Prozess wegen Steuerhinterziehung Ab 9.30 Uhr kämpft Uli Hoeneß um seine Zukunft

München · Ein Spiel des FC Bayern, seines FC Bayern, verpasst Uli Hoeneß normalerweise nicht. Am Samstag aber, beim 6:1 (1:1) in Wolfsburg, da fehlte der Patriarch des kommenden deutschen Meisters. Hoeneß, so war zu hören, bereite sich auf diesen Montag vor, den Tag, an dem sein wohl schwerstes Spiel beginnt. Wobei: Ein Strafprozess ist kein Spiel. Die Lage ist ernst, und sie wird sich zuspitzen auf die Frage: Muss der "Angeklagte Ulrich H." ins Gefängnis?

Uli Hoeneß: Fragen und Antworten zur Steueraffäre
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Foto: dpa, Andreas Gebert

Ab Montag, 9.30 Uhr, wird die nähere Zukunft von Hoeneß entscheiden. Den Gedanken an eine Inhaftierung könne er schon mit Blick auf seine Familie "nicht zulassen", hat er gesagt. Er ist überzeugt, dass er alles richtig gemacht hat, nachdem zuvor so viel falsch gelaufen war. Doch die Entscheidung darüber, ob er tatsächlich wegen Steuerhinterziehung hinter Gitter muss oder auf Bewährung davonkommt, liegt nicht mehr in seiner Hand.

Die Entscheidung, ob das irgendwie Undenkbare eintritt, wird die 5. Strafkammer am Landgericht München II treffen. Vorsitzender Richter ist Rupert Heindl (47), ein Mann, der als harter Hund gilt. Unter ihm wird im "Strafverfahren gegen Ulrich H. wegen Steuerhinterziehung", Aktenzeichen W5 KLs 68 Js 3284/13, zu klären sein: Hat Hoeneß seine Steuerhinterziehung rechtzeitig und korrekt angezeigt, sprich: Ist seine Selbstanzeige wirksam?

Diese Selbstanzeige ist es, um die sich im Sitzungssaal 134 im Justizpalast nahe des Stachus in München wohl zunächst alles drehen wird. Hoeneß hat Steuern hinterzogen, das gibt er mit der Einreichung der Selbstanzeige zu. Er hat die Anzeige abgegeben, weil er davon ausging, dass sie strafbefreiend wirkt. Das kann sie auch, aber: Die Staatsanwaltschaft hält die Selbstanzeige von Hoeneß für unwirksam; sie soll unvollständig sein.

Prozess gegen UIi Hoeneß: Das ist der Gerichtssaal
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Hoeneß hat nun am Hals, was er mit dieser Selbstanzeige zu verhindern suchte: Ermittlungen, eine Anklage - und jetzt auch noch diesen Prozess. Alles zudem seit einem Jahr im Lichte der Öffentlichkeit, weil irgendjemand zum Leidwesen von Hoeneß in rechtswidriger Manier geplaudert und der Focus dann die Sache publik gemacht hat. Die Bundeskanzlerin zeigte sich hinterher von Hoeneß enttäuscht. Und nicht nur sie.

Nachdem die Affäre vor einem Jahr bekannt geworden war, zerbarst das Bild von Hoeneß über Nacht. Er, die moralische Instanz, ein Steuerhinterzieher und Zocker. In einem Interview in der "Zeit" gab er zu, Summen bewegt zu haben, "die für mich heute auch schwer zu begreifen sind", die Beträge "waren schon teilweise extrem", sagte er. Die Rede ist von Summen im dreistelligen Millionenbereich. Nur: Um sie geht es ab Montag nicht.

Geld "zum Zocken", wie Hoeneß sagte

Es geht um ein Konto bei der Vontobel-Bank in der Schweiz. Auf diesem Konto lag Geld, "zum Zocken", wie Hoeneß sagte. Und es ist dieses Konto, dessen Erträge Hoeneß dem deutschen Fiskus vorenthielt. Fraglich ist einstweilen: Warum hat Hoeneß erst dann eine Selbstanzeige eingereicht, als ein Steuerabkommen mit der Schweiz nicht zustande gekommen war? Hat er erst reagiert, als der Stern bei der Vontobel-Bank Nachforschungen anstrengte?

Sollte die Selbstanzeige unwirksam sein, wird gerechnet werden müssen: Was ist verjährt? Liegt der Steuerschaden bei 900.000 Euro, wie der Spiegel vermutet, oder bei 3,5 Millionen Euro, wie die Süddeutsche Zeitung annimmt? Eine Million Euro oder mehr bedeutet laut Bundesgerichtshof: Eine Bewährungsstrafe ist nicht mehr möglich. Eigentlich. Also: Gefängnis. Es sei denn, Hoeneß kann mildernde Umstände geltend machen. Welche auch immer.

(sid)
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