Müller schlägt Alarm Bayerns Zauber ist vor der Lewandowski-Rückkehr verflogen

München · Dicke Luft beim FC Bayern: Vor dem Wiedersehen mit Torgarant Robert Lewandowski hadern die Remis-Könige mal wieder mit der Chancenverwertung.

 Julian Nagelsmann wirkt etwas ratlos.

Julian Nagelsmann wirkt etwas ratlos.

Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Keine Gier, kein Hunger, keine Effizienz: Diesen FC Bayern wird Rückkehrer Robert Lewandowski gnadenlos bestrafen - nach dem schlechtesten Saisonstart seit zwölf Jahren schlug Thomas Müller verärgert Alarm. „Ich habe eine ganz schöne Krawatte und bin sauer auf uns selbst“, schimpfte der Ur-Münchner in mehrere TV-Kameras, „ich bin bedient.“

Vor dem brisanten Wiedersehen mit Lewandowski am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) in der Champions League gegen den FC Barcelona herrscht dicke Luft bei den bayerischen Remis-Königen. Beim ernüchternden 2:2 (1:0) gegen den weiter sieglosen VfB Stuttgart fehlte der letzte Biss - und ein Torgarant wie der Weltfußballer.

„Wir müssen zwei Gänge höher schalten, gegen Barcelona sogar drei“, forderte Sportvorstand Hasan Salihamidzic und mahnte: „Barcelona hat Topspieler, spielt guten Fußball, Lewa ist vorne, er nutzt jede Möglichkeit. Wir sind gewarnt.“

Doch die Probleme lassen sich nach dem dritten Unentschieden in der Liga hintereinander nicht mehr wegdiskutieren. „Wir hatten nicht die Schlüssel“, sagte Matthijs de Ligt über das chaotische Offensivspiel.

Allerdings war es der Abwehrchef, der dem VfB mit seinem unglücklichen Foul am starken Stuttgarter Stürmer Serhou Guirassy dessen Elfmeter-Ausgleich zum Endstand (90.+2) ermöglichte.

„Wir müssen verstehen, dass wenn wir jedes Spiel gewinnen wollen, wir auch in den letzten zehn Minuten bis ans Letzte gehen müssen. Wir haben etwas hergeschenkt“, polterte Müller, „jeder Einzelne“ müsse sich hinterfragen. Kapitän Manuel Neuer und Wortführer Joshua Kimmich verweigerten jedweden Kommentar und stapften sichtlich angefressen aus der Arena.

Die Gemengelage ist explosiv, auf der Tribüne blickten Vorstandschef Oliver Kahn und Ehrenpräsident Uli Hoeneß säuerlich. Und Julian Nagelsmann? Der Trainer reagierte nach der „gefühlten Niederlage“ ungewohnt schmallippig - und übte Kritik an der Offensive. „Ich hätte mir mehr Power gewünscht“, sagte er, „es war zu wenig Gier nach vorne.“

Im Abschluss habe die Qualität gefehlt - und „Lewa“? Diese Frage holt die Bayern immer mehr ein, zumal der Pole auch bei Barca trifft und trifft. Beim 4:0 in Cadiz erzielte er sein neuntes Pflichtspieltor im sechsten Spiel und bereitete zwei Treffer vor.

Für die auf gleich sechs Positionen veränderten Bayern trug sich Ausnahmetalent Mathys Tel mit 17 Jahren und 136 Tagen als jüngster Startelf-Debütant und Torschütze (36.) in die Münchner Bundesligahistorie ein. „Das war ein Lichtblick“, sagte Salihamidzic.

Jamal Musiala (60.) traf nach dem 1:1 durch Chris Führich (57.) zur erneuten Führung, die Guirassy spät konterte. Der Rekordmeister sogar Glück, dass Guirassys erster Treffer (51.) nach Führichs Trikotzupfer gegen Kimmich zurückgenommen wurde. VfB-Sportchef Sven Mislintat sprach verärgert von der „Bayern-Lobby“.

Trotzdem fehlen den Münchnern sechs fest eingeplante Punkte - „mindestens vier zu viel“, wie Salihamidzic spitz anmerkte. Lag es an der Rotation? Nein, betonte er, „das war genau das Richtige“. Für Grundsatzdebatten oder Sorgen sei ohnehin nicht der Zeitpunkt, „es ist noch früh in der Saison. Die Jungs wissen selber, dass das nicht gereicht hat.“

Serge Gnabry, der das 3:1 hätte machen müssen (62.), unterstrich dies. „Wir müssen definitiv mehr Gas geben“, gab er zu - am liebsten schon gegen Lewa und Barca: „Es ist gut, dass wir am Dienstag wieder spielen. Da hat man nicht so viel Zeit zu hadern.“

(dör/SID)
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