DFB-Pokal Finale ist für Heynckes und Kovac ein „schönes Abschiedsgeschenk“

Ein Pokaltriumph zum Abschluss: Jupp Heynckes will sein Karriereende veredeln, Bayern-Nachfolger Niko Kovac greift nach seinem größten Trainererfolg.

 Das Endspiel im DFB-Pokal zwischen dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt ist die letzte Partie, in der der Jupp Heynckes (links) auf der Trainerbank der Münchner sitzen wird. Dann übernimmt der jetzige Eintracht-Coach Niko Kovac beim deutschen Rekordmeister.

Das Endspiel im DFB-Pokal zwischen dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt ist die letzte Partie, in der der Jupp Heynckes (links) auf der Trainerbank der Münchner sitzen wird. Dann übernimmt der jetzige Eintracht-Coach Niko Kovac beim deutschen Rekordmeister.

Foto: dpa/Soeren Stache

Arm in Arm posierten Jupp Heynckes und Niko Kovac vor der Pokal-Trophäe. Im Berliner Endspielspektakel mit zwei einzigartigen Abschieden und der langersehnten Rückkehr von Manuel Neuer wollen beide Trainer an diesem Samstag den Pott im Konfettiregen in die Höhe recken. „Natürlich werden Emotionen hochkommen“, gestand Heynckes, der als eine der größten deutschen Fußball-Persönlichkeiten abtritt. „Das wird sicher noch mal ein Highlight in meiner Biografie.“ Und sein Nachfolger Kovac betonte: „Die ganze Stadt lechzt wieder nach einem Titel. Der letzte liegt 30 Jahre zurück. Es wäre eine Explosion der Gefühle für Frankfurt und unsere Fans.“

Rekordsieger FC Bayern um Bald-Privatier Heynckes gegen Eintracht Frankfurt mit dem Neu-Münchner Kovac lautet am Samstag (20.00 Uhr/ARD und Sky) die prickelnde Paarung des 75. Pokal-Endspiels - und das an einem ersehnten Abend für Weltmeister Neuer. Der DFB-Kapitän ist vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nach quälend langer Verletzungspause erstmals wieder im Kader des Rekordpokalsiegers.

Neuers WM-Teilnahme wird wahrscheinlicher

„Er wird im Aufgebot stehen, aber nicht von Beginn an spielen“, sagte Heynckes. Er berichtete erleichtert von weiteren Fortschritten des Welttorhüters und prophezeite: Neuer werde zur WM nicht nur fit, sondern dort auch „ein großer Rückhalt sein“.

Doch zunächst zählt nur Berlin - und vor 74 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion möchte Kovac den FC Bayern ein letztes Mal verlieren sehen. „Das Finale ist ein schönes Abschiedsgeschenk“, sagte der Kroate nach gut zwei Jahren bei den Hessen. „Ich habe eine tolle Zeit erlebt, deshalb ist etwas Wehmut dabei.“

Einträchtig saßen der 73-jährige Heynckes vor seinem allerletzten Spiel überhaupt und der 27 Jahre jüngere Kovac bei der Pressekonferenz zusammen. „Eine wunderbare Konstellation für die Medien“ sei das, sagte Heynckes und spielte das Trainerduell im „deutschen Wembley“ herunter.

„Ich denke, dass der FC Bayern die nächsten Jahre Erfolge haben wird, auch oder besonders mit Niko Kovac“, versicherte Heynckes. Es sei „überhaupt nicht“ das Duell FC Bayern gegen Niko Kovac, wiegelte auch Präsident Uli Hoeneß ab. Nach der „sehr emotionalen“ Verabschiedung auf dem Vereinsgelände wünscht er seinem Freund Jupp einen goldenen Karriereabschluss.

Finale wird in 185 Ländern übertragen

Der Ausgang des Endspiels, das in 185 Länder übertragen wird, beeinflusst das sportliche Lebenswerk von Heynckes nach über einem halben Jahrhundert im Profifußball nicht, die Bewertung der Amtszeit von Kovac in Frankfurt dagegen schon. Nicht zuletzt wegen der Begleitumstände und des Ärgers über seinen Wechsel zum Branchenprimus, bei dem er im Juli das schwere Heynckes-Erbe antritt. „Wir wollen das Spiel gewinnen. Das Danach ist total unwichtig“, sagte Kovac. Erstmals trifft ein Finaltrainer auf seinen künftigen Arbeitgeber.

Die Protagonisten sind auf die 90 oder 120 Minuten auf dem Berliner Endspielrasen fokussiert, für Welttorhüter Neuer ist selbst die Reservistenrolle 245 Tage nach seinem letzten Spiel bedeutsam. Einen Monat vor dem WM-Start am 14. Juni in Russland schnuppert der Kapitän nach drei Mittelfußbrüchen endlich wieder Wettkampfatmosphäre. „Manuel hat eine Präsenz und ist eine Autorität im Tor, das ist mit fast Niemandem zu vergleichen. Ich denke, dass er sich relativ schnell wieder im Wettkampfmodus einfügen kann“, versicherte Heynckes.

Die eindeutigen Prognosen aus München dürfte auch Löw mit Freude vernehmen. Vier Tage vor dem Start in das WM-Trainingslager kann es nach Einschätzung des Bundestrainers nur einen Finalsieger geben. „Wenn Bayern die Leistung abruft, die man kennt in solchen Spielen, dann werden sie selbstverständlich dieses Spiel auch gewinnen“, prognostizierte Löw. Dem stimmte Kovac zu: „Sollten beide ihr Maximum erreichen, wird es für uns sehr schwer.“

Thomas Müller kann spielen

Die Münchner Doublelust ist riesengroß, den Stars ist ein triumphaler Abschied von Heynckes eine Woche nach der 1:4-Schlappe in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart eminent wichtig. „Jeder brennt auf den Titel“, versicherte Thomas Müller. Nach dem Magen-Darm-Infekt ist der Kapitän wieder fit, verkündete Heynckes. Dagegen fallen Jerome Boateng, Arturo Vidal und Arjen Robben aus. Bei der Eintracht sind alle Leistungsträger dabei.

Zum 22. Mal stehen die Münchner im Endspiel und wollen den 19. Titel, 2006 siegten sie dank Claudio Pizarro 1:0 gegen die Eintracht. Die Frankfurter, bei denen Adi Hütter in der neuen Saison das Amt von Kovac übernimmt, dürfen zum achten Mal in einem Cup-Finale auflaufen. Viermal holten sie den Titel, zuletzt vor 30 Jahren. Bei einem Sieg sind die Frankfurter in der Gruppenphase der Europa League gesetzt. Sonst jubelt der VfB Stuttgart über Europa.

Beim Endspiel wird in diesem Jahr nicht nur auf Show-Auftritte à la Helene Fischer verzichtet. Auch vor dem Spiel gibt es eine Neuerung: Der Pokal wird nicht wie zuletzt von einem weiblichen Star im goldenen Kleid ins Olympiastadion getragen, sondern von Bayern-Weltmeister Paul Breitner und Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel.

(dpa)
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