Paderborn - Bayern im DFB-Pokal Fußball stört unser Leben!

Paderborn · Die Betriebserlaubnis der Benteler-Arena des SC Paderborn endet um 22 Uhr. Anwohner fühlten sich vom Lärm belästigt und haben geklagt. Darum wird das heutige Pokalspiel gegen den FC Bayern um 18.30 Uhr angepfiffen.

 Die Benteler-Arena ist einigen Anwohnern ein Dorn im Auge.

Die Benteler-Arena ist einigen Anwohnern ein Dorn im Auge.

Foto: Wikipedia/SW1907 Grafik: C. Schnettler

Heute ist im ostwestfälischen Paderborn mal wieder ein Festtag. Der große FC Bayern München kommt zum Viertelfinale des DFB-Pokals. Die ARD hatte Interesse bekundet, die Partie zu übertragen. Das hätte für den Tabellenführer der Dritten Liga eine noch mal deutlich größere mediale Bühne bedeutet. Vor ein paar Jahren spielte der Verein mal kurzzeitig in der Bundesliga. Man träumte davon, sich langfristig etablieren zu können. Doch es kam anders, und der Verein stürzte zwei Klassen tiefer.

Nun also Pokal. Flutlicht, große Bühne. Doch der SC Paderborn musste die Offerte des öffentlichrechtlichen Senders ablehnen - weil er keine Betriebserlaubnis mehr besitzt, Spiele, die nach 22 Uhr gehen, zu veranstalten. Und so wird die Begegnung nicht um 20.45 Uhr angepfiffen, sondern bereits um 18.30 Uhr (Live-Ticker), übertragen vom Pay-TV-Sender Sky.

Es ist ein klassischer Nachbarschaftsstreit, der da seit einigen Jahren rund um die Paderborner Straße erbittert tobt. Auf der einen Seite steht die Benteler-Arena, die Heimspielstätte des SC Paderborn. Auf der anderen Seite liegt eine Wohnsiedlung, einer der Anwohner ist Hans-Josef T. Als vor 13 Jahren nach dem Zweitligaaufstieg das Hermann-Löns-Stadion als nicht mehr zeitgemäß galt und ein Standort für ein neues Stadion gesucht wurde, fing der Ärger an. Wilfried Finke, der allmächtige Präsident des Klubs, einigte sich mit Stadt und Behörde auf ein Areal in Wurfweite zu einem seiner Möbelhäuser im Norden der Stadt.

Schon damals war das T., dem Nachbarn, ein Dorn im Auge. Mit zwei weiteren Anwohnern klagte der Architekt gegen die Bebauung auf der anderen Straßenseite. Die Kläger erhielten schließlich Recht, woraufhin der Bau zwei Jahre ruhen musste. Erst nach Änderung des Bebauungsplans, verbunden mit der Beschränkung auf Fußballspiele zur Tageszeit bis 22 Uhr, genehmigte der Richter die Fortsetzung des Stadionprojektes.

Damit haben sich die Anwohner allerdings nicht zufriedengegeben. Immer wieder kommt es zur Konfrontation zwischen den Parteien. Was auch daran liegen könnte, dass die Fehde zwischen Herrn T. und Mäzen Finke eine längere Vorgeschichte hat. Die beiden Männer, so heißt es in Paderborn, hätten sich als Jugendliche geprügelt. Warum, wieso, weshalb - wie so oft bei solchen Auseinandersetzungen: Keiner kennt den genauen Ursprung. Das ändert gleichwohl nichts am Resultat: Man steht sich in erbitterter Ablehnung gegenüber.

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Foto: dpa, frg soe

T. jedenfalls hat nicht Ruhe gegeben und keine Gelegenheit verstreichen lassen, auf sein Recht zu pochen. Die Schiedsrichterpfiffe oder ein Torjubel würden die erlaubten Werte überschreiten. Deshalb hat es in Paderborn kein Montagsspiel mehr gegeben, und in der Bundesliga konnte kein Heimspiel an einem Freitagabend ausgetragen werden. Um für Deeskalation zu sorgen, wurde eigens eine Lärmschutzwand errichtet, vier Meter hoch, wohl längst noch nicht hoch genug, um den Anwohner zu besänftigen.

"Das Stadion hätte da aufgrund der Nähe zu den Anwohnern nicht gebaut werden dürfen, und meinen Mandanten geht es ums Prinzip", sagt Rechtsanwalt Burkhard Zurheide der "Welt". Es kommt immer wieder vor, dass sich Anwohner gegen professionelle Sportanlagen zur Wehr setzen. Im Hamburger Nobelviertel Rothenbaum haben Hausbesitzer in der Nachbarschaft des Tennisstadions so lange geklagt, bis fast alle Veranstaltungen dort untersagt wurden.

(gic)
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