0:1-Pleite im Halbfinal-Hinspiel bei Atlético Bayern wacht zu spät auf — Finale in Gefahr

Madrid · Für Bayern München ist der Traum von San Siro in weite Ferne gerückt. Der deutsche Rekordmeister verlor das Halbfinal-Hinspiel der Champions League im Hexenkessel Vicente Calderón bei Atlético Madrid nach einer in der ersten Hälfte dürftigen Vorstellung mit 0:1 (0:1) und steht vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag in München massiv unter Druck. Um das Finale am 28. Mai in Mailand doch noch zu erreichen, brauchen die Bayern eine gehörige Leistungssteigerung.

Altético Madrid - FC Bayern München: Einzelkritik
16 Bilder

Atlético - Bayern: Einzelkritik

16 Bilder
Foto: afp

Trainer Pep Guardiola droht damit in seiner Abschiedssaison erneut das Aus im Halbfinale der Königsklasse gegen ein spanisches Spitzenteam — im vergangenen Jahr scheiterte der FC Bayern am FC Barcelona, 2014 an Real Madrid. Der spanische Coach würde München trotz aller nationaler Titel als Unvollendeter verlassen.

"Wir haben in der ersten Halbzeit die Aggressivität und den Mut vermissen lassen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht. Leider haben wir uns dafür nicht belohnt", sagte Manuel Neuer im ZDF. David Alaba ergänzte: "Es ist nicht die beste Ausgangslage. Aber in München mit unseren Fans im Rücken kann alles passieren."

Seit mehr als zwei Jahren haben die Bayern in einem Auswärtsspiel in der K.o.-Phase nicht mehr gewonnen, dies gelang zuletzt am 19. Februar 2014 im Achtelfinale beim FC Arsenal. Als kleines Trostpflaster könnten die Bayern aber am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) gegen Borussia Mönchengladbach die vierte Meisterschaft nacheinander perfekt machen.

Saúl Niguez (11.) bestrafte die nachlässigen Gäste schon früh mit seinem sehenswerten Solo zum 1:0. Den Bayern fiel lange Zeit kaum etwas ein, erst in der zweiten Halbzeit häuften sich die Chancen. Doch weder David Alaba (54.), der aus der Distanz die Latte traf, noch Javi Martínez (56.) per Kopf oder Robert Lewandowski (64.) gelang der wichtige Auswärtstreffer.

Die Bayern schienen über weite Strecken von der hitzigen Atmosphäre beeindruckt und hatten große Probleme mit den aggressiven und entschlossenen Gastgebern. Atlético, das auf dem Weg ins Halbfinale unter anderem den Titelverteidiger Barcelona ausgeschaltet hatte, erwies sich von Beginn an als der erwartet schwierige und bissige Gegner und störte die Bayern früh.

So hatten die Münchner vor 52.127 Zuschauern kaum Zeit und Raum, um ihr gewohntes und auf Ballbesitz ausgelegtes System aufzuziehen. Zahlreiche Abspielfehler spielten den Gastgebern zusätzlich in die Karten. Gerade in der ersten Halbzeit wirkten die Bayern um Kapitän Philipp Lahm, der mit seinem 104. Champions-League-Einsatz zum deutschen Rekordspieler aufstieg, ungewohnt fahrig.

Guardiola hatte mit seiner Aufstellung überrascht und seine Offensivspieler Thomas Müller und Franck Ribéry zunächst auf die Bank gesetzt. Dafür brachte er mit Thiago einen technisch versierten Mittelfeldspieler, der gemeinsam mit Xabi Alonso und Arturo Vidal in der Zentrale spielte. Guardiolas Plan ging aber zunächst nicht auf — und ausgerechnet aus einer Nachlässigkeit in der Mitte resultierte der Gegentreffer.

Der spanische U21-Nationalspieler Saúl ließ Thiago, Juan Bernat und Alonso wie Slalomstangen stehen, zog in den Strafraum, wurde von Alaba nicht richtig gestört und düpierte auch noch Manuel Neuer. Nach dem Führungstreffer zog sich Atlético zurück und griff später an, doch auch mit mehr Raum blieb das Spiel der Bayern zunächst harmlos.

Douglas Costa und der für Ribéry aufgestellte Kingsley Coman setzten sich kaum durch, die einzige Sturmspitze Lewandowski hatte überhaupt keine Bindung zum Spiel. Ein abgerutschter Kopfball Vidals (12.) sorgte immerhin für etwas Torgefahr, einen vielversprechenden Konter über Coman (34.) spielten die Münchner viel zu ungenau aus.

In der zweiten Halbzeit erhöhten die Münchner den Druck und drängten Atlético weit zurück. Das Spiel fand fast ausnahmslos in der Hälfte der Spanier statt, bei Alabas Lattenschuss hatten die Bayern Pech. Atlético-Torhüter Jan Oblak wäre chancenlos gewesen. Immer wieder fehlten entweder beim Abschluss oder beim letzten Pass die Genauigkeit. Glück hatten die Münchner, als Fernando Torres (75.) nach einem Konter nur den Pfosten traf und Neuer den Nachschuss von Koke hielt.

(seeg/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort