Kommentar zur Münchner Medienschelte Der fragwürdige Auftritt des Uli Hoeneß

München · Die Bosse des FC Bayern haben die Berichterstattung einiger deutscher Medien als „würdelos“ kritisiert. Den Umgang der Presse mit Spielern geißelten sie besonders. Selbst machen sie es aber nicht besser.

 Bayern-Präsident Uli Hoeneß

Bayern-Präsident Uli Hoeneß

Foto: dpa/Matthias Balk

Uli Hoeneß muss mit zweierlei Maß messen. Anders kann man die Aussagen des Bayern-Präsidenten eigentlich gar nicht deuten. Bei einer Pressekonferenz kritisierte er den Umgang deutscher Medien mit verdienten Spielen. Hoeneß sprach von „respektlosem“ Verhalten. So gehe man mit verdienten Sportlern nicht um. Wenige Sätze später machte es Hoeneß nicht besser.

Heftig lederte er gegen den ehemaligen Bayern-Spieler Juan Bernat, der den Verein im Sommer verließ. „Der hat uns fast alleine die Champions League gekostet“, sagte Hoeneß. Noch am Abend des Spiels in Sevilla sei die Entscheidung gefallen, den Spieler abzugeben. Deutlicher kann man einen Sportler nicht abstrafen. Den Spieler hat er damit als Versager hingestellt, nicht als Menschen, der Fehler machen darf.

Hoeneß hat sich nicht zum ersten Mal so über Spieler geäußert. Als nach dessen gemeinsamen Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Diskussionen über Mesut Özil hochkochten, schimpfte Hoeneß: „Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt.“ Leverkusens Karim Bellarabi nannte er nach einem Foul an Bayerns Rafinha geisteskrank. Für diese Aussagen wurde er heftig kritisiert. So wird es auch dieses Mal kommen.

Die Bayern-Bosse sprachen davon, dass es als größter deutscher Verein an der Zeit sei, sich zu positionieren. Das ist sicher nicht falsch. Der größte deutsche Verein hat die lauteste Stimme und das Recht, vielleicht sogar die Pflicht, Missstände anzusprechen. Allerdings ist die Art und Weise, die die Bayern nun gewählt haben, falsch.

Wer Fehler kritisiert, darf nicht dieselben machen, die er den Kritikern vorwirft. Sonst ist seine Kritik nichts wert. Erst recht nicht, wenn man die ganz schweren Geschütze auffährt: Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zitierte aus dem Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, sagte er. Das gelte auch für Fußballspieler. Die Bayern sollten sich selbst daran halten.

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