Münchner Dauerbrenner ist gefrustet Thomas Müller will den FC Bayern angeblich verlassen

München · Ex-Nationalspieler - und auch bald Ex-Bayern-Profi? Laut einer Medienspekulation erwägt Thomas Müller im Winter einen Vereinswechsel. Der 30-Jährige lässt sich nach einem Gespräch mit Trainer Niko Kovac alle Optionen für die Zukunft offen.

 Thomas Müller jubelt nach seinem Tor im Champions-League-Gruppenspiel gegen Roter Stern Belgrad.

Thomas Müller jubelt nach seinem Tor im Champions-League-Gruppenspiel gegen Roter Stern Belgrad.

Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Die Traumbeziehung zwischen Thomas Müller und dem FC Bayern München wird auf eine harte Probe gestellt. Nach einem Gespräch mit Trainer Niko Kovac lässt sich der Fußball-Weltmeister von 2014 für seine Zukunft alle Optionen offen. „Ein Trainer muss vor jedem Spiel schwierige Entscheidungen treffen. In den vergangenen fünf Spielen war allerdings ein Trend zu erkennen, der mich nicht glücklich macht“, sagte Müller in einem „Kicker“-Interview (Mittwoch). „Wenn das Trainerteam mich in Zukunft nur noch in der Rolle des Ersatzspielers sieht, muss ich mir meine Gedanken machen. Dafür bin ich einfach zu ehrgeizig.“

Nach wiederholten Frusterlebnissen als Bankdrücker wird über die Zukunft des 30-Jährigen spekuliert. Laut „Sport Bild“ erwägt der dienstälteste Münchner Profi, den deutschen Meister schon in diesem Winter verlassen. Begründet wird die These mit mangelnder Einsatzzeit unter Trainer Kovac. Dazu soll Müller Wertschätzung vermissen.

„Ganz so lustig“ sei das Thema für ihn nicht, sagte Müller zu seiner Situation. Beim 1:2 gegen Hoffenheim musste der Offensivmann zum fünften Mal nacheinander zu Spielbeginn draußenbleiben - das gab's zuletzt vor mehr als einem Jahrzehnt. Zu allem Übel musste Müller noch vernehmen, dass Kovac ihn vor dem Anpfiff völlig unnötig zum Notnagel degradierte. „Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen“, hatte Kovac gesagt.

Für Müller ist das mittlerweile geklärt. „Als ich nach dem Spiel mit der Aussage konfrontiert wurde, war ich natürlich überrascht. Aber ich bin bei so etwas nicht so empfindlich. Es gab mit dem Trainer bereits ein Vieraugengespräch. Damit ist die Geschichte für mich ausgeräumt“, sagte Müller.

Bis 2021 ist der Offensivspieler, der zu den Spitzenverdienern zählt, an die Münchner gebunden. Eine Rolle als Ergänzungskraft, die er nach der Rückrunde der vergangenen Saison mit der erfolgreichen Aufholjagd „so nicht“ erwartet hatte, kommt für ihn auf keinen Fall in Frage. „Ich bin gerade erst 30 Jahre alt geworden, topfit und hungrig auf Erfolge - mit dem Verein, aber auch persönlich. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich dem Team mit meinen Fähigkeiten auf dem Platz weiterhelfen kann“, sagte Müller, der seit seinem zehnten Lebensjahr für den Club kickt.

Für den FC Bayern ist Müller eine bedeutende Identifikationsfigur. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete ihn wiederholt als „Parade-Bayer“ und erklärte ihn immer wieder als unverkäuflich. „Es gibt Spieler, die haben kein Preis-Ticket. Dazu gehört Thomas. Wir wären von allen guten Geistern verlassen, wenn wir ihn verkaufen würden“, sagte Rummenigge schon.

Grundsätzlich dürfte sich das Kalkül der Bosse nicht geändert haben. Müller ist als Vize-Kapitän wichtig für die Mannschaft und nicht nur wegen seiner Wurzeln auch für den traditionsbewussten Club. Neben dem Niederbayern Christian Früchtl ist der Oberbayer Müller der einzige im Freistaat geborene Profi. Gerade in der Ära nach Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger verkörpert Müller das bayerische Element wie kein Zweiter im Team.

Dazu kommen sportliche Gesichtspunkte. Zwar ist Müller für Kovac aktuell nicht gut genug für einen Stammplatz, doch im kleinen Kader ist der WM-Torschützenkönig von 2010 als vielseitige Alternative gefragt. Müller spielt am liebsten auf Halbpositionen oder hinter der Spitze im Mittelfeld. Er kann aber auch in vorderster Front als Backup für Robert Lewandowski oder auf den Flügeln eingesetzt werden. Doch Müller will mehr als nur ein Backup oder Ergänzungsspieler sein.

An Medienspekulationen woll er sich „nicht beteiligen“ und den Fokus „voll auf das Sportliche“ legen, betonte Müller. „Was den Konkurrenzkampf betrifft, werde ich nicht lockerlassen und im Training und bei den Spielen weiterhin alles geben“, sagte der achtmalige Meister.

Bankzeiten sind für Müller, der nach 100 Länderspielen von Bundestrainer Joachim Löw aus der DFB-Auswahl aussortiert worde war, aber nichts Neues. Immer wieder gab es beim FC Bayern Phasen, in denen er in wichtigen Spielen draußen bleiben musste. Am Ende kam Müller jedoch immer auf seine Spiele. Sonst wäre er auch nicht mit 106 Königsklassen-Einsätzen (43 Tore) der Münchner Rekordmann in dieser Kategorie. 110 Tore in 325 Bundesliga-Spielen oder 33 Treffer in 60 Pokalspielen sprechen ebenfalls für sich.

(lt/dpa)
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