Nationalspieler und Bayern-Profi Kimmich erinnert Vogts an Matthäus

Mönchengladbach · Für Ex-Bundestrainer Berti Vogts kann Bayern-Star Joshua Kimmich ein dominierender DFB-Spieler werden. Vom Auftritt der Nationalmannschaft bei den Nations-League-Partien war Vogts derweil enttäuscht.

 Bayern-Star Joshua Kimmich im Champions-Legaue-Viertelfinale gegen den FC Barcelona.

Bayern-Star Joshua Kimmich im Champions-Legaue-Viertelfinale gegen den FC Barcelona.

Foto: AP/Manu Fernandez

Der frühere Bundestrainer Berti Vogts hatte zuletzt wenig Spaß an den Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Vogts schaute sich die Nations-League-Spiele gegen Spanien und in der Schweiz an (jeweils 1:1) und war von dem, was er sah, überrascht. „Man hat seit zehn Monaten kein Länderspiel gemacht. Ich dachte schon, dass sich die Spieler mehr darauf freuen, mal wieder für Deutschland zu spielen, dass sie sich mehr selbst in die Verantwortung genommen hätten, auch für Deutschland zu glänzen. Das habe ich nicht gesehen. Das fand ich ein wenig schade“, monierte Vogts im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Man muss doch Freude an einem Länderspiel haben. Oder man sagt direkt ab. Wenn ich hinfahre, will ich doch etwas Besonderes schaffen“, sagte der 73-jährige Vogts. Dass die wegen der Corona-Pandemie fehlenden Zuschauer möglicherweise ein Grund dafür sein könnten, lässt Vogts als Argument nicht gelten. „Natürlich ist es schöner, wenn 60.000 oder 70.000 Zuschauer im Stadion dabei sind. Aber ich habe nie Zuschauer gebraucht, um motiviert zu sein für ein Länderspiel. Bei Spanien habe ich die Spielfreude gesehen. Da hätte ich mir gewünscht, dass unsere Mannschaft davon etwas übernimmt gegen die Schweiz, aber auch da waren die Schweizer mit viel mehr Freude im Spiel. Bei uns fehlte die Spielfreudigkeit“, sagte Vogts.

Was Vogts gegen Spanien und in der Schweiz vermisste, waren Spieler, der die anderen mitreißen. „Die Schweiz hatte so einen in Granit Xhaka. Bei uns fehlten die Spieler, die das machen“, merkte Vogts an. Er sah zu wenig Emotion im Spiel der Deutschen, die in beiden Spielen führten, dann nachließen und noch den Ausgleich kassierten. „Das kann mit Blick auf die Europameisterschaft ein Problem werden“, fürchtet Vogts, der Deutschland 1996 zum EM-Titel führte und auch als Spieler 1972 den kontinentalen Wettbewerb gewann.

Das Fehlen einiger Spieler des Triple-Siegers FC Bayern München, die bei den beiden Nations-League-Partien eine Pause gewährt bekamen, machte sich für Vogts diesbezüglich besonders bemerkbar. „Manuel Neuer ist so ein Spieler. Vor allem aber gefällt mir bei Joshua Kimmich wie er auftritt“, sagte Vogts. „Er ist auch ein lauter Spieler, das macht ihn aus. Die Spiele gegen Spanien und in der Schweiz haben gezeigt, wie wertvoll er als Typ, als Macher ist. Er ist geht vorweg und reißt vieles an sich. Damit weckt er auch viele Spieler auf. Das ist wichtig“, sagte Vogts über den 25-Jährigen, dessen Marktwert aktuell auf 75 Millionen Euro taxiert wird.

Für Vogts hat Bayern-Star Kimmich das Zeug, einer der dominierenden deutscher Spieler der nächsten Jahre zu werden, so wie es zum Beispiel Rekordnationalspieler Lothar Matthias zu seiner Zeit war. 1990 war Matthäus Kapitän und Antreiber des deutschen Weltmeisterteams. „Wenn Kimmich gesund bleibt, kann er einer sein wie Lothar, er kann der Rolle, die Lothar gespielt hat, sehr nahe kommen. Er erinnert mich in seiner Art an Lothar, der auch immer das Spiel an sich reißen wollte und eine Mannschaft führen wollte und das auch offen eingefordert hat“, sagte Vogts weiter.

Kimmich – ein neuer Matthäus?

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