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Frankfurt gegen Bayern im Pokal-Finale Niko Kovac hat viel zu verlieren

Berlin · Der Trainer von Eintracht Frankfurt trifft am Samstag im DFB-Pokalfinale auf seinen künftigen Arbeitgeber Bayern München. Mit einem Sieg gegen den Rekordmeister würde sich Niko Kovac trotzdem in zweierlei Hinsicht einen Gefallen tun.

 Für den Noch-Frankfurter und Bald-Bayern-Trainer Niko Kovac steht viel auf dem Spiel.

Für den Noch-Frankfurter und Bald-Bayern-Trainer Niko Kovac steht viel auf dem Spiel.

Foto: dpa/Soeren Stache

Vielleicht haben ihn die Eltern früher mal ermahnt. Vielleicht haben sie gesagt: "Niko, halt dich gerade", wenn er mal wieder ziemlich kaputt vom Bolzplatz Schillerwiese nach Hause kam. Die Lektion ist jedenfalls angekommen. Niko Kovac, inzwischen 46, hält sich gerade. Im Sitzen sieht er schon ein bisschen nach Feldherr aus, am Rand des Fußballplatzes erst recht. Der Junge aus dem Berliner Arbeiterstadtteil Wedding hat es weit gebracht. Am Samstag führt er zum zweiten Mal in Folge Eintracht Frankfurt ins DFB-Pokal-Finale. Und der gütige Fußballgott will es so, dass Kovac dort auf seinen nächsten Arbeitgeber, den FC Bayern, trifft. "Das", sagt Jupp Heynckes, den Kovac beerben wird, "ist natürlich eine wunderbare Konstellation für die Medien." Man könnte sagen: Es ist überhaupt eine wunderbare Konstellation. Und für einen der beiden Trainer könnte es eine ganz wunderbare Geschichte werden. Oder auch nicht. Es gehört zum guten Fußballerton, dass alle vorgeben, nur ans Finale zu denken. "Wir haben eine Aufgabe, das Jetzt ist entscheidend", sagt Kovac. Und er lässt die Stimme dabei ein bisschen tiefer klingen. Selbstverständlich sitzt er sehr gerade. Heynckes nimmt das entspannter. "Ich sehe es locker, ich bin ja auch keine 45 mehr", erklärt der 73-Jährige, "ich weiß aber, dass Niko sehr gut präpariert ist."

Gute Vorbereitung passt zu Kovac. Er wird seine Mannschaft punktgenau auf den Saison-Höhepunkt einstellen. Und er wird mit einem sehr genauen Plan seine Arbeit bei den Bayern angehen. Denn Kovac ist ein zielstrebiger Mensch. Er war als Fußballer nicht so begabt wie sein Bruder Robert (44), der ihm heute als Assistent dient, aber er ist ein geborener Boss. Das muss schon auf dem Bolzplatz im Wedding so gewesen sein. So hat es der Schiedsrichter Manuel Gräfe mal erzählt, der wie Kevin-Prince Boateng (heute Spieler bei Kovac' Eintracht) und Thomas "Icke" Häßler zu den Jungs gehörte, die im Wedding kickten. "Niko war ein Anführer und Stratege", sagte Gräfe.

Die Späher sahen auf dem Bolzplatz zunächst mal zwei Talente. Sie lotsten die Kovac-Brüder zu Rapide Wedding. Der weitere Weg war typisch Berlin. Über die seinerzeit berühmte Schule von Hertha Zehlendorf ging es zur großen Hertha. Und von dort in die große, weite Fußballwelt, die immer noch nicht so recht in Berlin verortet werden kann - allen Bemühungen des Hauptstadtklubs zum Trotz.

Niko Kovac machte seinen Weg. Er gewann mit den Bayern deutsche Meisterschaften, er spielte in der Champions League, und er machte 83 Länderspiele für Kroatien. Er gab nie den fußballerischen Feingeist, und er hat sich nie an internen Meisterschaften im Übersteiger oder anderen Tricksereien beteiligt. Er führte seine Teams durch eine gewisse Klarheit in den Zweikämpfen des defensiven Mittelfelds, hatte Weitblick für die Entwicklungen auf dem Feld und ein sehr gesundes Selbstbewusstsein.

So ist auch der Trainer Kovac. Er redet nicht zu viel, aber er kommt auf den Punkt. Und er leidet auch als Fußballlehrer nicht unter einem Mangel an Selbstwertgefühl. Kovac sagt sehr gerne Sätze, die mit "Ich" anfangen. Weil sie meistens eine Logik haben, nehmen ihn Spieler und Öffentlichkeit als Autorität ernst. Das wundert ihn nicht. Als er gefragt wurde, warum er sich in seinen ersten Vertrag mit der damals abstiegsbedrohten Eintracht eine Ausstiegsklausel für den Fall eines Angebots durch einen großen Klub habe schreiben lassen, antwortete er: "Ich war überzeugt, durch meine Arbeit in Frankfurt interessant für andere Klubs zu werden." Die jüngere Geschichte hat ihn in dieser Ansicht bestätigt. Deshalb glauben viele, dass sein Kreuz breit genug ist für die Anforderungen in München. Für die Anforderungen eines Pokalfinals reicht es, das hat seine Eintracht im Vorjahr gegen Dortmund (1:2) gezeigt. Das wird sie auch am Samstag tun, selbst wenn Kovac ganz bewusst tief stapelt. "Wir müssen das Maximum erreichen und hoffen, dass die Bayern einen nicht so guten Tag haben", sagt er. Da muss allerdings der Kollege Heynckes doch mal widersprechen. "Ich sehe das nicht so", beteuert der Bayern-Coach. Und sein Verteidiger Mats Hummels ergänzt artig: "Wir brauchen eine Topleistung."

Das stimmt vielleicht sogar. Fraglich ist diesmal aber, ob die Bayern (wie immer) mehr zu verlieren haben oder ausnahmsweise ihr künftiger Trainer. Sein Team ist aus den Europacuprängen gepurzelt - just, als feststand, dass Kovac nach München gehen würde. Schlagen die Bayern die Eintracht, hinterlässt Heynckes seinem Nachfolger das Double, an dem der dann gemessen wird. Gewinnt Frankfurt, ist das Erbe nicht ganz so groß. Und die Eintracht-Fans würden Kovac dann doch zum Vereinshelden erklären. Davon war zuletzt weniger die Rede.

(pet)
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