Fest in der Villa Hoeneß feiert Entlassung in Bad Wiessee

Bad Wiessee/Düsseldorf · Fast vier Jahrzehnte war er das Gesicht des FC Bayern München. Für viele seiner Geschäftspartner, Gegner oder Weggefährten ist er das immer noch. Und vielleicht wird Uli Hoeneß auch wieder ganz offiziell das Gesicht des FC Bayern. Zumindest ist er seit Montag ein freier Mann.

Am Montag machte er erst einmal eine Party. Unbemerkt von einem in den Morgenstunden anrückenden Medientross hatte Hoeneß wohl schon in der Nacht die Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Landsberg in Rothenfeld verlassen. Den vor Hoeneß' Anwesen in Bad Wiessee am Tegernsee wartenden Journalisten erklärte sein Sohn Florian um neun Uhr, der Vater sei längst daheim. Der Papa hatte sicher genauso gute Laune wie der Sohn. Denn aus dem Haus schallte laute Musik von Rod Stewart. Und erfreulich neugierige Menschen ließen die Welt wissen, dass später am Tag eine Blaskapelle aufmarschiert und noch später Getränke-Nachschub gebracht worden sei.

Hoeneß wird zunächst einmal das private Glück genießen. Dem "Kicker" sagte er vergangene Woche, dass er selbstverständlich nun auch wieder zu den Spielen der Bayern ins Stadion gehen werde. "Ich werde es genießen und wieder Fan sein", erklärte er. Es ist allerdings schwer vorstellbar, dass Hoeneß auf Dauer in der Rolle des Fußball-Touristen aufgehen könnte. Dafür ist er viel zu sehr geborener Gestalter. Und gegen eine Zukunft als Rentner mit dem Genießer-Ticket auf der Ehrentribüne spricht seine Ankündigung bei der Mitgliederversammlung im Mai 2014, als er sich in die Haft verabschiedete. "Das war's noch nicht", rief er in die Menge. Dafür gab es tosenden Beifall.

Chronologie der Steueraffäre um Uli Hoeneß
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Foto: dpa, tha

Was es denn noch wird, wurde vergangene Woche in der Firmenzentrale der Bayern an der Säbener Straße ausgiebig vorab erörtert. Klubchef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Karl Hopfner, Ehrenpräsident Franz Beckenbauer und Hoeneß trafen sich zu einem Gipfelgespräch. Über die Inhalte drang nichts nach draußen. Beckenbauer ließ sich immerhin in seinem Hausblatt "Bild" zu der Empfehlung herab: "Uli soll erst mal abschalten - und dann wieder einsteigen."

Uli Hoeneß guckt Basketball statt Fußball
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Hoeneß guckt Basketball statt Fußball

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Der FC Bayern, den Hoeneß zum größten Fußball-Unternehmen Deutschlands machte, funktionierte auch in der Abwesenheit des Patriarchen. Das hat nicht jeder bedauert, einige glaubten sogar, der Klub habe sich von Hoeneß emanzipiert. Beckenbauers Empfehlung klingt anders. Und die große Bereitschaft, mit der Hopfner seine Präsidentschaft zugunsten des Vorgängers preisgeben würde, lässt ebenfalls den Schluss zu, dass Hoeneß wieder der starke Mann und das Gesicht der Bayern werden kann. Wenn er es denn will.

(pet)
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