Weltfußballer-Wahl Koan Neuer

Zürich/Düsseldorf · Der Torwart der deutschen Nationalelf belegte bei der Wahl zum Weltfußballer nur den dritten Platz. Cristiano Ronaldo gewann wie vor einem Jahr vor Lionel Messi.

Ronaldo zum dritten Mal Weltfußballer
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Am Ende eines langen Tages, nach dem 4500-Kilometer-Flug im Privatjet von Katar nach Zürich, nach viel Autogrammschreiberei, nach all dem Klimbim der Weltfußballergala, stand Manuel Neuer als Verlierer da. Das war selten vorgekommen in den vergangenen Jahren. Mit dem FC Bayern München gewann er ja fast alles, mit der Fußball-Nationalmannschaft zumindest all das, was wichtig war. Nun aber hatten die Kapitäne und Trainer der Nationalmannschaften und ein paar ausgewählte Sportjournalisten entschieden, dass Manuel Neuer die individuelle Krönung für sein "unglaubliches Jahr" verwehrt wurde. Cristiano Ronaldo, Star von Real Madrid, bekam den "Ballon d'Or", den goldenen Ball des Weltfußballers. So wie schon 2013 und 2008, damals noch im Trikot von Manchester United.

"Das Toreschießen wird noch mehr anerkannt als das Toreverhindern", klagte Franz Beckenbauer, "das ist ungerecht." Der frühere Münchner Trainer Ottmar Hitzfeld meinte: "Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif dafür, dass ein Torhüter Weltfußballer wird."

Doch weil Neuer ein ziemlich netter Kerl ist und für einen Weltmeister und Spitzenverdiener durchaus bescheiden daherkommt, lächelte er ob der Entscheidung. Im Vorfeld war schon gemunkelt worden, dass er gegen Cristiano Ronaldo keine Chance haben würde. Die Niederlage schmerzte ihn jedenfalls nicht so sehr wie zwölf Monate zuvor seinen Münchner Teamkameraden Franck Ribéry, der sich nach dem Sieg in der Champions League als Favoriten gesehen hatte.

Die Schar der Experten stellte Ronaldos Torjägerqualitäten (und vielleicht auch die Show-Qualitäten) des Portugiesen über die außergewöhnlichen Leistungen des Weltmeister-Torhüters. Der Argentinier Lionel Messi belegte - vielleicht auch als Strafe dafür, dass er wie im vergangenen Jahr den merkwürdigen weinroten Anzug trug - den zweiten Platz. Dass der Stürmer des FC Barcelona noch vor Neuer lag, darf als unschöne Überraschung gewertet werden. Schon die Kür des Argentiniers zum besten Spieler der WM war für die meisten Beobachter nicht nachvollziehbar.

Neuer lobte artig Sieger Ronaldo: "Er hat Spiele alleine entschieden, über seine Tore brauchen wir nicht zu sprechen. Er ist ein Weltklasse-Fußballer - und das weiß jeder von uns." Neuers Niederlage war zu erwarten gewesen, beim Rekordmeister in München war sie befürchtet worden. "Jeder würde es Manuel gönnen, aber diese Ehrung ist eine subjektive Wertung", sagte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer.

"Wir haben alle Verdienste", sagte Ronaldo, der locker und gelöst in der Schweiz mit dem Wunsch aufwartete, einmal mit Neuer und Messi in einem Team zusammenspielen zu wollen. "Das wäre doch interessant", meinte der Torjäger, der schon bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres Neuer auf Platz zwei verwiesen hatte.

Abgestimmt wurde von den Kapitänen, Nationaltrainern und Journalisten auf der ganzen Welt. In den Exoten-Ländern unter den 209 Mitgliedsverbänden der Fifa zählten Neuers überragende Leistungen auf dem Weg zum WM-Titel anscheinend weniger als Ronaldos wiederholte One-Man-Show in der Champions League und der spanischen Primera Division.

Zum Sieg in der Königsklasse hatte der Portugiese 17 Tore beigesteuert, natürlich Rekord. In der Primera Division erzielte der Portugiese in dieser Saison schon 26 Treffer in 17 Spielen. "Es war ein unglaubliches Jahr", sagte Ronaldo, "man darf nicht von Rekorden besessen sein - aber ich werde immer versuchen, mich selbst zu übertreffen." Für die Wahl maßgebend waren die Leistungen bis zum 21. November 2014.

Das Ergebnis der Wahl: 1. Cristiano Ronaldo 37,66 Prozent 2. Lionel Messi 15,76 3. Manuel Neuer 15,72

(RP)
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