Bayern München besiegt Bayer Leverkusen Das erste Spiel nach Uli Hoeneß

München · Obwohl er nicht im Stadion sitzt, ist der wegen Steuerbetrugs verurteilte ehemalige Präsident und Aufsichtsratschef irgendwie doch gegenwärtig. Die Münchner Fußballprofis erledigen ihre Pflicht und besiegen Leverkusen mit 2:1.

Rummenigge vermisst Hoeneß auf der Tribüne
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Der rüstige Mann, der stoischen Schrittes an den Ticketschaltern vor der Allianz-Arena vorbeigeht, erntet erst mit Verzögerung einige Blicke. Es sind zweite Blicke, denn auf den ersten ist nichts besonders an diesem Bayern-Fan, der sich die Rückennummer zehn aufs Trikot hat flocken lassen. Die zehn ist Arjen Robbens Nummer, und der Holländer ist inzwischen fast schon beliebt in München. Doch auf diesem rüstigen Rücken steht nicht Robben unterhalb der Nummer zehn, sondern Hoeneß. Solidarität in XXL.

Es ist das erste Spiel des FC Bayern, nachdem sein langjähriger Macher als Steuerhinterzieher zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Dass der Gegner Leverkusen heißt, ist höchstens zweitrangig. Vorrangig geht es um Hoeneß. Der ist zwar anders als am Dienstag gegen Arsenal London nicht im Stadion, aber irgendwie ist er es dann doch. "Sein Geist bleibt da", sagt Münchens Sportvorstand Matthias Sammer vor der Partie. Es klingt, als wäre Hoeneß gestorben und nicht verurteilt. Tags zuvor hatte ein Journalist Trainer Pep Guardiola gefragt, ob er Philipp Lahm, Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger draußen lassen werde. Wegen der mentalen Belastung, Hoeneß sei ja schließlich eine Art Ziehvater für die drei.

Während der 90 Minuten gegen Leverkusen ist dann alles wie immer. Wie mit Hoeneß. Das Stadion ist ausverkauft. Wie immer.Wie mit Hoeneß. München gewinnt das Spiel. Wie zuletzt immer. Wie mit Hoeneß. Für Bilder haptischer Solidarität auf den Rängen müssen die anwesenden Fotografen indes extrem zoomen. Vier, fünf selbstgebastelte Transparente fangen die Kameras ein. Auf ihnen stehen Sätze wie "Gute Freunde kann niemand trennen" oder "Danke Uli für 40 geile Jahre" oder "Immer einer von uns". Es gibt keine Choreographie, keine Solidaritätsschals für fünf Euro, und weder Mario Mandzukic noch Schweinsteiger zeigen beim Jubel nach ihren beiden Treffern ein Hoeneß-T-Shirt unter dem Trikot. Es dauert immerhin bis zur 76 Minute, bevor die Südkurve anstimmt "Uli Hoeneß, du bist der beste Mann!" Zu dem Zeitpunkt hatten die Leverkusener Anhänger in der Nordwestecke des Stadions schon mehrere Male "Steht auf, wenn Ihr Steuern zahlt!" intoniert. Häme und Hoeneß gehören im Volksmund dieser Tage irgendwie zusammen.

Hinterher, in den weitläufigen Katakomben, ist dann Raum und Zeit für große Worte. So mancher Bayern-Star sagt hier etwas Nettes über Uli Hoeneß. "Auch wenn es bewölkt war, ist die Sonne trotzdem da. Uli Hoeneß wird immer für den FC Bayern da sein", sagt Manuel Neuer. "Er ist und bleibt immer der Mister FC Bayern", sagt Robben. "Wir müssen jedes Spiel für Uli gewinnen. Er ist eine große Person und immer bei uns", sagt Ribéry. Lahm sagt vielleicht als einziger das Richtige: "Das ist nicht unser Thema. Deswegen werde ich zum jetzigen Zeitpunkt sicher nichts dazu sagen."

Bayern-Fans zeigen Solidarität mit Uli Hoeneß
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Foto: dpa, shp jai

Dem Sportlichen bleibt an diesem Abend, an dem Mario Mandzukic kurz vor der Pause und der stark spielende Bastian Schweinsteiger mit einem sehenswerten Freistoß kurz nach Wiederbeginn die Bayern-Treffer erzielen, vor lauter Hoeneß allenfalls eine Nebenrolle. Dabei hat der 2:1-Sieg — für Leverkusen trifft Stefan Kießling in der Schlussminute — durchaus konkrete Folgen für die nun seit 50 Bundesligaspielen unbesiegten Münchner. Weil die zweitplatzierten Dortmunder gegen Gladbach verloren, können die Bayern bei nun 23 Punkten Vorsprung schon am kommenden 26. Spieltag Meister werden. Das wäre der 22. März. So früh hat noch keine Mannschaft den Titel geholt. Für den Rekord müssten die Bayern in Mainz gewinnen und Dortmund zeitgleich in Hannover verlieren.

(RP)
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