Dortmund gegen Bayern Klassiker auf Schmusekurs

Dortmund · Vor nicht allzu langer Zeit flogen vor dem Duell Dortmund gegen Bayern reichlich Giftpfeile. Das ist vorbei.

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Foto: dpa, mum hae ljm hak

Hans-Joachim Watzke platzte mal wieder der Kragen. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nehme durch sein Verhalten "billigend in Kauf, dass das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München weiter beschädigt wird", sagte das BVB-Oberhaupt. Etwas mehr als zwei Jahre ist das nun her. Wenn heute Abend (18.30 Uhr/Live-Ticker) die Bayern im Westfalenstadion gastieren, ist von Verstimmungen auf höchster Vereinsebene nichts mehr zu spüren. Das große Bohei mit Spitzen aus beiden Richtungen vor dem Klassiker wurde abgeschafft. "Mittlerweile fliegen Amor-Pfeile. Wir haben ein vernünftiges Verhältnis, und das ist auch ganz gut so", sagt Rummenigge. Was er meint: Die zwei Big Player der Fußball-Bundesliga haben sich vereinigt und kämpfen sowohl ligaintern als auch international häufig Seite an Seite.

Richtig in Fahrt kamen die verbalen Scharmützel mit der Dortmunder Provokation, den Münchenern die Meisterschaften 2011 und 2012 wegzunehmen und der bayerischen Reaktion, Mario Götze abzuwerben. Den Gipfel erreichte das Theater, als Bayern 2014 auch um die Dienste von Marco Reus warb. Watzke warf Rummenigge Heuchelei und Niveaulosigkeit vor und kündigte den letzten Rest eines professionellen Verhältnisses auf.

Einen gemeinsamen Besuch der Insel Sylt und ein PR-wirksam angenommenes Angebot des Duzens im Sommer 2016 später ist das Kriegsbeil endgültig begraben. Nun leben auch die bereits früher üblichen gegenseitigen Einladungen zum Abendessen vor dem Klassiker wieder auf. Bei einem Glas Wein lässt sich eben am besten besprechen, wie die umsatzstärksten Vereine Deutschlands (Bayern 474 Millionen Euro, Dortmund 281 Millionen; Saison 2014/15) ihre Machtstellung ausbauen. "Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für den deutschen Fußball", nennt Watzke das. "Es würde nicht gut aussehen, wenn wir uns permanent vors Schienbein treten."

Und so unterstützen die Dortmunder die Vorreiterrolle Rummenigges bei der anstehenden Champions-League-Reform. Auf die Frage des "Kicker", ob weniger finanzstarke Klubs mehr Geld aus den TV-Erlösen kassieren sollten, antwortete Watzke: "Das schwächt automatisch die Position unserer Spitzenklubs in Europa." Also die von Bayern und Dortmund. Aus "die und wir" ist ein gemeinsames "wir" geworden. Beide loben sich gegenseitig für die geräuschlose Abwicklung der Transfers von Mats Hummels, Mario Götze und Sebastian Rode im Sommer. Beide schlagen gemeinsam Alarm, was die Gehaltsentwicklung in Spanien angeht. Und als Watzke in dieser Woche erneut das finanzstarke Konstrukt RB Leipzig attackiert hat, dürfte auch Rummenigge zustimmend genickt haben.

So hängt es neben den Spielern vor allem an den Fans, heute das wünschenswerte, nötige Feuer in den Klassiker zu bringen. Denn eines steht fest: Der neue Schmusekurs hat die Ränge noch nicht erreicht. Dort wird die Abscheu für den Konkurrenten weiter offenherzig ausgelebt. Watzke: "Zuletzt bekam ich von Fans zu hören, ich sei ein anderer Mensch geworden. Früher hätte ich der Konkurrenz häufiger mal verbal einen mitgegeben. Nun würde ich mit Wattebällchen werfen."

(erer)
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