Pokalfrust vor WM-Vorbereitung Joachim Löw ist als Bayern-Therapeut gefragt

Berlin · Die Bayern-Spieler im Aufgebot von Joachim Löw starten nach viel Frust in die WM-Vorbereitung. Einigen will der Bundestrainer ein paar Tage zusätzliche Ruhe geben. Andere wie Kapitän Neuer und Abwehrmann Boateng arbeiten schon richtig hart.

 Joachim Löw muss den Bayern-Spieler wie Thomas Müller den Spaß wieder vermitteln.

Joachim Löw muss den Bayern-Spieler wie Thomas Müller den Spaß wieder vermitteln.

Foto: dpa, geb fdt

Auch die Aussicht auf eine wieder triumphale WM konnte Mats Hummels & Co. nicht trösten. Für die sieben deutschen Nationalspieler des FC Bayern steht bis zum Start des Trainingslagers in Südtirol erst einmal Frustbewältigung an. Das WM-Turnier in Russland (14. Juni bis 15. Juli) sei zwar „eine neue Chance“, sagte Joshua Kimmich nach dem deprimierenden 1:3 im DFB-Pokalfinale gegen den Außenseiter Eintracht Frankfurt: Aber „jetzt gerade habe ich die WM noch nicht so im Kopf. Ich brauche drei, vier Tage, um durchzuatmen.“ Die wird Joachim Löw den in dieser Saison wieder stark beanspruchten Münchner Stars auch geben.

Der Bundestrainer ist so erst einmal als Bayern-Therapeut gefragt und wird Hummels, Kimmich und Thomas Müller zunächst wohl ein paar zusätzliche freie Tage verordnen, um körperlich und mental zu regenerieren. Denn gerade dieses Trio spielt in Löws Plänen für eine erfolgreiche Titelverteidigung eine zentrale Rolle. „Ich werde jetzt den Kopf erst mal fünf Tage komplett freimachen. Wenn man ein Spieler ist, der sich um viele Dinge in der Mannschaft Gedanken macht, dann merkt man irgendwann eine gewisse Geschafftheit“, erklärte Hummels. Am Freitag werde er dann wieder „hundertprozentig da sein“.

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Kapitän Manuel Neuer und Abwehrmann Jérôme Boateng arbeiten indes weiter an ihrer Gesundung. Neuer setzte auch am Tag nach der Meisterfeier des FC Bayern sein Trainingsprogramm fort. „Wir sehen von Tag zu Tag“, hatte Löw angekündigt und ergänzt: „Wir gehen völlig offen miteinander um.“ Neuers Bayern-Stellvertreter Sven Ulreich sieht den Nationalmannschafts-Kapitän schon jetzt „auf einem sehr guten Weg“, um rechtzeitig vor der WM noch in Topform zu kommen.

„Ich habe ihn im Training erlebt. Er macht es hervorragend. Man sieht, dass er wieder voll da ist“, sagte Ulreich. Neuer hatte beim Pokalfinale in Berlin erstmals seit seinem dritten Mittelfußbruch im September des Vorjahres wieder im Bayern-Aufgebot gestanden. Für Ulreich ist klar: „Er wird eine überragende WM spielen, wenn er wieder dabei ist. Da bin ich mir hundert Prozent sicher.“

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Wenn Löw am Mittwoch mit einem Großteil des vorläufigen WM-Kaders nach Südtirol reist und gleich am Abend das erste Training stattfindet, könnte neben einigen Bayern-Profis auch Antonio Rüdiger fehlen. Der Innenverteidiger hat wesentlichen Anteil daran, dass der FC Chelsea gegen Manchester United in England mit einem 1:0-Finalsieg den FA-Cup gewann. Wie lange seine Akteure zunächst regenerieren können, bevor für sie in Eppan voll einsteigen, will Löw am Dienstag festlegen. Toni Kroos ist am kommenden Samstag noch mit Real Madrid im Champions-League-Finale gefordert.

„Im Leben und im Fußball gibt es immer neue Möglichkeiten“, bemerkte WM-Phänomen Müller, der bei den Endrunden 2010 und 2014 jeweils fünf Tore erzielt hatte. Der Frust war bei ihm am Wochenende riesengroß, nahende WM hin oder her. „Das tröstet nicht, wenn man zweimal in der Art und Weise nicht gewinnt und dass man mit einem Meistertitel da steht, der emotional schon im Februar geholt wurde“, sagte der 28-Jährige nach den Enttäuschungen gegen Real in der Champions League und gegen Frankfurt im Pokal. „Dementsprechend ist die Ernüchterung extrem.“

Bis zum Testspiel am 2. Juni in Klagenfurt gegen Österreich werden die Bayern-Profis ihren Frust überwunden haben - für Neuer ist dieses Datum besonders wichtig. Kann der 32-Jährige diese Partie bestreiten, wäre das wohl sein WM-Ticket. Ulreich ist überzeugt davon, dass es klappt: „Auf jeden Fall. Wenn es einer schafft, dann Manu. Manu ist der Welttorhüter, er ist für keinen Torhüter der Welt erreichbar. Er ist so erfahren, er hat so eine Routine, dass ihm auch keine achtmonatige Pause etwas ausmacht.“

(dpa)
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