FC Bayern München Sammer über Hoeneß: "Sein Lebenswerk, sein Geist bleibt"

München · "Das ist keine Stunde Null", sagt Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer nach der Verurteilung von Uli Hoeneß. Dass das Thema sportlichen Einfluss hat, befürchtet er nicht.

Bayern-Fans zeigen Solidarität mit Uli Hoeneß
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Foto: dpa, shp jai

"Matthias Sammer, Sie können schon am nächsten Spieltag Meister werden."

Matthias Sammer: "Ist das so? Was muss passieren?"

"Der FC Bayern muss gewinnen, Schalke und Dortmund nicht..."

Sammer: "Wir wollen gewinnen, alles andere können wir nicht beeinflussen."

"Wie schwer war es nach den Turbulenzen um Uli Hoeneß für die Mannschaft, sich auf das Spiel zu konzentrieren?"

Sammer: "Am Freitag war es sehr schwierig. Das Urteil, dann die Konsequenz mit dem Rücktritt. Ob das noch in den Kleidern hing, weiß ich nicht. Fakt ist, dass wir das Spiel zwar kontrolliert, aber zu langsam und zu behäbig gespielt haben. Letztendlich hat unsere individuelle Qualität entschieden."

"Uli Hoeneß hat die Geschicke des Vereins über Jahrzehnte gelenkt. Wie ist bei Ihnen die Gefühlslage?"

Sammer: "Es ist Ulis Lebenswerk, wir haben alle davon profitiert. Ich habe versucht, für mich zwei Dinge zu realisieren. Ich wünsche erst einmal Uli und seiner Familie, dass sie zur Ruhe kommen und den Alltag bewältigen. Punkt zwei ist, dass sein Lebenswerk, sein Geist bleibt."

"Wie geht es weiter?"

Sammer: "Wir stehen im Vorstand jetzt auch in der Verantwortung. Wir müssen uns zeigen, Geschlossenheit demonstrieren, Angriffslust zeigen. Niemand braucht Uli kopieren, das geht sowieso nicht. Ich habe aber ein gutes Gefühl. Wir werden überhaupt nicht in eine lethargische Phase verfallen. Alles, was passiert ist, ist traurig genug. Aber jetzt geht es weiter, für ihn und für uns. Uli ist unter uns. Das sollten wir auch immer wissen."

"Hatten Sie schon die Gelegenheit, mit Karl Hopfner zu reden, der neuer Präsident werden soll?"

Sammer: "Ich habe mit ihm noch nicht gesprochen. Ich finde aber, dass wir hervorragende Leute haben. Der Verein hat sehr gut und sehr schnell mit den richtigen Leuten reagiert."

"Ist das für den Verein jetzt eine Art Stunde Null?"

Sammer: "Das ist keine Stunde Null. Es ist keine neue Zeitrechnung. Der Geist von Uli bleibt sowieso."

"Noch einmal zum Sportlichen: Wie weit ist Bastian Schweinsteiger?"

Sammer: "Ich sehe ihn auf einem super Weg. Die letzten Prozente kommen mit Training und Spiel. Sein ganzer Bewegungsablauf wird immer besser. Er war ein würdiger Kapitän, ein würdiger Leader. Ich bin sehr optimistisch, dass er bald, um mit dem Trainer zu reden, top, top, top ist."

"Wie groß ist die Gefahr, wenn man in der Liga nicht mehr so gefordert wird?"

Sammer: "Es könnte eine schwierige Situation werden. Wir sollten nicht auf den Gedanken kommen, unseren Rhythmus zu verlieren. Wir befinden uns in einer Komfort-Situation, aber man sollte nicht in eine Komfort-Zone kommen. Darauf müssen wir sehr stark achten. Das wird Pep aber machen. Es sollte aus dem Bonus kein Malus werden."

"Es stehen außer Holger Badstuber alle zur Verfügung. Wie gehen die Spieler mit dieser Konkurrenzsituation um?"

Sammer: "Sehr gut. Es ist keine Frage, dass es immer wieder mal Gesprächsbedarf gibt. Wir gehen mit der Thematik aber intern offen um. Wir brauchen jeden, wir stehen besonders in der Pflicht, dass wir das gut hinbekommen."

Das Interview wurde in der Mixed Zone aufgezeichnet.

(sid)
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