Rummenigge will die Champions League gewinnen Nur die Meisterschaft ist dem FC Bayern zu wenig

München/Düsseldorf · Die Meisterschaft findet Bayern Münchens Vorstandschef normal. Karl-Heinz Rummenigge will mal wieder die Champions League gewinnen.

 Ganz schön fit der alte Herr: Arjen Robben (links) mit Torwart Sven Ulreich bei der Arbeit in Bayern Münchens Trainingslager am Tegernsee.

Ganz schön fit der alte Herr: Arjen Robben (links) mit Torwart Sven Ulreich bei der Arbeit in Bayern Münchens Trainingslager am Tegernsee.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Der 27. Juli 2015 war ein aufregender Tag. Für Arturo Vidal und für die Fans von Bayern München. Der chilenische Fußballspieler saß im Flugzeug, das ihn von Südamerika nach München bringen sollte. Und die Anhänger der Bayern konnten im Internet die Route verfolgen. Die Übertragung der Mondlandung 46 Jahre vorher konnte nicht spannender gewesen sein. Irgendwann landete der selbsternannte Krieger in München, und die Bayern hatten auch mal einen Mittelfeldspieler mit einem Irokesen-Haarschnitt.

Sein Abschied wird vermutlich keine großen Einschaltquoten bei den Flugradar-Seiten im Internet haben. Wie der FC Bayern und der FC Barcelona bestätigten, einigten sich beide Klubs am Freitagabend auf den Transfer des Chilenen. Laut übereinstimmenden spanischen Medienberichten soll Vidal für eine Ablösesumme von 19 Millionen zu den Katalanen wechseln.

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Dabei schien einer wie Vidal so gut zum neuen Trainer Niko Kovac zu passen. Bei Eintracht Frankfurt hatte Kovac eine Mannschaft geformt, die für ihre jeweiligen Gegner zunächst eines war: unangenehm. Ein Spieler, der aus seiner Kampfeslust ein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal gemacht hat, das bis in seine ausdrucksvolle Gesamtkörper-Tätowierung reicht, wäre in Frankfurt der ideale Mittelfeldmann gewesen. In Frankfurt.

In München geht Kovac die Dinge feingeistiger an. Er setzt im zentralen Mittelfeld auf Spieler wie Thiago (27) und Leon Goretzka (23). Darüber hinaus hat er zwei in jungen Jahren bereits gekrönte Häupter zur Verfügung. Der französische Weltmeister Corentin Tolisso (23) hat vergangene Saison seine strategischen Fähigkeiten angedeutet. Vom portugiesischen Europameister Renato Sanches (20) erwarten die Münchner, dass er nach der Rückkehr aus dem Leihgeschäft mit dem englischen Erstligisten Swansea City dem Vorschusslorbeer gerecht wird, der ihm bei der Verpflichtung nach der EM 2016 gewunden wurde. Die vier Jungs sind jedenfalls für Kovac die Kandidaten für den Maschinenraum des Bayern-Spiels.

Alle dürfen im Training zurzeit ahnen, was Eintracht Frankfurts Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng im Mai nach dem Pokalfinale der beiden Teams (Frankfurt gewann 3:1) in all seiner Weisheit voraussagte: „Es wird das fitteste Bayern-Team aller Zeiten.“ Kovac hat bei der Eintracht großen Wert auf körperliche Leistungsfähigkeit gelegt. In dieser Hinsicht verwaltet er ein schönes Erbe, denn auch sein Vorgänger Jupp Heynckes wusste um die Grundlagen des Spiels.

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Davon konnte er seine Mannschaft freilich erst ab Oktober 2107 überzeugen. Zuvor waren die Bayern durch eine ausgiebige Sommertournee und ein eher zurückhaltendes Trainingsprogramm unter Coach Carlo Ancelotti ein vergleichsweise mattes Gebilde. Das hat Heynckes zügig geändert.

Kovac wird sich natürlich nicht mit der Entwicklung tauglicher Fitnessprogramme begnügen können. Er ist schließlich Trainer bei Deutschlands bedeutendstem Klub. Und der hat selbstverständlich bedeutsame Ziele. Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge hat sie formuliert. „Wir werden wieder angreifen, wir wollen die Champions League mal wieder gewinnen“, sagt er. Die Meisterschaft findet er schon lange normal.

Vergangenes Jahr war wieder einmal das Halbfinale die Endstation in Europas wichtigstem Wettbewerb – die Bayern scheiterten denkbar unglücklich am späteren Titelträger Real Madrid. Und sie glauben an ihre Konkurrenzfähigkeit, obwohl sie längst nicht auf dem Geldsack sitzen wie ihre Mitbewerber. Rummenigge ist trotzdem überzeugt von der Qualität der Mannschaft.

Seine Altmeister bezieht er ausdrücklich ein. Obwohl die Flügelstürmer Franck Ribéry (35) und Arjen Robben (34) ein biblisches Fußballeralter erreicht haben, gehören sie nicht zum alten Eisen. Das würde ihren Ansprüchen nicht gerecht, und das würde sich auch nicht mit Rummenigges Eindrücken decken. Schon in der Vorbereitung hätten beide gezeigt, „warum wir noch einmal mit ihnen verlängert haben“, urteilt er.

Wenn die alten Herren wuseln wie in jungen Jahren, hat der Nachwuchs ein Problem. Kingsley Coman (22) und Serge Gnabry (23) drängen allerdings auch in die Mannschaft. Und wer weiß, wie ungern Robben und Ribéry ihre Plätze räumen, der kann sich gut vorstellen, dass Kovac in München nicht nur als Fitness-Guru gefragt sein wird. Er wird über kurz oder lang den Umbruch auf den Flügeln moderieren müssen. Es gibt einfachere Aufgaben. Aber das wusste er ja vorher.

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