Pep Guardiolas Wunschspieler rettet den FC Bayern Thiago — oder nix!

Düsseldorf · Pep Guardiola hatte sich im Sommer ausdrücklich den Transfer von Mittelfeldspieler Thiago Alcantara gewünscht. Der Spanier mit brasilianischem Weltmeister-Vater wird immer stärker, ist aus dem Bayern-Mittelfeld kaum noch wegzudenken. Seiner Rolle als Glücksbringer wurde er in Stuttgart mehr als gerecht.

Thiago schießt Bayern mit Traumtor zum Sieg in Stuttgart
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Thiago schießt Bayern mit Traumtor zum Sieg in Stuttgart

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Es war der letzte Tag des Sommertrainingslagers des FC Bayern in Italien, als Trainer Pep Guardiola das Interesse an seinen Musterschüler Thiago Alcantara vom FC Barcelona bestätigte: "Wir brauchen Thiago. Wenn der Transfer nicht möglich ist, kommt kein anderer Spieler. Thiago — oder nix." Der letzte Satz wurde zum geflügelten Wort beim FC Bayern, erlangte schnell Kult-Status in München.

Der technisch beschlagene Mitteldspieler brauchte etwas länger, um in München anzukommen. Nachdem er bei seinem ersten öffentlichen Arbeitstag beim Telekom-Cup in Mönchengladbach nur drei Tage nach seiner ersten Übungseinheit mit den neuen Kollegen mit seiner Ballbehandlung und -sicherheit durchaus zu beeindrucken wusste, kam dem 1,70 Meter kleinen Techniker eine Verletzung in die Quere. Der Spanier riss sich das Syndesmoseband und fiel wochenlang aus. Kein traumhafter Start in ungewohnter Umgebung.

Comeback in Dortmund

Am 13. Spieltag gibt er sein Comeback im Bayern-Mittelfeld. Beim Topspiel in Dortmund wird Thiago nach gut einer Stunde für Jerome Boateng eingewechselt, es steht 0:0. Eine halbe Stunde später feiert der FC Bayern einen 3:0-Sieg beim schwarz-gelben Rivalen, und Thiago hat mit seinem brillanten Pass zum 2:0 auf Arjen Robben durchaus großen Anteil am Erfolg.

Seit diesem Spiel steht Thiago in der Startelf der Bayern. Nicht auf der Sechser-Position wie noch in der Vorbereitung, sondern im fluiden Bayern-Mittelfeld mal auf der Acht, mal auf der Zehn. Mit dem Ball am Fuß macht er ohnehin fast nie einen Fehler, seine Lupfer aus vollem Lauf und aus dem Fußgelenk sind auch für neutrale Zuschauer ein regelrechter Augenschmaus. Er erinnert in seinen eleganten Bewegungen an den früheren Bayern-Spieler Ze Roberto, sucht aber trotz ein paar Schnörkeln im Spiel zielstrebiger das gegnerische Tor.

Wie in Stuttgart. In der 93. Minute sprintet er zum VfB-Strafraum, nimmt den Ball nach einem Einwurf von David Alaba perfekt an, leitet ihn mit einem hübschen Pass aus dem Fußgelenk spielerisch leicht weiter zu Claudio Pizarro. Der Peruaner spielt den Ball weiter zu Philipp Lahm in die Mitte, der Rafinha umgehend in Szene setzt. Der brasilianische Rechtsverteidiger schaut kurz hoch und flankt den Ball auf den langen Pfosten. Dort steht mittlerweile Thiago. Doch nicht lange, denn auf einmal liegt er quer in der Luft und setzt zum Scherenschlag an. Er trifft den Ball perfekt und lässt dem starken Sven Ulreich im Stuttgarter Tor keine Abwehrchance.

Thiago tut dem Spiel gut

Dem Spiel der Bayern tut Thiago gut. Besonders natürlich in Zeiten, in denen Franck Ribery, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez im Mittelfeld verletzt ausfallen wie aktuell. Seine Sicherheit erhöht im Spiel des FC Bayern noch einmal die Qualität. In Stuttgart fanden 90 Prozent seiner 92 Pässe einen Mitspieler, 30 dieser Zuspiele fabrizierte er im Spieldrittel vor dem Stuttgarter Tor.

Seine Tor-Premiere suchte sich der Spanier, der auch schon das 1:1 durch Pizarro per Freistoßflanke vorbereitet hatte, gut aus. Auch wenn die Bayern der Konkurrenz in der Bundesliga längst enteilt sind, versetzte sein Treffer den Rekordmeister kurzzeitig in Ekstase. Ersatzspieler und Trainerteam sprangen auf und fielen sich vor Glück in die Arme. Das Ganze erinnerte gefühlsmäßig eher an einen Treffer kurz vor Schluss in einem Champions-League-Finale als an ein Liga-Nachholspiel im Januar.

Nach Schlusspfiff stand Thiago im Mittelpunkt der Jubelarien. Die Bayern-Profis sprinteten auf den Matchwinner zu und begruben den Spanier unter der Spielertraube. Thiago freute sich wie ein Kind über seinen sehenswerten Treffer der Kategorie "Tor des Monats". "Am Ende waren wir glücklich für das letzte, fantastische Tor von Thiago", zollte Guardiola dem herrlichen Seitfallzieher seines Landsmanns völlig zurecht Respekt.

"Es war glücklich, so ein wunderschönes Tor zu erzielen", sagte Thiago bescheiden. Nebenbei stellte er den Bundesliga-Startrekord ein: Das Spiel in Stuttgart war sein achter Bundesliga-Einsatz, alle Spiele gewann der FC Bayern, der in diesen Partien auf 22:2 Tore kommt.

"Thiago — oder nix", spätestens jetzt weiß jeder, was Guardiola im Sommer damit meinte.

(can)
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