Martin Ödegaard gibt Bayern einen Korb Real bekommt den Wunderknaben

Madrid/Düsseldorf · Madrid soll heute den 16-jährigen Martin Ödegaard präsentieren. Der Norweger verdient angeblich mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr. Auch der FC Bayern hatte sich Hoffnungen darauf gemacht, das Talent verpflichten zu können.

 Martin Ödegaard wechselt zu Real Madrid.

Martin Ödegaard wechselt zu Real Madrid.

Foto: dpa, ss

Das Geraune um Martin Ödegaard hat eine ziemliche Lautstärke angenommen. So laut, dass es schon der ganze Kontinent hört. Heute um 13.30 Uhr, das kündigte Real Madrid in der Nacht zum Donnerstag an, präsentiert der Champions-League-Sieger den 16-jährigen Norweger als spektakulären Zugang im Bernabeu-Stadion. Die Rahmenbedingungen werden auch schon genannt. Ödegaard soll Medienberichten zufolge einen Vertrag über dreieinhalb Jahre bekommen, das Gehalt je Saison soll sich angeblich auf deutlich über zwei Millionen Euro belaufen. Als Ablöse bezahlen die Spanier rund vier Millionen Euro an den norwegischen Klub Strömsgodset IF Drammen.

Real Madrid hat damit den Kampf um das begehrteste Talent Europas gewonnen, der FC Bayern eine seiner seltenen Niederlagen auf dem Transfermarkt erlitten. Beweglich, schnell, dribbelstark, Linksfuß - die Vergleiche mit Lionel Messi drängen sich auf. Der nur 1,70 Meter große Wunderknabe wird ein "echter Galaktischer", jubelt nun das Osloer Boulevardblatt "VG". Ödegaards Vater Hans Erik hatte dem FC Bayern, der auch um "die schöne Braut" (Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge) geworben hatte, Anfang der Woche eine Absage erteilt. Vor anderthalb Jahren hatten die Münchner die Chance, den zentralen offensiven Mittelfeldspieler zu verpflichten. Die Scouts der Jugendabteilung waren aber nicht von ihm überzeugt.

Familie Ödegaard bestritt in den vergangenen Wochen eine Tournee über den halben Kontinent und präsentierte sich an namhaften Adressen. Neben Real und Bayern zählten FC Barcelona, Ajax Amsterdam, der FC Arsenal und der FC Liverpool zu den Interessenten. Auch Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart wurde Interesse an dem Fußballer aus einem Land nachgesagt, in dem der nordische Skisport und dank Weltmeister Magnus Carlsen auch der Schachsport besonders populär sind.

Mitte Oktober war Ödegaard - damals noch 15 Jahre - als Einwechselspieler bei der Partie der Norweger gegen Bulgarien der jüngste Akteur, der je in einem Qualifikationsspiel zur Fußball-Europameisterschaft eingesetzt worden ist. Als Nationaltrainer Per-Mathias Högmo den Jungen mit den strubbeligen blonden Haaren auf den Platz schickten, feierten die Fans im Osloer Ullevalstadion den Spieler wie einen Popstar. Der jüngste Nationalspieler war er schon seit dem Test gegen die Vereinigten Arabischen Emirate im August, der jüngste Spieler in Norwegens "Tippeligaen" und der jüngste Torschütze schon seit dem vergangenen April.

Bei Real soll das hochgelobte Talent mit Cristiano Ronaldo und Gareth Bale, Toni Kroos und Sami Khedira in der ersten Mannschaft unter Carlo Ancelotti trainieren, spielen soll er aber vorerst nur in der Reserve. Der Coach dort ist genauso prominent wie der des Primera-Division-Teams: Zinedine Zidane, 1998 mit Frankreich Weltmeister, ist für die Mannschaft verantwortlich. Trainingseinheiten im Jugendbereich sind nicht vorgesehen.

Der Norweger reiht sich in die Liste der Talente, die schon in jüngsten Jahren Spitzenverdiener wurden. Paradebeispiel für so einen Fall ist der US-Amerikaner Freddy Adu. Mit 13 Jahren unterzeichnete er Werbeverträge mit Sportartikelhersteller Nike und Getränkehersteller Pepsi. Er war mit 14 Jahren Millionär und wurde als Nachfolger des Brasilianers Pelé gefeiert. Als die Regeln des Weltverbandes Fifa einen Wechsel nach Europa erlaubten, begann eine Odyssee, die Adu zu Benfica Lissabon, AS Monaco, Belenenses Lissabon und Aris Saloniki, in die Türkei, nach Serbien und Brasilien führte. Seit Beginn dieses Monats ist er arbeitslos - im Alter von 25 Jahren.

Mit der Verpflichtung Ödegaards verletzt Real nicht die Transferrichtlinien. Anders als der Konkurrent FC Barcelona, der zuletzt mit einem einjährigen Transferverbot belegt worden war, weil er zehn minderjährige Spieler aus dem Ausland holte und damit gegen Artikel 19 des Fifa-Reglements verstieß. Zwar ist Ödegaard auch noch längst nicht volljährig, doch es gibt Ausnahmegenehmigungen für Spieler zwischen 16 und 18. Voraussetzungen sind eine schulische oder berufliche Ausbildung und eine Betreuung durch Familienmitglieder oder eine Gastfamilie. Ödegaards Vater, ein ehemaliger Profi und bislang Betreiber eines Bekleidungsgeschäfts in Drammen am Oslofjord, soll einen Job in Reals Jugendabteilung bekommen. Die Mutter und die beiden jüngeren Schwestern sollen vorerst in Norwegen bleiben.

(RP)
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