Kritik von Sportausschuss-Vorsitzender Dagmar Freitag vermutet hinter Rummenigges Impf-Vorstoß egoistische Motive

Berlin · Fußballprofis könnten Vorbilder bei der Impfung gegen das Coronavirus sein – zumindest, wenn es nach Karl-Heinz Rummenigge geht. Die SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag stellt die gute Absicht von Bayern Münchens Vorstandschef jedoch infrage.

 Karl-Heinz Rummenigge.

Karl-Heinz Rummenigge.

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) vermutet hinter dem Impf-Vorstoß von Bayern Münchens Aufsichtsratsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge egoistische Motive. „Nehmen wir mal wohlwollend an, dass es ihm darum geht, die Impfbereitschaft zu erhöhen, dann wäre es geradezu vorbildlich, wenn Bayern München einen Bruchteil seiner beträchtlichen Einnahmen eingesetzt hätte, um in Anzeigen und TV-Spots mit der Mannschaft für das Impfen zu werben“, sagte die SPD-Politikerin im Interview mit RTL/n-tv.

Dies würde sie als glaubwürdige Maßnahme ansehen. „Jetzt aber sieht es aus, als wolle er vor allem seine Probleme lösen, denn wir wissen ja, dass aktuell zwei Spieler wegen Corona-Infektionen nicht nach Katar mitgeflogen sind“, sagte Freitag. „Der Hintergrund ist also vermutlich eher, gesunde Spieler zu haben, und nicht, die Impfbereitschaft in unserem Land zu erhöhen.“

Freitag bekräftigte zugleich ihre Kritik an den geplanten Champions-League-Spielen deutscher Mannschaften in Budapest. „Es ist in einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, in der Bevölkerung noch Verständnis für die Maßnahmen zu bekommen, immer schwerer vermittelbar, wenn Profifußballer kreuz und quer durch Europa reisen können - auch wenn sie in einer aus ihrer Sicht sicheren Blase leben“, sagte Freitag.

Nach Meinung von Rummenigge könnte geimpften Fußball-Profis eine Vorbildfunktion zukommen. „Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung“, sagte er bei Sport1, versicherte aber: „Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.“

Bayerns Trainer Hansi Flick nahm seinen Vorstandsvorsitzenden derweil in Schutz. „Wir alle wissen, dass andere Menschen Priorität haben und wir uns hinten anstellen müssen und werden. Es ist erst mal wichtig, dass die Risikogruppen zuerst drankommen“, sagte Flick vor dem Finale der Klub-WM am Donnerstag (19.00 Uhr/DAZN) in ar-Rayyan/Katar und betonte, so habe dies Rummenigge auch gemeint.

Er wiederholte zudem eine frühere Aussage, wonach er sich auf jeden Fall impfen lassen werde, „wenn ich dran bin“.

(old/sid/dpa)
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