„Auf so einen Käse gibt's keine Antwort“ Hoeneß schaltet in den Angriffsmodus

München/Athen · Unter großer Anspannung geht Bayern München in die letzte Champions-League-Reise von Uli Hoeneß als Präsident. Doch von einer Krise wollen die Verantwortlichen nichts wissen.

 Uli Hoeneß.

Uli Hoeneß.

Foto: dpa/Matthias Balk

Uli Hoeneß wirkte angespannt - und ging nach einer Frage zur aktuellen Situation des FC Bayern und einer möglichen Krise sofort in den Angriffsmodus über. "Auf so einen Käse gibt's keine Antwort. Wir sind einen Punkt hinter dem Ersten. Wollen Sie uns eine Krise einreden?", blaffte er vor dem Abflug zu seiner letzten Dienstreise als Präsident von Bayern München in der Champions League einen Reporter an. Krise? "Von einer Krise", behauptete neben Hoeneß auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic, "kann keine Rede sein."

Bester Laune reiste der deutsche Fußball-Rekordmeister freilich nicht zum dritten Gruppenspiel in der Königsklasse am Dienstag (21.00 Uhr/Sky) bei Olympiakos Piräus: Da ist der schmerzhafte Ausfall von Abwehrchef Niklas Süle, der nach Meinung von Hoeneß in dieser Saison nicht mehr spielen wird und demzufolge auch die EM im Sommer "ad acta" legen muss; da sind aber auch die vielen Probleme, die der FC Bayern in der Bundesliga offenbart.

Das 1:2 gegen die TSG Hoffenheim und das 2:2 gegen den FC Augsburg sind für Hoeneß freilich kein Anlass, den Notstand auszurufen. "Im Verein ist totale Ruhe", behauptete er und versicherte: "Ich sehe kein Problem, diese Unruhe wird wieder von außen hereingetragen." Dies, ergänzte er, gelte auch für "das Thema Thomas Müller". Es sei ja "klar" gewesen, "dass es für Thomas schwieriger wird, wenn wir einen Philippe Coutinho verpflichten".

Dass der FC Bayern im Herbst 2019 noch viel Luft nach oben hat, wollte aber auch Hoeneß nicht bestreiten. Die Mannschaft spiele "nicht schlecht", aber auch "nicht konsequent genug", bemängelte er, "sie muss geiler sein auf Tore". Das Verwerten der Chancen sei "eine Frage der Einstellung", analysierte Hoeneß: Gerade gegen "vermeintlich schwächere Gegner ist die Konzentration der Mannschaft unterentwickelt, aber auch gegen schwächere Teams muss man eben die Punkte holen".

In der Champions League haben sich die Münchner bislang schadlos gehalten: Ein 3:0 gegen Roter Stern Belgrad, dann das fulminante 7:2 bei Tottenham Hotspur. Diese Gala scheint bereits Jahre zurückzuliegen - obwohl das Spiel erst vor drei Wochen stattfand. Und trotz aller Warnungen nicht zuletzt von Kovac ließen sich die Bayern blenden von dieser Sternstunde gegen kriselnde Spurs, die längst nur noch der Schatten eines Champions-League-Finalisten sind.

Salihamidzic sieht die Leistung gegen Tottenham dennoch als "Benchmark", an diesem "hervorragenden" Spiel "müssen wir uns orientieren", forderte er. Mit Hoeneß ist er sich in der Sache weitgehend einig, was generell die Einstellung angeht: "Wir müssen", sagte er vor dem Abflug nach Athen, "konzentrierter und entschlossener hinten und vorne spielen." Was die Causa Müller angeht, hat er eine klare Meinung: "Jeder muss seine persönlichen Interessen hintanstellen. Es zählt nur die Mannschaft, es zählt nur der Verein. Alles andere ist nebensächlich."

Das Spiel im Hexenkessel von Piräus wird somit zu einer Art Charaktertest - und einer Art Neubeginn: Nach dem Ausfall von Süle muss Trainer Niko Kovac umbauen. Für zentrale defensive Aufgaben steht freilich ausreichend Personal bereit: Benjamin Pavard, Lucas Hernandez, Jerome Boateng sowie Javi Martinez. "Wir werden in Piräus ein sehr schweres Spiel haben", sagte Trainer Kovac dennoch: "Die Euphorie, die Stimmung - wir müssen gewappnet sein und dürfen nicht wieder dieselben Fehler machen."

(ako/sid/dpa)
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