Ärzte-Streit beim FC Bayern Rummenigge: "Müller-Wohlfahrt ist wichtiger Teil der Bayern-Familie"

München · Nach dem Rücktritt von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hat Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Rande des Viertelfinal-Rückspiel am Dienstagabend gegen Porto (6:1) Stellung bezogen.

Karl-Heinz Rummenigge: Stürmer-Star, Legionär, Bayern-Boss
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Das ist Karl-Heinz Rummenigge

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Foto: dpa/Matthias Balk

"Ich habe gestern mit Müller-Wohlfahrt telefoniert. Es war ein gutes Gespräch. Er ist eine bedeutende Persönlichkeit und wird immer ein wichtiger Teil der Bayern-Familie bleiben", sagte Rummenigge.

Sportvorstand Matthias Sammer hatte schon vor dem Anpfiff auf "Sky" den Kuschlkurs eingeschlagen. "Es wissen doch alle, dass wir ein fantastisches Verhältnis zu Doktor Müller-Wohlfahrt haben. Ich persönlich war schon als Spieler immer bei ihm, wir haben ein wunderbares Verhältnis - und das wird auch immer so bleiben. Alles andere zeigt die Zukunft, ich kann das jetzt nicht seriös beantworten. Ich habe gestern mit 'Mull' telefoniert. Wir schätzen ihn menschlich und fachlich, er bleibt Teil der Bayern-Familie", sagte der Bayern-Sportvorstand.

Auch an den Spielern ging die Kündigung des Kult-Arztes nicht spurlos vorbei. "Es hat uns nicht belastet, aber beschäftigt. Wenn sowas nach so langer Zeit so zu Ende geht — vielleicht aus einer Emotion heraus - dann ist das immer schade", sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm.

Bayerns verletzter Superstar Arjen Robben wurde noch deutlicher: "Das ist etwas ganz Schlimmes gewesen. Ich werde selbstverständlich weiterhin bei Müller-Wohlfahrt in Behandlung bleiben. Für mich ist er der beste Doktor, den es gibt. Er ist sehr wichtig für mich, ich vertraue ihm zu hundert Prozent — und das wird immer so bleiben", sagte Robben vor dem Spiel im TV-Interview mit dem "ZDF".

Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bedauert den Rücktritt des langjährigen Mannschaftsarztes. Er fände die Vorkommnisse "wirklich schade", sagte Beckenbauer der "Bild". "Ich bedaure auf jeden Fall, dass eine 38-jährige Zusammenarbeit auf diese Art endet."

Beckenbauer führte aus, dass er "keine Hintergrundinformationen" besitze. Gleichwohl sei es "seltsam, dass Sportler aus aller Welt nach München in seine Praxis kommen — und beim FC Bayern ist er plötzlich draußen. So ein überraschendes Ende sorgt für Unruhe".

Vor dem Porto-Spiel äußerte Beckenbauer bei Sky aber auch Unverständnis. "Ich verstehe auch den 'Mull' nicht. Jetzt wird er fast 73 Jahre und reagiert dort so beleidigt. Da warte ich doch ab und treffe nicht in der Nacht noch die Entscheidung. Und wenn ich dann immer noch Zweifel habe, dann schlafe ich noch eine Nacht darüber und kann dann immer noch die Entscheidung treffen", sagte er.

Müller-Wohlfahrt und seine Mitarbeiter hatten am Donnerstagabend völlig überraschend und mit sofortiger Wirkung ihre Ämter beim deutschen Rekordmeister niedergelegt. Über die Vorkommnisse in Porto sagte Rummenigge inhaltlich nichts: "Es gibt ein Arztgeheimnis und es gibt ja auch ein Kabinengeheimnis."

Die Mediziner um den 72-jährigen Müller-Wohlfahrt, der seit dem 1. April 1977 mit einer kurzen Unterbrechung für die Bayern tätig war, begründeten den Schritt mit einer nachhaltigen "Beschädigung des Vertrauensverhältnisses". Müller-Wohlfahrt ist weiterhin Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft.

(sid)
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