„Komplett falsche Richtung“ Breite Ablehnung gegen Aufstiegsplan des FC Bayern

München · Was Barcelona darf, sollte auch das Recht der Bayern sein. Analog zu der Regelung in Spanien wünschen sie sich beim Rekordmeister, dass die 2. Mannschaft in der 2. Liga spielen darf. Freunde macht man sich damit nicht.

 Bayerns Präsident Herbert Hainer.

Bayerns Präsident Herbert Hainer.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die kleine Empörungswelle dürfte Herbert Hainer mit Sicherheit einkalkuliert haben. Kaum hatte der Präsident von Bayern München seinen Gedankenspielen für ein Aufstiegsrecht in die 2. Fußball-Bundesliga für Zweitvertretungen freien Lauf gelassen, meldeten sich die ersten Mahner. Von Schalke bis Regensburg war man nicht wirklich von der Idee angetan, die Zweitvertretung der Bayern künftig im Kreis der 36 Bundesligisten am Tisch zu haben.

Noch härter würde die Novelle der Aufstiegsregelung die finanziell traditionell klammen Drittligisten treffen. Im Prestigeprodukt des DFB war Bayern II als Aufsteiger der gerade beendeten Saison Meister geworden. „Bayern hat ganz andere Möglichkeiten als 99 Prozent der Clubs auf dieser Welt. Von der Fairness her ist es gut, so wie es ist“, sagte der frühere Bayern-Profi Torsten Frings. Der Ex-Nationalspieler steht künftig als Trainer des SV Meppen an der Seitenlinie.

Auch ein paar Hundert Kilometer weiter östlich hält sich die Begeisterung in Grenzen. „Angesichts der finanziellen und personellen Ressourcen solch großer Clubs würden die Chancen auf den Aufstieg für alle anderen schlagartig sinken“, betonte Jens Rauschenbach, Präsident des Halleschen FC. Hansa Rostocks Vorstandschef Robert Marien ließ mitteilen, dass „im Extremfall die Gefahr einer Monopol-Stellung bestehen könnte“.

Gern gesehen sind Zweitvertretungen in der für sie maximal erreichbaren 3. Liga ohnehin nicht. Spiele gegen diese Teams gelten als unattraktiv, oft wurden Stimmen der Wettbewerbsverzerrung laut, wenn mal eine Hand voll Profis aus der Bundesliga-Mannschaft im Kader stand. „Mir muss erst noch jemand erklären, was an dieser Idee gut sein soll. Ich denke nicht, dass die Leute das sehen wollen“, sagte Meppens Geschäftsführer Ronald Maul.

Hainer begründete seine Idee im Bayern-Vereinsmagazin damit, dass Sportler immer nach dem Maximalen streben. Das tut der FC Bayern natürlich als Verein auch und deshalb dürfte auch das Streben nach Gewinnmaximierung dahinterstecken. Denn mittlerweile hat der Rekordmeister einen stattlichen Talentepool in seiner U23 versammelt. Davon werden es am Ende nur wenige zu den Profis schaffen.

In der 2. Liga stünden die Spieler in einem deutlich größeren Schaufenster, wodurch sich womöglich einträglichere Ablösesummen generieren ließen. Da wäre es zu verschmerzen, wenn die Mannschaft wie in der 3. Liga bei den TV-Einnahmen außen vor wäre. Auch die Spieler selbst hätten eine andere Perspektive. Jüngst musste Bayern II seinen besten Spieler ablösefrei nach Holland ziehen lassen. Der Stürmer Kwasi Okyere Wriedt kam in München nicht weiter und nahm ein Angebot von Willem II Tilburg an.

Ging der Trend vor Jahren noch in die Richtung, dass Bundesligisten ihre U23 abschafften, so sind die „Zwoten“ wieder in. Wolfsburg II kämpft seit Jahren um den Aufstieg in die 3. Liga, auch der BVB will mit seinem Nachwuchs aus der Regionalliga raus. Dafür hat man jüngst Trainer Enrico Maaßen verpflichtet, der den SV Rödinghausen zur Meisterschaft der West-Staffel geführt hatte.

Die Konkurrenz ist davon ebenso wenig begeistert wie vom Vorschlag Hainers. „Das geht aus unserer Sicht, aus der Sicht eines ambitionierten Traditionsvereins, in die komplett falsche Richtung“, sagte Marcus Uhlig, Vorstandsboss von Rot-Weiss Essen. Vielmehr wünsche er sich ein englisches Modell, bei dem Zweitvertretungen in einem autarken Ligen-System spielen.

(pabie/dpa)
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