Präsident des FC Bayern Uli Hoeneß macht doch keine Drei-Tage-Woche

Berlin · Das Amt des Bayern-Präsidenten ist für Uli Hoeneß nicht der erhoffte Teilzeitjob. Im Gefängnis habe er tausende Briefe erhalten – und hat die kleinen Dinge im Leben besonders schätzen gelernt.

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Foto: dpa, Alexander Hassenstein

Das Amt des Bayern-Präsidenten ist für Uli Hoeneß nicht der erhoffte Teilzeitjob. Im Gefängnis habe er tausende Briefe erhalten — und hat die kleinen Dinge im Leben besonders schätzen gelernt.

"Ich habe festgestellt, dass der FC Bayern zuletzt noch mal enorm gewachsen ist. Als ich gesagt habe, vielleicht könne ich das Amt in zwei, drei Tagen pro Woche ausüben — das kann ich jetzt schon revidieren. Das ist nicht möglich", sagte der 64-Jährige der "Bild" in einem Interview.

"Auch wenn ich mal zu Hause bin, geht es Tag und Nacht weiter: Telefon, E-Mails, Faxe." Neun Monate nach seiner nach Haftentlassung war Hoeneß am 25. November wieder zum Präsidenten des FC Bayern München gewählt worden. Dieses Amt übte er beim deutschen Rekordmeister bereits von 2009 bis 2014 aus. Seine wichtigste Aufgabe sieht er künftig darin, "dass Karl-Heinz Rummenigge und ich gemeinsam versuchen, den FC Bayern in die nächste Generation zu führen". Das sei auch ein Grund, "warum ich zurückgekommen bin. Wie heißt dieses Stück? Die Unvollendete, von Beethoven, glaube ich."

Viel vornehmen müsse er sich in seiner zweiten Amtszeit nicht mehr, versicherte Hoeneß in dem Interview. "Ich habe bewiesen, dass ich das kann." Er wolle "sehr emotional sein und dabei helfen, diesen Verein abzuheben von den anderen". Viele Klubs seien "sehr große Geldmaschinen geworden", sagte der alte und neue Bayern-Präsident. "Geld spielt bei uns natürlich auch eine große Rolle, aber wir müssen weiterhin dieser andere Fußballklub sein. Wirtschaftlich vernünftig, aber auch sehr emotional. Dazu will ich meinen Beitrag leisten."

Über 5000 Briefe erhalten

Hoeneß sagte zudem, dass er im Gefängnis mehrere tausend Briefe erhalten habe — fast alle waren nach seinen Worten freundlich. "Ich bin ja auch in dieser schwierigen Zeit unglaublich getragen worden von den Leuten", sagte Hoeneß der "Bild" über die knapp zwei Jahre seiner Haft. "Bei den 5500 Briefen, die ich während der Haftzeit bekommen habe, waren vielleicht fünf schlechte."

Auf die Schreiben antworten konnte Hoeneß nach eigenen Worten nicht. "Sie müssen wissen, dass jeder Brief von mir vor dem Abschicken durchgelesen worden wäre", erläuterte er. "Und jeden Brief hätte ich darauf abstellen müssen, dass nicht irgendetwas vielleicht Verdächtiges darin gestanden hätte. Das wäre Stress pur gewesen." Auch sonst schreibe er nie Briefe zurück, sondern rufe Absender an.

Das Münchner Landgericht hatte den Präsidenten des FC Bayern München im Jahr 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach 21 Monaten in Haft war Hoeneß auf Bewährung vorzeitig nach Hause entlassen worden.

"Eine Butterbrezen kann schon etwas ganz Besonderes sein"

In seiner Zeit im Strafvollzug habe er, wo es möglich war, anderen Menschen Hilfestellung geleistet. "Ich war eine Zeit lang auf der Krankenstation, und wenn einer Magenschmerzen hatte, dann ist er eben zu mir gekommen, und ich habe dann versucht zu helfen", erzählte Hoeneß im "Bild"-Interview. "Und meinen Job in der Kleiderkammer habe ich genutzt, um den Insassen möglichst neue Kleider auszugeben, wenn ihre Anziehsachen abgenutzt waren. Damit sie zumindest ein bisschen ihrer Würde behalten, wenn sie morgens in den Spiegel schauen."

Er habe sich in der Haft nicht persönlich verändert, so Hoeneß. Aber er habe dort viel intensiver gelebt. "Man hat ja keine Ablenkung. Ich habe Tag und Nacht darüber nachgedacht, wie ich die Zeit sinnvoll gestalten kann." Das heiße für ihn: anderen helfen. "Jemand aus der Gefängnisleitung hat mir am Schluss gesagt: "Sie werden der erste Gefangene sein, der hier rausgeht und einen Fanklub bei den Beamten und bei den Mitgefangenen hat." Das war ein großes Kompliment."

Auf die Frage, ob er etwas im Gefängnis zu schätzen gelernt habe, antwortete Hoeneß im Interview nach längerem Überlegen: "Eine Butterbrezen kann schon etwas ganz Besonderes sein."

(dpa)
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