Wegen Goretzka-Transfer Hoeneß bringt Tönnies in Verlegenheit

Düsseldorf · Bayern-Präsident Uli Hoeneß plaudert aus, dass Schalke-Boss Clemens Tönnies schon früher vom Goretzka-Wechsel wusste - und dementiert es wieder.

So beutet der FC Bayern München die Bundesliga aus
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Foto: dpa, Alexander Hassenstein

Irgendwann an diesem Vormittag ist Uli Hoeneß endlich auf Betriebstemperatur. Es hat eine Weile gedauert. Der Fahrer, so der Präsident des FC Bayern München, habe ihn zum falschen Eingang gefahren, weshalb er ein paar Minuten zu spät zum als "Streitgespräch" angekündigten Talk mit Clemens Tönnies, dem Aufsichtsratschef des FC Schalke 04, auf die Bühne beim Branchentreff "SpoBis" in Düsseldorf kommt. Zu einem echten Zwist wird es nicht kommen, schließlich pflegen der Fleischfabrikant Tönnies und der Wurstfabrikant Hoeneß eine enge Freundschaft.

Doch mit einer womöglich unbedachten Äußerung schafft es Hoeneß für reichlich Irritationen zu sorgen. Die Bundesliga, sagt Hoeneß, "muss sportlich besser werden. Wir müssen den Fans zeigen, dass sich da was tut, auch im Nachwuchsbereich. Es geht nicht immer nur zu sagen: Wir holen mit viel Geld den Nächsten, und dann noch einen." Clemens Tönnies, klopfte Hoeneß kräftig auf die Schulter und sagte dazu spöttisch: "Lieber Uli, da halte ich viel von." Der FC Bayern hat ab Sommer den Schalker Nationalspieler Leon Goretzka verpflichtet. Den Deal, so Hoeneß, habe man über das Festgeldkonto bezahlt. Und dann verriet er ein noch nicht ganz unwichtiges Detail: Er habe Tönnies bereits vor Weihnachten "reinen Wein eingeschenkt" und von der Verpflichtung des Mittelfeldspielers berichtet.

Vor Weihnachten? Hatte Tönnies nicht immer bekräftigt, erst deutlich später von der Entscheidung erfahren zu haben? Hatte Tönnies nicht Goretzka öffentlich an den Pranger gestellt und sogar die Frage aufgeworfen, ob dieser überhaupt noch einmal das Trikot der Königsblauen tragen dürfe? Jener Tönnies soll schon viel früher davon erfahren haben? Als Tönnies nach dem Auftritt von einem Journalisten damit konfrontiert wird, ist man sich der Tragweite der Aussage wohl erst bewusst. Hoeneß jedenfalls will daraufhin noch einmal seinen Terminkalender geprüft und dabei festgestellt haben, dass es wohl nicht vor Weihnachten war, sondern erst Anfang dieses Jahres. Weihnachten ist ja jedes Jahr auch an einem anderen Datum, weshalb es nachvollziehbar ist, dass man da mit den Terminen durcheinanderkommen kann.

Es soll der einzige Moment sein, in dem es zwischen Hoeneß und Tönnies knistert. Man erweist sich lieber gegenseitiger Wertschätzung. Hoeneß attestiert dem FC Schalke, "total seriös" geführt zu werden. Tönnies überschlägt sich förmlich, wenn er versucht, die Lebensleistung von Hoeneß angemessen zu würdigen. Der Gegner sitzt ohnehin woanders.

Von Scheichs als Investoren hält Hoeneß nichts. Tönnies findet, man müsse sich im Vergleich zu anderen Ländern in Europa nicht kleinmachen. Und der finanzielle Vorsprung, den der englische Fußball hat, würde auch nicht ewig andauern. "Die TV-Sender werden nicht mehr das bieten, was sie jetzt bezahlen. Dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los." Die Stars des Fußballs spielten stets dort, wo das meiste Geld ist. "Wenn das mal zusammenbricht, sieht das wieder ganz anders aus", sagte Hoeneß. Es sei zu bezweifeln, ob die englischen Fans das Spiel mit Investoren auf Dauer mitmachen: "Der Engländer hat ja wenig Freizeitvergnügen außer Fußball."

(gic)
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