"Hölle" von Turin Für Bayern wird es erstmals richtig ernst

Auf Bayern München wartet im Achtelfinale der Königsklasse eine äußerst schwere Aufgabe. Pep Guardiola warnt eindringlich vor Turins Stärken bei Standardsituationen.

Bayern-Gegner Juventus Turin im Porträt
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Foto: ap, MP AP

Über die "Hölle" Turin zum Traumziel Mailand: Für Bayern München wird es auf der Mission "Triple 2016" erstmals richtig ernst. Das Achtelfinale in der Champions League gegen Vorjahresfinalist Juventus Turin könnte für den deutschen Fußball-Rekordmeister und Trainer Pep Guardiola schon zur Endstation Sehnsucht werden. "Wir brauchen die beste Leistung des Trainers, des Stabes, der Spieler", sagte Guardiola.

Der Druck vor dem Hinspiel am Dienstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) ist riesig, die Sorgen in der "Zwergen"-Abwehr und der Respekt vor der bärenstarken alten Dame um Herzstück Sami Khedira groß. "Normalerweise ist das ein Spiel fürs Halbfinale, Finale. Hier denken manche: Wir sind Bayern, wir sind so gut. Und dabei vergessen sie ein bisschen: Auch Juve ist gut. Es wird sehr, sehr schwer. Es werden zwei wahnsinnige Spiele", warnte Guardiola.

Für den 45 Jahre alten Spanier haben die Spiele in der Königsklasse eine besondere Bedeutung. Scheitert Guardiola erneut vorzeitig, wird er München als Unvollendeter in Richtung Manchester City verlassen. Doch das wollen die Bayern mit aller Macht verhindern. Juve soll nur Zwischenstation auf dem Weg ins Finale am 28. Mai in San Siro sein. "Wir haben große Ziele", gab Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem "vielleicht interessantesten Achtelfinal-Duell" zu bedenken: "Jetzt geht es richtig los für uns!"

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Die Bayern wissen, "dass wir zweimal in Bestverfassung sein müssen. Wir sind gewarnt", betonte Sportvorstand Matthias Sammer. "Sehr, sehr viel Respekt" äußerte Arjen Robben, Kapitän Philipp Lahm sprach vor seinem 100. Spiel in der Königsklasse von einer "großen Herausforderung". Zumal die Münchner im 41.000 Zuschauer fassenden Juventus-Stadion "die Hölle" erwarte, wie Turins Torjäger lvaro Morata versprach. Doch, so Robben locker, "Hölle sind wir gewohnt".

Duelle in der Luft vermeiden

Ohne Jerome Boateng, Javi Martínez und Holger Badstuber wird es für die Mini-Abwehr mit David Alaba (1,80 m), Joshua Kimmich (1,76), Lahm (1,70) und Juan Bernat (1,70) allerdings gegen Mario Mandzukic und Co. eine echte Herausforderung. Duelle in der Luft sollen möglichst vermieden werden. "Körpergröße können wir uns nicht schnitzen", bemerkte Sportvorstand Matthias Sammer lapidar. Guardiola mahnte, wegen der Nachteile bei der Körpergröße Freistöße und Eckbälle zu vermeiden. "Die sind vielleicht die Stärksten bei Standards in Europa. Juve hat viele große Spieler. Unser Innenverteidiger heißt Kimmich", erläuterte Guardiola. Man müsse "auf jeden Fall sehr abgezockt sein", unterstrich Thomas Müller.

Auf den Weltmeister und seinen kongenialen Offensivpartner Robert Lewandowski, die zusammen in der Liga bereits 39 und in der Königsklasse zwölf Treffer erzielt haben, ruhen große Hoffnungen. "Die zwei lösen beim Gegner keine Jubelstürme aus", sagte Rummenigge, ergänzte aber: "Wichtig ist auch, was drumherum passiert. Die beiden werden auch gut bedient."

Inzwischen hat Guardiola in der Offensive alle Stars zur Verfügung. Mario Götze saß gegen Darmstadt erstmals auf der Bank - und Franck Ribery feierte beim 3:1 ein furioses Comeback. Doch auch Juve kann vorne glänzen. "Juwel" Paulo Dybala gilt als Aufsteiger der Saison - und den wiedergenesenen Mandzukic, der zwei Jahre in München auf Torejagd ging, kennen die Bayern ja zur Genüge.

Als "sehr clever und sehr stark" würdigte Müller die Konkurrenz, erinnerte aber auch an "die guten Erfahrungen" mit Juve. Im Viertelfinale 2012/13 gelangen zwei 2:0-Siege, in der Gruppenphase 2009/10 gar ein 4:1 in Turin.

"Rentner"-Abwehr ist ein anderes Kaliber

Das Juve 2016 um die "Rentner"-Abwehr mit Gianluigi Buffon (38), Stephan Lichtsteiner (32), Andrea Barzagli (34), Leonardo Bonucci (28) und Patrice Evra (34) ist aber ein anderes Kaliber. Als Kopf im Mittelfeld gilt Weltmeister Khedira, den Guardiola im Sommer 2014 nicht wollte.

"Es wird ganz wichtig sein, ein Tor zu erzielen", sagte Müller mit Blick auf das entscheidende Rückspiel am 16. März. Gerade das Toreschießen fällt schwer gegen Juve. Mit minimalen 6:3 Toren kam der Vorjahresfinalist in der Gladbach-Gruppe weiter. Juves Torhüterlegende Gianluigi Buffon (38) ist seit 836 Minuten oder neun Spielen ohne Gegentor.

Zuletzt hatte es bis zum 0:0 in der Generalprobe gegen Bologna 15 Ligasiege gegeben. Im Europacup ist Turin seit 16 Spielen zu Hause ungeschlagen - die letzte Pleite hatte es 2013 gegeben. Gegen die Bayern. Das soll nicht wieder passieren. "Niemand ist unschlagbar", sagte Juves Vize-Präsident Pavel Nedved.

(old/dpa/sid)
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