Prozess in München Hoeneß’ Steuerbetrug: Jetzt sogar 27 Millionen

München · Die Summen im Prozess gegen Uli Hoeneß werden immer größer. Der Präsident des FC Bayern München soll mindestens 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben. Eine als Zeugin geladene Rosenheimer Steuerfahnderin kam auf 23,7 Millionen Euro. Hinzu kommen die 3,5 Millionen Euro, von denen die Staatsanwaltschaft in der Anklage ausging. Die Entscheidung über eine Verlängerung des Prozesses soll heute fallen. "Es ist nicht mehr damit zu rechnen, dass am Donnerstag ein Urteil gesprochen wird, weil das Gericht erst eine Tatsachen-Grundlage schaffen muss", sagte der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki. Der Schadensumfang sei entscheidend für das Strafmaß.

Hoeneß selbst hatte eingeräumt, insgesamt 18,5 Millionen Euro nicht gezahlt zu haben. Er häufte nach Angaben der Steuerfahnderin bis 2005 mit Devisenspekulationen ein gewaltiges Vermögen an. In manchen Jahren habe er mehr als 30 Millionen Euro Gewinn gemacht.

Am Abend zeigte sich Hoeneß im Stadion, als der FC Bayern gegen den FC Arsenal ins Viertelfinale der Champions League einzog. Vor dem Spiel betonte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer, man müsse bedenken, "was Uli für uns geleistet hat". Spitzenpolitiker hatten zuvor Hoeneß' Rücktritt als Aufsichtsratschef und Präsident des Vereins gefordert. "Spätestens jetzt ist es Zeit, sein öffentliches Amt niederzulegen", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. SPD-Finanzpolitiker Joachim Poß forderte: "Wenn Hoeneß den Anstand hätte, den er für sich reklamiert, müsste er jetzt gehen."

Auch der Druck auf die Chefs von Adidas, Telekom, Audi und Volkswagen, die im Aufsichtsrat der FC Bayern München AG sitzen, steigt. Während bei der Telekom das Unbehagen wächst, lehnte es Audi-Chef Rupert Stadler ab, sich von Hoeneß zu distanzieren. Christian Strenger, Ex-Chef der Fondsfirma DWS und Experte für gute Unternehmensführung, forderte Konsequenzen. Die Konzernchefs sollten "jetzt das frühere Rücktrittsangebot von Herrn Hoeneß annehmen", sagte Strenger: "Es ist nun ja wohl klar, dass Herr Hoeneß gerichtlich verurteilt wird."

Kubicki hält eine Haftstrafe für den Bayern-Präsidenten nicht für ausgemacht: "Noch hat Hoeneß eine Chance, wenn auch eine geringe, mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen", sagte er. "Wenn jetzt weitere Zahlen offenbart werden, wird es immer enger für ihn."

(RP/qua/rky)
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