Ausraster des Bayern-Stars Ribéry rüpelt sich um alle Chancen

Der Franzose veröffentlicht Fotos im Internet, die ihn beim Verzehr eines mehrere hundert Euro teuren Steaks zeigen. Anschließend beschimpft er Kritiker, die ihm Verschwendungssucht bescheinigen.

 Franck Ribery steht während einer Übungseinheit seines Vereins am Vormittag auf dem Trainingsplatz.

Franck Ribery steht während einer Übungseinheit seines Vereins am Vormittag auf dem Trainingsplatz.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Franck Ribéry (35) ist Fußball-Profi. Angestellt ist er bei Bayern München. Nach zuverlässigen Schätzungen verdient er zwölf Millionen Euro im Jahr. Deswegen kann er es sich leisten, auch mal warm essen zu gehen. Das hat er im Weihnachtsurlaub in Dubai ausgiebig getan. In einem besonders edlen Restaurant wurde ihm ein mit Blattgold überzogenes Steak serviert, das auf der Karte zum Spottpreis von mehreren hundert Euro angeboten wird. Das fand selbst Ribéry außergewöhnlich. Folglich stellte er begeistert Fotos von diesem Abendessen ins weltumspannende Netz.

Das Echo fiel weniger begeistert aus. Vor allem in seiner französischen Heimat wurde er wüst für seine spätrömische Dekadenz beschimpft. Und es spielte keine Rolle, dass er offenbar nicht einmal das eigene Konto belasten musste, weil ihn der Restaurantinhaber zur Eigenwerbung eingeladen hatte.

Ein einigermaßen besonnener Mensch hätte es wahrscheinlich dabei belassen. Franck Ribéry ist aber kein einigermaßen besonnener Mensch. Nach dem ersten Proteststurm im Internet kündigte er kampflustig an: „Ich muss wohl ein paar Mütter beleidigen, Bis morgen, gute Nacht!“ Er hielt sein Wort, und schlug bei Twitter und Instagram mit Beleidigungen zurück, die selbst für einen, der schon mal die Grenzen des guten Geschmacks hinter sich lässt, bemerkenswert sind. Seine Kritiker bezeichnet er als „Neider und Hasser, die sicher durch ein löchriges Kondom entstanden sind. F... eure Mütter, eure Großmütter und sogar euren Stammbaum. Meinen Erfolg habe ich Gott zu verdanken, mir und meinen Nächsten, die an mich glauben“. Die anderen seien „nur Kieselsteine in meinen Socken“.

Für diesen Einfallsreichtum hat ihn sein Klub zu Recht zur Kasse gebeten. Über die Höhe der Geldstrafe gaben die Bayern nichts bekannt, sie wird die Kosten für ein gold-überzogenes Steak gewiss übersteigen. Vor knapp zehn Jahren belohnte der Verein seinen langjährigen Kapitän Philipp Lahm für ein nicht abgesprochenes Interview mit der Rekordstrafe von 50.000 Euro. Ribéry wird kaum billiger davonkommen.

Die Geldstrafe an sich wird ihm nicht einmal sonderlich weh tun. Schmerzlicher muss die Reaktion die Reaktion des Klubs jenseits der finanziellen Buße ausfallen. Ribéry darf für sein Verhalten nicht auch noch mit der nächsten Verlängerung seines Vertrags belohnt werden. Schließlich hat er schon vor dem Internet-Auftritt mehrmals nachhaltig seine Eignung bewiesen. Neulich griff er einen französischen Journalisten tätlich an. Er wurde vor Gericht wegen einer Affäre mit einer angeblich minderjährigen Prostituierten angeklagt. Und er gilt als Rädelsführer des Aufstands, mit dem die französische Nationalmannschaft bei der WM 2010 vorübergehend ihren Ruf verspielte. Durch seine Rüpeleien hat er alle Chancen auf eine gnadenreiche Weiterbeschäftigung vergeben.

Daran wird auch nichts ändern, dass seine engeren Wegbegleiter nun wieder das alte Lied vom „eigentlich ganz lieben Kerl“ anstimmen. Lieb ist der kleine Kerl nämlich nur, wenn er ausgiebig gestreichelt wird, wenn seine nähere Umgebung Rücksicht auf Launen und Eitelkeiten nimmt, und wenn sie im Bewusstsein seiner großen fußballerischen Klasse die Augen vor all den Ausfällen verschließt. Und damit sind nicht die Anfälle eines spätinfantilen Schullandheim-Humors gemeint, die Ribéry regelmäßig in den sogenannten Trainingslagern ereilen. Aufgeschraubte Salz- und Zuckerstreuer sind harmlose Zeugnisse; der glücklicherweise glimpflich verlaufene Ausflug mit dem Teambus, der an Verkehrsschildern endete, eines, das eher für Gedankenlosigkeit spricht.

Niemand, darauf verweisen auch Ribérys Verteidiger, muss als Fußballprofi mit dem kühlen Verstand eines Raketenwissenschaftlers gesegnet sein. Es reicht völlig aus, im Showgeschäft die wesentlichen Fähigkeiten nachzuweisen. Auf dem Rasen hat der Franzose das über viele Jahre eindrucksvoll getan. Es hat ihm allerdings niemand so recht zu verstehen gegeben, dass zum Gesamteindruck der öffentliche Auftritt gehört. Dabei hatte Ribéry eine harte Schule, die ihn das gelehrt haben könnte. Aus dem Fußballinternat in Lille flog er wegen ungebührlichen Verhaltens, seinen ersten Profi-Job in Metz verlor er wegen einer Schlägerei. Und als die Karriere nicht einmal begonnen hatte, schien sie schon vorbei. Als Gelegenheitsarbeiter auf dem Bau musste sich der junge Ribéry durchschlagen.

Diese Jahre haben seinem Spiel Härte und Wut gegeben, sie haben seine Umgangsformen aber nicht in ein erträgliches Maß gebracht. Ganz spät in seiner Karriere fällt ihm das nun auf die Füße. Ändern wird er sich dadurch nicht. Dazu ist es zu spät.

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