Konkurrenzlos in Deutschland Grenzenlose Bayern jagen nur noch eigene Rekorde

Meinung · Die angesehene Berliner "Tageszeitung" (taz) hat einen bemerkenswerten Akt der Kapitulation vollzogen. Sie entfernte den FC Bayern München bis zu seiner ersten Bundesliga-Niederlage aus der Berichterstattung. Begründung: Die Bayern hätten sich aus dem sportlichen Wettbewerb hinausgesiegt.

 RP-Redakteur Robert Peters.

RP-Redakteur Robert Peters.

Foto: Phil Ninh

Das kann man so sehen. Im Lande gibt es offenbar keine Konkurrenz für den Meister, der auf dem Weg zum vierten Titel in Folge ist. Er jagt längst nur noch eigene Rekorde. Die beiden jüngsten waren an diesem Wochenende fällig. Der zehnte Sieg im zehnten Spiel ist eine neue Bestleistung. Und 1000 Bundesliga-Siege hat auch noch kein Verein verbucht. Die Bayern sammeln derartiges Statistikmaterial unterwegs ein. Und es sieht nicht aus, als bekämen sie genug davon.

Das mag die einstigen Mitbewerber mit Schrecken erfüllen, und es scheint jenen Recht zu geben, die über die schreckliche Langeweile der Liga jammern.

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Foto: dpa, shp hak

Sie vergessen darüber die Verdienste des FC Bayern um die Schönheit des Spiels. Die wird nicht in Zahlen gemessen, und sie interessierte die Münchner in früheren Jahren auch herzlich wenig. Das Image der kühlen Erfolgsmaschine, der zynischen Ergebnisfirma, der farblosen Dusel-Bayern wurzelt in jenen Jahren, als die Münchner zuverlässig die besten Einzelspieler zusammenkauften, aber nie einen Fußball spielten, an dem sich auch unabhängige Liebhaber erfreuen konnten.

Es ist das Verdienst des Trainers Louis van Gaal, daran etwas Entscheidendes geändert zu haben. Er brachte einen Stil, eine Fußball-Kultur in den Klub, die sich nicht mehr am reinen Ergebnis orientieren. Seine Nachfolger haben diese Idee verfeinert. Pep Guardiola neuerdings mit seinem Versuch, das Spielsystem in größtmögliche Freiheit aufzulösen, ohne eine Ordnung zu verlieren. Das ist große Kunst, die sein Ensemble immer häufiger aufführt. Es macht Spaß, dabei zuzusehen. Und das ist doch ein edler Zweck. So haben sich die Bayern nicht aus dem Wettbewerb hinausgesiegt; sie haben sich über seine Grenzen hinweggesiegt. Dazu in Erinnerung an Horst Hrubesch "nur ein Wort: vielen Dank".

(RP)
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