Sportbusiness-Kongress in Düsseldorf Rummenigge lehnt neues Champions-League-Modell ab

Düsseldorf · Karl-Heinz Rummenigge sollte beim Sportbusiness-Kongress eigentlich mit FDP-Chef Christian Lindner über Erfolgsdruck diskutieren. Weil Lindner absagte, hatte der Bayern-Vorstand Gelegenheit, über Fehlentwicklungen im Fußball zu referieren.

 Der Vorstandsvorsitzende vom FC Bayern München Karl-Heinz Rummenigge beantwortet auf dem SpoBis Kongress Fragen des Moderators.

Der Vorstandsvorsitzende vom FC Bayern München Karl-Heinz Rummenigge beantwortet auf dem SpoBis Kongress Fragen des Moderators.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die rot-weiß-gelbe Koalition hat FDP-Chef Christian Lindner aufgekündigt, bevor es überhaupt zu Gesprächen kam. Den Talk mit dem Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, auf dem Sportbusiness-Kongress „SpoBis“ in Düsseldorf musste der Bundesvorsitzende der Liberalen absagen – Verpflichtungen in Berlin. Statt sich mit Lindner wie geplant über Zweifel und Druck im Umgang mit Verantwortung auszutauschen, durfte Rummenigge sich also ganz allein zum Hüter des Fußballs aufschwingen.

Der ehemalige Nationalmannschaftskapitän warf dafür einen „kritischen Blick auf den internationalen Fußball“ und warnte mehrmals, die Schraube des Geldes nicht zu überdrehen. Eine Reform der Champions League lehnt er ab. „Repariere nicht, was nicht kaputt ist. Und die Champions League ist alles, nur nicht kaputt“, sagte der 64-Jährige am Dienstag: „Jeder ist mit dem Format der Champions League zufrieden. In der K.o.-Phase haben alle deutschen Mannschaften attraktive Spiele. Es gibt überhaupt keinen Veränderungsbedarf. Wir müssen die Klubs und Fans berücksichtigen. Das Motto der Fifa war immer ‚For the good of the game‘ (zu Deutsch: Zum Wohle des Spiels). Das wird mir langsam zu wenig berücksichtigt.“

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) überlegt, die Königsklasse zu reformieren. Statt acht Vierergruppen könnte es künftig vier Achtergruppen geben. Das würde bedeuten, dass auf die Klubs dann 14 Gruppenphasenspiele zukommen. „Ich weiß nicht, wo die neuen Spieltage herkommen sollen. Wir sollten den Kalender nicht immer noch mehr aufpumpen und den Spielern zumuten, noch mehr da durchzuhetzen. Die Spieler haben kaum mehr Luft zum Atmen und zur Regeneration. Wenn wir die Champions League aufpumpen, werden die Trainer kommen und sagen: ,Ein 25-köpfiger Kader reicht mir nicht. Ich brauche mehr Spieler.’ Das belastet am Ende die Bilanz. Ich bin aus sportlichen und finanziellen Gründen dagegen“, sagte Rummenigge: „Die beiden Teams, die bis zum Finale kommen, müssten dann 21 Spiele machen. Wir haben uns in dieser Gruppenphase nach dem vierten Spiel qualifiziert. Man muss kein Philosoph sein, um zu sehen, dass das langweilig werden würde.“

Auch der Teilnahme an einer Super League oder der neuesten Idee der Uefa, der „Champions League on Tour“, ein Turnier während der Saisonvorbereitung, das im Juli stattfinden würde, erteilte der frühere Vize-Weltmeister eine deutliche Absage. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt in Erwägung gezogen, an einer Super League teilzunehmen. Das würden unsere Fans nicht mitmachen. Eher würden wir gesteinigt. Das ist unser Brot- und Buttergeschäft“, beteuerte Rummenigge: „Wir haben auch an den Gesprächen zur Champions League on Tour nicht teilgenommen. Das würde bedeuten, dass 16 europäische Mannschaften in der Pre-Season spielen müssten – ein Format mit mindestens zwei bis drei Wochen. Unsere Trainer und Spieler würden uns ins Kreuz springen und das zu Recht.“

Dabei verspricht Rummenigge sich einen neuen Geldregen von der nächsten Bundesliga-Rechtevergabe. Pay-TV-Sender Sky steht laut des Münchner Vorstandsvorsitzendenden „dramatisch unter Druck“, weil sie bei der Ausschreibung der Königsklasse leer ausgingen. „Jetzt stehen sie nackt da.“ Auf Rekordumsätze und Millionen-Deals mit Audi angesprochen hieß es „am Ende des Tages“ von Rummenigge dann aber: „Wir brauchen einfach Einnahmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das ist als Vorstandsvorsitzender meine Aufgabe. Der Fußball ist immer höher angesiedelt.“

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