"Peinlich", "Bodenlos", "Frechheit" Augsburg fühlt sich nach Bayern-Elfer betrogen
Ein angefressener Pep Guardiola haderte vor dem Start in die Königsklasse mit der Leistung seiner "schläfrigen" Stars - sein aufgebrachter Kollege Markus Weinzierl ärgerte sich maßlos über Schiedsrichter Knut Kircher: Der glückliche 2:1 (0:1)-Erfolg des FC Bayern im Derby gegen den FC Augsburg durch ein Elfmeter-Geschenk in der 90. Minute sorgte für reichlich Emotionen und Aufregung.
Während sich die Münchner dank Tor-Garant Thomas Müller vor dem Champions-League-Auftakt am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker) bei Olympiakos Piräus immerhin über den vierten Bundesliga-Sieg im vierten Spiel freuen konnten, waren die Augsburger vor ihrer internationalen Premiere am Donnerstag (21.05 Uhr/Live-Ticker) bei Athletic Bilbao außer sich. Weinzierl hatte sich auch lange nach Abpfiff noch nicht beruhigt.
Er sage lieber nichts über seine Gefühle, meinte der FCA-Coach, "sonst werde ich auch noch persönlich bestraft, die Mannschaft ist schon genug gestraft worden. Das war eine katastrophale Entscheidung, wir sind beschissen worden", schimpfte Weinzierl über die Szene des Spiels.
Bayern-Profi Douglas Costa war kurz vor Schluss auf Markus Feulner aufgelaufen, Schiedsrichter Kircher (Rottenburg) entschied nach kurzem Zögern völlig zu Unrecht auf Strafstoß, nachdem sein Assistent Robert Kempter (Stockach) die Fahne gehoben hatte. Für Augsburgs Manager Stefan Reuter war dies "nur noch peinlich". "Bodenlos, eine Frechheit", fügte Weinzierl mit finsterer Miene an, nachdem Müller mit seinem sechsten Saisontor eiskalt vollstreckt hatte.
Da war es für den FCA, der mit einem Punkt im Tabellenkeller verharrt, nur ein ganz schwacher Trost, dass Kircher einräumte, "dass wir falsch lagen. Ich habe mich auf meinen Assistenten verlassen." Es breche ihm aber kein "Zacken aus der Krone zu sagen: Sorry. Das ist so, als wenn ein Stürmer den Ball aus fünf Metern in den dritten Rang haut und die Mannschaft absteigt."
Bayern zu "schläfrig"
Nutznießer von Kirchers schwerem Fehler waren die Bayern - aber so richtig freuen wollten sich die Münchner auf dem Weg zu ihrer historischen vierten Meisterschaft nicht. Vor allem die erste Halbzeit hatte Guardiola völlig missfallen.
Da sei die "Körpersprache nicht gut" gewesen, "das Spiel war sehr, sehr langsam. Wir müssen 90 Minuten spielen und nicht nur 45. Ich hoffe, dass das eine Lehre für die Zukunft ist", moserte der 44-Jährige, der kurzfristig auch noch Mario Götze (muskuläre Probleme) ersetzen musste.
Müller monierte, "dass wir im Kopf ein bisschen schläfrig waren. Das kannst du dir auf dem Niveau nicht erlauben." Jerome Boateng fehlte die "nötige Aggressivität", auch beim Gegentor durch Alexander Esswein (43.): "Das war schlecht verteidigt."
Auch wenn Robert Lewandowski (77.) und Müller das Spiel für die Bayern, bei denen Kingsley Coman sein Debüt feierte, noch drehten, blickte Kapitän Philipp Lahm mit einiger Sorge in Richtung Piräus: "Da muss jeder Gas geben und 100 Prozent auf dem Platz stehen, sonst kann es in die Hose gehen."
Weinzierl hat bis Donnerstag Zeit, sein Team vor dem Ausflug nach Spanien aufzurichten. Und der 40-Jährige ist sicher, dass dies gelingen wird: "Das war eine gute Leistung von uns. Darauf können wir aufbauen." Auch Kapitän Paul Verhaegh zeigte sich bei aller Entrüstung trotzig: Der Auftritt mache "Mut für die nächsten Wochen".