Adidas-Chef folgt auf Hoeneß im Bayern-Aufsichtsrat Herbert Hainer wird einer der mächstigsten Männer des Fußballs

adidas-Chef Herbert Hainer übernimmt bei Bayern München das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden. Als Wirtschaftsmacher genießt er einen exzellenten Ruf.

Das ist Herbert Hainer
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München (SID) Herbert Hainer und der FC Bayern - das war immer schon ein ganz besonderes Verhältnis. "Es gibt keinen anderen Verein, mit dem wir eine so enge Beziehung und so langfristige Bindungen haben", sagte der Vorstandschef der adidas AG in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im Mai 2010. Jetzt, fast vier Jahre später, ist diese Verbindung noch enger geworden: Hainer steht seit Freitag als Nachfolger von Uli Hoeneß an der Spitze des Aufsichtsrates der FC Bayern München AG.

Hainer, geboren einen Tag vor dem "Wunder von Bern" am 3. Juli 1954 im niederbayerischen Dingolfing, kommt als gelernter Diplom-Betriebswirt zwar aus der Wirtschaft. Als Kind, sagte er einmal, habe er jedoch "Tag und Nacht" Fußball gespielt. Als junger Mann stürmte er für den FC Ottering, der Klub schaffte es einmal sogar in die erste Runde des DFB-Pokals. Hainer träumte von einer Profikarriere, die jedoch sein jüngerer Bruder Walter verwirklichte - als Libero bei 1860 München mit drei Bundesliga-Spielen.

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Foto: afp, iw

Herbert Hainer, Sohn eines Metzgers, trat nach dem Studium 1979 beim Konsumgüterhersteller ProcterundGamble an. 1987 wechselte er zu adidas, wo er zehn Jahre später in den Vorstand aufrückte. Übrigens unter dem inzwischen verstorbenen Vorsitzenden Robert Louis-Dreyfus, einem Freund von Hoeneß, der mit seinem 20-Millionen-Mark-Kredit an dessen Börsen-Abenteuern beteiligt war.

2000 wurde Hainer Stellvertreter von Louis-Dreyfus, gut ein Jahr später selbst Chef. In seine Zeit an der Spitze der Herzogenauracher fiel die schmerzhafte Trennung von Salomon sowie die Übernahme von Reebok. Hainer gelang es, den Börsenwert von adidas zu verfünffachen und den Umsatz von knapp sechs auf 14,5 Milliarden Euro zu steigern. 2013 erzielte das Unternehmen einen Rekordgewinn von 839 Millionen Euro. Dass die amerikanische Konkurrenz (Nike) den Deutschen enteilte, konnte er jedoch nicht verhindern.

Hainers ursprünglich im Frühjahr 2015 auslaufender Vertrag wurde erst vor wenigen Tagen verlängert - um zwei statt der üblichen fünf Jahre, weil Hainer sich 2017 mit dann 62 Jahren in einem "biblischen Alter" wähnt und abtreten möchte. Der am längsten amtierende Chef eines DAX-Unternehmens ist außerdem Mitglied des Aufsichtsrats der Bayerischen Versicherungsbank und Mitglied des Aufsichtsrats der Lufthansa.

Hainer steht für Seriosität. Obwohl er sich gerne an öffentlichen Debatten beteiligt, ist er keiner, der das Rampenlicht sucht. TV-Talkshows meidet er, "weil da nur Oberflächlichkeiten produziert werden", wie er einmal sagte. Auftritte in der Klatschpresse lehnt er strikt ab.

Sein Unternehmen ist einer von drei externen Eignern der FC Bayern AG, die zu jeweils 8,33 Prozent am Klub beteiligt sind. Das Engagement ließ sich adidas im Jahr 2001 150 Millionen Mark kosten. Hainer sprach damals von einem "Meilenstein" und erklärte: "Diese Partnerschaft eröffnet uns Perspektiven in neuen Geschäftsfeldern (...) und wird uns helfen, unsere Führungsposition im Fußball (...) auszubauen." Daran arbeitet er ab sofort in einer Doppel-Funktion.

(sid)
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