Schlüsselspieler bei Pleite geschont "Thiago oder nix" gilt auch unter Ancelotti

Düsseldorf · Die Topspiel-Wochen begannen für Bayern München mit einer 0:1-Niederlage bei der TSG Hoffenheim. Ein Misserfolg, der beim Rekordmeister auch Schwächen im Kader offenbarte. Der "zweite Anzug" im Mittelfeld sitzt nicht.

 Hilflos am Spielfeldrand: Bayern-Trainer Carlo Ancelotti

Hilflos am Spielfeldrand: Bayern-Trainer Carlo Ancelotti

Foto: afp

"Thiago oder nix". Dieser fast legendäre Ausruf von Pep Guardiola hat Thiago an der Säbener Straße schon begleitet, bevor er dort zum ersten Mal auftauchte. Damals bezog sich die Äußerung des Trainers auf seinen unbedingten Transferwunsch (der schließlich erfüllt wurde), mittlerweile lässt sich die Aussage aber auch auf das Spiel von Bayern München anwenden. Ohne Thiago? Nix.

Gegen die TSG Hoffenheim fehlte der Spanier. Eine vom Trainer verordnete Pause — mit Blick auf die kommenden schweren Aufgaben gegen Borussia Dortmund in der Liga und Real Madrid in der Champions League. Einer von insgesamt sieben Wechseln im Vergleich zum 6:0 gegen Augsburg — Kapitän Philipp Lahm wurde beispielsweise wie Thiago geschont, Thomas Müller fehlte verletzt. Rotieren für das große Ganze. Doch der "zweite Anzug" sitzt bei Bayern vor allem im Mittelfeld nicht.

Bayern fehlen die Impulse

Während unter Pep Guardiola das taktische Korsett der Mannschaft Stärke verlieh, lebt das Spiel unter Carlo Ancelotti nach wie vor besonders von Einzelspielern und deren spielerischen Momenten. Fehlen diese, fehlen auch dem Spiel der Bayern die nötigen Impulse.

Zugegeben: Hoffenheim spielte es stark. Das Zentrum wurde gut verteidigt und den Bayern damit seiner Achse beraubt, Arjen Robbens rechte Seite zugestellt und Robert Lewandowski größtenteils aus dem Spiel genommen. Zumindest in der ersten Halbzeit.

Der Unterschied zur eingespielten Top-Elf war trotzdem bis zur Pause unübersehbar. Lücken in der Staffelung, Probleme in der Abstimmung, bemerkenswert viele Fehlpässe und Ballverluste und keine Lösungen im Spiel nach vorne. Ein FC Bayern, der kein FC Bayern war.

Thiago fehlte zu jeder Phase im Spiel

Ohne Franck Ribery, der in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, Philipp Lahm sowie die verletzten Manuel Neuer und Thomas Müller gibt es Probleme gegen gehobenes Niveau wie Hoffenheim. Und besonders Thiago fehlte als Taktgeber und Verbindungsspieler, als Spieler mit den Zauberpässen und den besonderen Momenten zu jeder Phase des Spiels. Ohne ihn ging aus dem Zentrum wenig Gefahr aus. Renato Sanches agierte einmal mehr unglücklich, Arturo Vidal fand keine Bindung ins Spiel. Keine zukunftsweisende Paarung im Mittelfeld.

Am Ende ist die Niederlage für Bayern und Ancelotti kein Beinbruch. Der zuletzt gute Lauf wurde aber gestoppt. "Das war ein Dämpfer zur rechten Zeit", sagte Verteidiger Mats Hummels. Das Spiel am Wochenende gegen Borussia Dortmund steht nun zusätzlich im Fokus: Eine zweite Pleite in Folge würde zwar den Meistertitel wohl nicht mehr gefährden, den Bayern-Kosmos vor dem Duell in der Champions League am Mittwoch gegen Real Madrid allerdings empfindlich stören. "Wir wollen unseren Vorsprung halten und natürlich nicht ohne Punkte aus der schwierigen Woche herausgehen", sagte Hummels.

Es beginnt die Zeit, an der Ancelotti später gemessen wird. Dafür braucht er mehr denn je seine absoluten Topspieler. "Titel oder Nichts" — das hängt bei Bayern im Moment von Einzelkönnern wie Thiago ab.

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