Bayern-Keeper in Gala-Form Schafft Ulreich noch den Sprung zur WM?

Leverkusen · Sven Ulreich war bei der 6:2-Pokalgala des FC Bayern der nicht ganz so heimliche Star. Mitspieler, Trainer und Vorstand machen sich stark für eine WM-Nominierung des Neuer-Ersatzmanns.

 Sven Ulreich pariert einen Schuss des Leverkuseners Karim Bellarabi.

Sven Ulreich pariert einen Schuss des Leverkuseners Karim Bellarabi.

Foto: rtr, saw

Wenn bei Sven Ulreich in nächster Zeit ein "unbekannter Teilnehmer" anruft, sollte der Torhüter von Bayern München besser rangehen. Zwar gilt der Ersatzmann von Weltmeister-Keeper Manuel Neuer nur als Außenseiter auf eine WM-Nominierung, doch nach seiner Gala-Vorstellung beim 6:2 (2:1) der Münchner im DFB-Pokalhalbfinale bei Bayer Leverkusen wurden die Stimmen seiner Fürsprecher immer lauter - und finden womöglich doch noch Gehör bei Bundestrainer Joachim Löw.

"Natürlich ist er ein logischer Kandidat", sagte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic und setzte fast schon ekstatisch hinzu: "Er hat sensationelle Paraden gezeigt beim Stand von 2:1. Es ist unglaublich, sensationell, wie er auftritt. Er ist eine Säule in der Mannschaft."

Der dreifache Torschütze Thomas Müller, einer der einflussreichsten Nationalspieler, nannte "Ulle" eine "exzellente Option" für das DFB-Team und fügte an: "Es ist klar, dass das nach so einem Spiel noch einmal hochköchelt. Er hat sich das verdient, denn er bringt viele Attribute mit."

Ulreich für Heynckes die Sensation der Saison

Für seinen Trainer Jupp Heynckes ist Ulreich sogar die Sensation der Saison. "Als ich im Oktober kam, hatte er keine Anerkennung und kein Selbstvertrauen", sagte der Meistertrainer nach dem Einzug ins Pokalfinale in der ARD: "Er hat mit Toni Tapalovic hart trainiert, wir haben intensive Gespräche geführt. Und er hat irgendwann gemerkt, was für ein riesiges Potenzial er hat."

Der Vielgelobte selbst beschränkte sich neben dem Entschärfen mehrerer Leverkusener Großchancen auf das, was er auch ziemlich gut kann: den Ball flach halten. Er wisse nicht, ob der Bundestrainer überhaupt seine Nummer hat, sagte der 29-Jährige mit einem Lachen, aber: "Die Weltmeisterschaft ist für jeden Sportler das Größte, was es gibt."

Bundestorwarttrainer Andreas Köpke hatte Ulreichs Leistungen als Vertreter des - bei Gesundheit - unantastbaren Neuer zuletzt zwar immer wieder gewürdigt. Doch selbst wenn der Nationalmannschaftskapitän bei der WM (14. Juni bis 15. Juli) passen muss, stehen Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp von Paris Saint-Germain und der Leverkusener Bernd Leno in der Rangordnung eigentlich vor ihm.

Deswegen, beteuerte Ulreich, würde es ihn nicht ins Unglück stürzen, "wenn es nicht klappt". Er freue sich, "wenn ich den Jungs helfen kann". Er kenne aber auch seine Rolle im Verein und werde wieder als Nummer zwei einreihen, "wenn Manu zurückkommt".

Wann das sein wird, ist allerdings offen. Neuer trainiert nach seinem Fußbruch zwar wieder intensiv und offenbar beschwerdefrei, doch ein Risiko will angesichts seiner Verletzungshistorie niemand eingehen.

Bis zum Saisonende hat der FC Bayern im günstigsten Fall noch acht Spiele vor sich: vier in der Liga, das Pokalfinale am 19. Mai sowie in der Champions League die beiden Halbfinalaufgaben gegen Titelverteidiger Real Madrid (25. April, 1. Mai) - und im Falle des Weiterkommens das Finale am 26. Mai in Kiew.

Für Ulreich sind es besonders die internationalen Kracherspiele, "für die man als Fußballer lebt und arbeitet." Und mit jedem guten Spiel steigt die Chance, dass Löw sich vielleicht doch seine Nummer besorgt.

(sid)
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