Bayern hoch motiviert vor dem Spiel in Salzburg „Wir sind absolut heiß auf das Spiel“

Salzburg · Die Bayern-Stars brennen nach der Bochum-Watschn auf einen großen Fußballabend in der vollbesetzten Salzburger Arena. In der positiv aggressiven Stimmung sollen die Zweifel an der Titelreife in Europa weggewischt werden. Uli Hoeneß empfiehlt mehr interne „Reibung“.

Thomas Müller beim Abschlusstraining des FC Bayern vor dem Spiel in Salzburg.

Thomas Müller beim Abschlusstraining des FC Bayern vor dem Spiel in Salzburg.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Bayern-Stars sind richtig angepiekst. Vor der stets brisanten deutsch-österreichischen Fußball-Kraftprobe mit den jungen Salzburger Fußball-Bullen um Nationalstürmer Karim Adeyemi schickten die Münchner am Dienstag ihren Königsklassen-Veteran Thomas Müller vor, um Zweifel an dem über Deutschlands Grenzen hinaus gefürchteten „Mia san mia“-Verständnis zu verscheuchen. „Es trifft schon zu, dass, wenn wir verlieren, das Selbstverständnis einen Kratzer kriegt, aber auch die Ehre gekitzelt wird“, verkündete der Kapitän. Der zweite Teil des Satzes war dabei der entscheidende.

In der nach Corona-Lockerungen in Österreich mit 29.520 Zuschauern ausverkauften Red Bull Arena, in der Bayern-Trainer Julian Nagelsmann eine „positiv aggressive Stimmung gegen uns“ erwartet, soll Europa im Achtelfinalhinspiel am Mittwochabend (21.00 Uhr/DAZN) wieder die hochgelobten und dominanten Bayern der Gruppenphase erleben – und nicht die des blamablen 2:4 in Bochum. „Wir sind absolut heiß auf das Spiel“, sagte Müller: „Jetzt kommt der Startschuss für eine Phase, die extrem wichtig ist. In der Champions League geht es gegen die Besten, wenn es Richtung Finale geht. Da willst du dazugehören.“

Das Erklingen der Königsklassen-Hymne soll nach dem Schlendrian im Liga-Alltag für den letzten Spannungskick sorgen, um auf der so geliebten europäischen Bühne wieder als Giganten aufzutrumpfen. „Wir haben die Aufgabe, die Gruppenphase idealerweise fortzusetzen“, sagte Nagelsmann. Sechs Siege, 22:3 Tore – das war Bestwert aller Teams.

Seit dem 2:4 am Samstag wird aber mal wieder alles hinterfragt beim Triple-Gewinner von 2013 und 2020. Nationalspieler Joshua Kimmich bemängelte die Mentalität. Die Abwehrspieler, allen voran der Ex-Salzburger Dayot Upamecano und Weltmeister Lucas Hernández, gerieten ins Visier der Kritiker. „Wir kassieren zu viele Gegentore“, äußerte Vorstandsboss und Ex-Torwart-Titan Oliver Kahn alarmiert.

Uli Hoeneß merkte am Montagabend als Gast bei ServusTV im Salzburger Hangar-7 kritisch an: „Ich habe gehört, dass die Stimmung in der Mannschaft sehr gut ist – vielleicht zu gut. Es gibt zu wenig Reibung!“ Das führe dazu, sinnierte der Ehrenpräsident, „dass man gegen vermeintlich schwächere Gegner nur 75 oder 50 Prozent spielt.“

Für Reibung ist aktuell freilich gesorgt. „Wir machen nicht die Augen zu und sagen: Betriebsunfall und weiter geht's“, bemerkte Müller zum Blackout von Bochum. Nagelsmann versucht, im öffentlichen Getöse Kurs zu halten. „Meine Herangehensweise werde ich nicht ändern.“ Der 34 Jahre junge Coach wirkte schon 30 Stunden vor dem Anpfiff angespannt.

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Nach dem frühen DFB-Pokal-K.o. wird die Champions League auch für ihn persönlich zum entscheidenden Bewertungskriterium des ersten Jahres in München. Er wird bei seinem offensiven Spielansatz bleiben. „Meistens sind wir in der Lage, mehr Tore zu schießen als zu kriegen“, sagte er. Erwartet wird aber, dass er in der Abwehr wieder eine Dreierkette aufbietet und die Abwehrbereitschaft mit Corentin Tolisso als zweitem Sechser neben Kimmich im Mittelfeld verstärkt. In Kapitän und Torwart Manuel Neuer, Leon Goretzka, Alphonso Davies und Jamal Musiala fehlen dem Bayern-Coach weiter vier wichtige Akteure.

Hoeneß sieht bei der Abwehrarbeit aber auch die Offensivspieler in der Pflicht: „Wenn du vorne nachlässig deckst, bekommst du Probleme.“ Auch Lewandowski, Müller, Sané, Coman und Gnabry sollen mehr gegen den Ball ackern. Hoeneß glaubt an eine positive Bayern-Reaktion: „Wenn es darauf ankam und es gegen starke Gegner geht, haben sie sich unglaublich zusammengerissen und sehr gut gespielt.“

Österreichs Serienmeister darf mit seiner jungen, unerfahrenen Mannschaft um den 20-jährigen Adeyemi eigentlich kein Stolperstein sein. Die Salzburger stehen erstmals überhaupt im Achtelfinale.

Nagelsmann erwartet am Spielfeldrand ein spannendes Trainerduell mit dem noch ein paar jüngeren Matthias Jaissle. Der RB-Coach hat – als Spieler – eine Hoffenheimer Vergangenheit wie Nagelsmann. „Julian hat einiges voraus, ist ein absoluter Top-Trainer“, sagte Jaissle am Dienstag bescheiden. Den Vergleich mit Nagelsmann möge er eher nicht: „Er ist er, ich bin ich.“

Müller bescheinigt Österreichs jungen Bullen „einen modernen Fußball, geprägt von Tempo und einem gewissen Chaos.“ Im Fokus steht dabei Adeyemi. Der junge Angreifer hat eine Bayern-Vergangenheit als Jugendlicher und bildet mit dem Schweizer Noah Okafor (21) das Salzburger Angriffsduo. Mit ihrem Turbotempo schossen sie mit jeweils drei Toren die Salzburger auf Platz zwei in der Wolfsburg-Gruppe.

„Natürlich bedeutet mir das Spiel sehr viel. Ich bin ein Münchner Junge“, sagte Adeyemi: „Es ist eine Ehre, gegen Bayern zu spielen, keine Rivalität.“ Er dürfte in Zweikämpfen häufiger auf Nationalverteidiger Niklas Süle treffen, mit dem er in der kommenden Saison bei Borussia Dortmund zusammenspielen könnte. Bei der Zukunftsfrage mauert der Jung-Nationalspieler aber konsequent: „Es ist noch nichts klar. Was im Sommer passiert, passiert im Sommer.“

(lonn/dpa)
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