Schwere Vorwürfe gegen Bayern-Verteidiger Boateng wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt

München · Schwere Vorwürfe gegen Jerome Boateng: Gegen den Bayern-Verteidiger läuft ein Ermittlungsberfahren wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft München I hat Anklage erhoben.

 Jerome Boateng.

Jerome Boateng.

Foto: dpa/Marius Becker

Am Morgen tanzte Jerome Boateng mit seinen Töchtern Lamia und Soley fröhlich in seinen 31. Geburtstag hinein. Am Nachmittag traf ihn die Realität hart. WDR und Süddeutsche Zeitung veröffentlichten am Dienstag Brisantes: Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen den Bayern-Star wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung an seiner ehemaligen Lebenspartnerin.

Oberstaatsanwältin Anne Leiding bestätigte dies dem SID. "Die Staatsanwaltschaft München I hat seit Herbst 2018 ein Verfahren gegen Jerome Boateng wegen gefährlicher Körperverletzung geführt und nach umfangreichen Ermittlungen am 11.02.2019 Anklage zum Amtsgericht München (Geschäftsstelle 833) erhoben", teilte Leiding mit.

Stand sei, "dass das Verfahren noch nicht eröffnet wurde, dass aber die Nebenklage der Geschädigten S. zugelassen wurde". Offensichtlich, so berichten WDR und SZ, hat das Amtsgericht weitere Ermittlungen angeordnet. Boateng und seine frühere Partnerin waren laut SZ zehn Jahre lang ein Paar und haben zwei gemeinsame Kinder.

FC Bayern äußert sich nicht

In einem weiteren Fall ermittelt die Polizei der Staatsanwaltschaft zufolge wegen des Verdachts der Körperverletzung anlässlich eines Vorfalls "von vor zwei Wochen". Ein drittes Verfahren wegen Sachbeschädigung sei "im Hinblick auf das Verfahren bei Gericht vorläufig eingestellt" worden. Die Anwaltskanzlei, die Boateng vertritt, erklärte laut WDR und SZ, es handle sich um einen "privaten Sachverhalt, der im Wesentlichen auf unbewiesenen Behauptungen Dritter beruhe". Aus eben diesem Grund wollte sich auch der FC Bayern auf SID-Anfrage nicht zum Fall äußern: Es handele sich um eine private Angelegenheit.

Schon in den Tagen zuvor war Boateng in aller Munde gewesen - allerdings aus sportlichem Grunde. Er hätte seinen Geburtstag gerne in England oder Italien gefeiert, nicht auf dem Gelände des FC Bayern. Doch schon im zweiten Jahr in Folge platzte der erhoffte Transfer des Abwehrspielers, der vom einst gefeierten Weltmeister zum Ladenhüter geworden ist.

Nachdem die Münchner im vergangenen Sommer trotz eines konkreten Angebots von Paris St. Germain noch ihr Veto eingelegt hatten, gab es diesmal schlicht nicht den passenden Abnehmer für den ehemaligen Nationalspieler. Kurz vor Transferschluss hatte auch Juventus Turin abgewunken.

Dabei ist es noch keine drei Jahre her, da gehörte Boateng als All-Star der EURO in Frankreich und Deutschlands "Fußballer des Jahres" zu den Führungsfiguren. "Boss" Boateng war bei den Bayern der Abwehrchef, er war einer der Stars der Szene, eine Marke mit eigener Sonnenbrillen- und Kopfhörer-Edition. Sogar das Lifestyle-Magazin "Boa" hob der gebürtige Berliner aus der Taufe.

Und jetzt? In der Nationalmannschaft wurde Boateng im Frühjahr nach 76 Länderspielen von Bundestrainer Joachim Löw auf wenig elegante Weise ausgebootet. Und beim FC Bayern kommt der Innenverteidiger schon länger nicht mehr über eine Nebenrolle hinaus. Nun droht es auch noch juristisch brenzlig zu werden.

Seine aktuelle sportliche Lage hat Boateng noch nicht kommentiert. Vor Wochen hatte er allerdings betont, dass er seine Karriere keinesfalls "ausklingen lassen will, im Gegenteil". Nachdem er in der vergangenen Saison "so oft gebremst wurde, will ich zeigen: Ich bin noch voll da. Ich brenne immer noch. Ich bin heiß." Die Frage bleibt, ob er das beim FC Bayern zeigen darf.

(sid/old)
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