Plädoyer für Respekt Kovac übt scharfe Kritik am Umgang mit Trainern - und verteidigt Favre

München · Bei Bayern München brodelt's, Niko Kovac braucht dringend eine Siegesserie. Der Trainer fordert deshalb in einem Grundsatzplädoyer Respekt. Zudem verteidigte der 48-Jährige den in die Kritik geratenen BVB-Trainer Lucien Favre .

 Niko Kovac.

Niko Kovac.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Niko Kovac hat die Nase voll. Der Trainer von Bayern München hat schon einige Minuten über die Verletzungsmisere geredet ("Jammern hilft nix!"), über die immer selben Defensivprobleme und sogar "Kaiser" Franz Beckenbauer zitiert, als er plötzlich grundsätzlich wird. Dass es bei mehreren Vereinen, darunter der FC Bayern, bereits nach acht Bundesliga-Spieltagen "auf die Trainer losgeht", habe "nicht allzu viel mit Respekt zu tun", sagt er sichtlich aufgewühlt: "Das ist eine Tendenz - und ich finde: das ist keine gute Tendenz."

Es folgt ein minutenlanges Plädoyer nicht nur, aber auch in eigener Sache. Kovac spricht ruhig, und doch ist er angefasst. Er verteidigt seine Zunft, den in Dortmund wackelnden Kollegen Lucien Favre - und sich selbst. Seine klare Botschaft an die Bosse: Es ist nicht meine Schuld, dass sich hier schon wieder eine Herbstdepression breit macht! "Man kann nicht, wenn man mal ein Spiel verliert, alles in Frage stellen", ruft er in den engen Münchner Presseraum.

1. Bundesliga - Alle aktuellen Trainer und ihre Verträge
20 Bilder

Die Verträge der Bundesliga-Trainer

20 Bilder
Foto: dpa/Sven Hoppe

Dabei hatte Hasan Salihamidzic nach dem zähen 3:2 in der Champions League am Dienstag bei Olympiakos Piräus genau das getan. "Alles muss besser werden", hatte der Sportdirektor auch mit Blick auf das Duell mit Aufsteiger Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gefordert. "Brazzo hat recht, wenn er sagt, wir können in bestimmten Bereichen besser werden", meint Kovac. Von der Grundsatzkritik des Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge nach dem Piräus-Spiel will er sich jedoch nicht angesprochen gefühlt haben. Diese sei an die Mannschaft gerichtet gewesen.

Doch auch Kovac hat beobachtet, dass wie im Vorjahr über ihn diskutiert wird. Sogar mögliche Nachfolger wie Jose Mourinho, Ralf Rangnick oder Erik ten Hag werden genannt. Es sei "komisch, dass immer alles auf eine Person projiziert wird. Umsetzen müssen es immer die Spieler", betont Kovac. Sein Kollege Favre etwa sei punktgleich mit dem Dritten Bayern Vierter, "und alles ist schlecht. Dann werden Namen gehandelt. Das verstehe ich nicht, wirklich nicht."

Er selbst sieht sich intern angeblich nicht infrage gestellt. "Ich kann Ihnen sagen: Ich bin mit meinen Chefs in Kontakt und glaube, dass der Sturm eher von draußen reingeweht wird. Daher bin ich da sehr entspannt", sagt er. Dennoch sei ihm bewusst, dass er liefern müsse. "Wir haben alle die Aufgabe, Spiele zu gewinnen. Die Schwierigkeit ist, dass man auch noch schöne Spiele erwartet, aber es ist kein Wunschkonzert", sagt Kovac. Auf die Frage, ob er einen öffentlichen Treueschwur erwarte, entgegnet er: "Kann sein, muss nicht sein, weiß ich nicht."

Der 48-Jährige steht vor der Herausforderung, aus einer schwächelnden, von Verletzungen geplagten Mannschaft wieder ein Spitzenteam zu machen. "Wir heulen nicht rum", sagt er zu den langfristigen Ausfällen von Niklas Süle (Kreuzbandriss) und Lucas Hernandez (Knöchel-OP). Auch Javi Martinez (muskuläre Probleme) und Serge Gnabry (Knie) sind angeschlagen.

Kovac will daher die Ersatzleute "stärken". Wie das geht, zeigt er am Beispiel Jerome Boateng. Dieser habe im Laufe seiner Karriere oft genug gezeigt, was er drauf habe, sagt Kovac: "Sollte er gut spielen - vielleicht wird er auch wieder eine Alternative für ganz andere Aufgaben." Etwa für die Nationalelf? Kovac: "Ich lasse Ihnen mal die Interpretation."

Taktisch sieht er kein Problem, fordert stattdessen Zweikampf- und Laufbereitschaft. Wie er die erreichen will? Wie einst Beckenbauer: "Das ist relativ einfach", sagt Kovac: "Geht's raus und spielt's Fußball!" Na dann.

(dpa/sid/old)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort