stets. Überzeugt vom Beckenbauer'schen Erfolgs-Credo ist auch Boris Becker. "Wenn der Franz etwas anpackt, dann hat er ganz selten verloren", sagte der dreimalige Wimbledonsieger.

(RPO Archiv)
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