FC Bayern München Krach um Thiagos Behandlung

München/Düsseldorf · Bayerns Trainer Guardiola gegen Arzt-Denkmal Müller-Wohlfahrt.

Das ist Thiago Alcantara
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Foto: dpa

Er steht wieder auf dem Platz. Deshalb muss man sich den Fußballer Thiago Alcántara zurzeit als einen zufriedenen Menschen vorstellen. Das war mal anders, und das ist gar nicht lange her. Vor einem Jahr verletzte sich Bayern Münchens Mittelfeldspieler im Bundesliga-Spiel gegen die TSG Hoffenheim am rechten Knie. Was zunächst harmlos erschien, wurde zu einer größeren Leidensgeschichte. Denn im Mai brach die Verletzung erneut auf, Thiago verpasste den Münchner Sieg im Pokalfinale und - schlimmer - die WM. Und als er sich im vergangenen Oktober den dritten Innenbandanriss in sieben Monaten zuzog, da fragte der Spieler verzweifelt: "Warum immer ich?"

Eine erste Antwort auf diese Frage gab ihm sein Trainer. Allerdings nur indirekt. Pep Guardiola schien nicht vollends davon überzeugt, dass Bayerns Leibarzt Heinz-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (72) dem Spieler die beste Betreuung zuteil werden ließ. Guardiola schickte Thiago zur Behandlung nach Barcelona, was wiederum die Münchner Ärzte nicht so toll fanden. Sie unterstellten Ramon Cugat, Guardiolas Arzt des Vertrauens, eine wenig sachgemäße Behandlung. Von Kortisonspritzen war die Rede, was der spanische Mediziner zurückwies. Seine deutschen Kollegen erklärten mit ihrem Verdacht die Tatsache, dass Thiagos dritter Innenbandanriss offenbar von einem weichen Narbengewebe verursacht wurde.

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Der FC Bayern beeilte sich, die Kontroverse zwischen Guardiola und dem Mediziner-Denkmal Müller-Wohlfahrt herunterzuspielen. Er verpflichtete den Trainer auf die Feststellung: "Die Ärzte, die Physiotherapeuten, ich und alle im Verein haben alles dafür getan, dass Thiago fit wird." Intern soll sich Guardiola jedoch darüber beschwert haben, dass kein Arzt die Trainingseinheiten begleitet. Der Coach fand es überaus irritierend, dass verletzte Spieler zur Behandlung erst einmal eine halbe Stunde durch die Stadt in Müller-Wohlfahrts Praxis gefahren werden mussten. Der Klub hat auf diese Klage mit einer typischen Bayern-München-Lösung reagiert. Neuerdings ist immer ein Arzt beim Training, nicht ganz zufällig Müller-Wohlfahrts Sohn Kilian (34). Auf diese Weise wahren beide Parteien ihr Gesicht.

Müller-Wohlfahrt senior gilt als enger Vertrauter vor allem der deutschen Nationalspieler, die er im Auftrag des DFB ebenfalls betreut. In Fachkreisen werden seine Methoden schon mal hitzig diskutiert, bei Spitzensportlern hat er einen guten Ruf. Er behandelte unter anderem den jamaikanischen Sprint-Olympiasieger Usain Bolt mit Erfolg. Natürlich hat er genossen, dass Bolt sich öffentlich ausgiebig dafür bedankte. Müller-Wohlfahrt steht gern in der Öffentlichkeit.

Sein Talent zur Selbstvermarktung hat sich allerdings nicht in jedem Bereich ausgezahlt. Seine 1600 Quadratmeter große Praxis in München soll nur mit Hilfe des Hoffenheimer Mäzens Dietmar Hopp überlebt haben. Der starke Mann in Bayerns medizinischer Abteilung bleibt er dennoch. "Kilian wird bei jedem Training der Mannschaft vor Ort sein, für eine mögliche Erstversorgung zur Verfügung stehen und dann alle weiteren Absprachen Hand in Hand mit seinem Vater in der Praxis besprechen und organisieren", erklärte Münchens Sportvorstand Matthias Sammer der "AZ". Guardiola ist wahrscheinlich nicht gefragt worden.

(RP)
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